Racheklingen
Auftrag gegeben, bei Zoben Casoum, dem weltberühmten Meisterjuwelier von Corontiz …«
»Sicherlich aus gurkhisischem Gold gegossen.«
Rogont hielt einen Augenblick mit sauertöpfischem Blick inne. »Die Welt ist nicht so einfach, wie du denkst, Generalin Murcatto. Es tobt ein großer Krieg.«
Sie schnaubte. »Und du meinst, das wäre mir nicht aufgefallen? Wir leben in den Blutigen Jahren.«
Er schnaubte zurück. »Die Blutigen Jahre sind nur das aktuelle Scharmützel. Dieser Krieg begann, lange bevor du oder ich geboren wurden. Eine Auseinandersetzung zwischen den Gurkhisen und der Union. Oder vielmehr zwischen den Kräften, die diese beiden steuern, der Kirche von Gurkhul und den Banken der Union. Ihre Schlachtfelder sind überall, und jeder Mann muss sich für eine Seite entscheiden. Auf dem Gebiet dazwischen gibt es nur Leichen. Orso hält zur Union. Orso hat die Unterstützung der Banken. Und dementsprechend … werde auch ich unterstützt. Jeder Mann kniet vor einem Herrn.«
»Vielleicht ist es dir noch nicht aufgefallen. Ich bin kein Mann.«
Rogont lächelte wieder breit. »Oh, das habe ich bemerkt. War das vielleicht gleich das Zweite, was mich an dir faszinierte?«
»Was war das Erste?«
»Dass du mir helfen kannst, Styrien zu einen.«
»Und wieso sollte ich das tun?«
»Ein geeintes Styrien … könnte ebenso einflussreich sein wie die Union, so groß wie das Imperium von Gurkhul. Sogar noch größer! Es könnte sich aus diesem Konflikt herauslösen und selbstständig dastehen. Frei. Wir waren noch nie so kurz davor! Nicante und Puranti werden sich alle Mühe geben, von mir wieder in Gnaden aufgenommen zu werden. Affoia hat sich nie von mir abgewandt. Sotorius hält zu mir, nachdem ich Sipani gegenüber gewisse Konzessionen machte, die aber nur ein paar kleine Inselchen betreffen und die Stadt Borletta …«
»Und was sagen die Einwohner von Borletta dazu?«
»Was immer ich ihnen befehle. Sie sind höchst wankelmütige Leute, wie du ja auch schon feststellen konntest, als sie sich geradezu überschlugen, dir den Kopf ihres geliebten Herzogs Cantain auf dem Silbertablett zu präsentieren. Muris hat sich schon vor langer Zeit Sipani ergeben, und Sipani verneigt sich nun vor mir, zumindest auf dem Papier. Die Macht von Visserine ist gebrochen. Und was Musselia, Etrea und Caprile betrifft, nun ja. Ich würde sagen, du hast ihnen zusammen mit Orso den unabhängigen Geist herausgeprügelt.«
»Westport?«
»Kleinigkeiten, Kleinigkeiten. Westport ist ein Teil der Union oder ein Teil Kantas, je nachdem, wen man fragt. Nein, es ist Talins, um das wir uns nun kümmern müssen. Talins ist der Schlüssel zu dem Schloss, die Nabe des Rades, das fehlende Teilchen in meinem Mosaik.«
»Du hörst dich zu gern selbst reden, nicht wahr.«
»Nun, ich finde, ich sage viele vernünftige Dinge. Orsos Heer ist zerschlagen, und damit ist seine Macht zerstört wie Rauch im Wind. Er hat immer in erster Linie auf das Schwert gesetzt, eine Vorgehensweise, die so viele andere ebenfalls gewöhnt sind …« Er hob bedeutungsvoll die Brauen in ihre Richtung, und sie machte eine wegwerfende Handbewegung. »Nun muss er feststellen, dass er jetzt, da sein Schwert geborsten ist, keine Freunde mehr hat, die ihn unterstützen. Aber es wird nicht reichen, Orso zu vernichten. Ich brauche jemanden, der an seine Stelle tritt, der die aufmüpfigen Bürger von Talins wie verlorene Schafe zu meiner Herde treibt.«
»Sag mir Bescheid, wenn du den richtigen Schäfer dazu gefunden hast.«
»Oh, das habe ich schon. Einen fähigen, schlauen, durchtriebenen Menschen von beispielloser Widerstandskraft und furchteinflößendem Ruf. Jemanden, den man in Talins weitaus mehr liebt als Orso selbst. Jemanden, den er umbringen wollte … weil er Angst hatte, dass ihm sein Thron abspenstig gemacht werden sollte.«
Sie sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an. »Ich wollte diesen Thron damals nicht, und jetzt will ich ihn auch nicht.«
»Aber da er sich doch jetzt nun einmal anbietet … was kommt danach, wenn du deine Rache gehabt hast? Du verdienst es, dass man sich an dich erinnert. Du verdienst es, dieses Zeitalter zu formen.« Benna hätte genauso geredet, und Monza musste zugeben, dass ein Teil von ihr diese Schmeichelei genoss. Sie fand es herrlich, der Macht wieder so nahe zu sein. Sie war an Schmeichelei und Macht gewöhnt gewesen, und sie hatte lange ohne auskommen müssen. »Davon abgesehen, wie könntest du dich besser rächen, als
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