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Racheklingen

Racheklingen

Titel: Racheklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Dreck. »Bitte sag, dass du mir meine kleine Schauspielerei von neulich verziehen hast. Du siehst ja jetzt, was ich von dir schon die ganze Zeit dachte. Ich bin dir noch genauso zugetan wie immer.«
    Sie schnaubte. »Zugetan, ja?« Mehr, als sie jemals erfahren, und mehr, als er ihr je verraten würde. »Also war die kleine Schauspielerei nur zu meinem Besten? Wenn ich da vor Dankbarkeit mal nicht in Ohnmacht falle.«
    »Es zählte stets zu deinen liebenswürdigsten Eigenschaften, allzeit zu einer kleinen Ohnmacht bereit zu sein.« Er erhob sich unter leichten Mühen wieder. »Eine Folge deines empfindsamen weiblichen Herzens, nehme ich an. Komm mit, es gibt etwas, das ich dir zeigen möchte.« Er führte sie durch die Bäume zu einem Bauernhaus, dessen geweißte Wände in der Mittagssonne leuchteten, während Freundlich und Espe ihnen wie schlechte Erinnerungen folgten. »Ich muss jedoch zugeben, dass ich nicht nur daran dachte, dir einen Gefallen zu tun, und dass es sehr verlockend war, endlich Orso in den Arsch zu treten, sondern dass der Gedanke an persönlichen Wertzuwachs durchaus auch eine Rolle gespielt hat.«
    »Manche Dinge ändern sich nie.«
    »Nichts ändert sich jemals, und wieso sollte es auch. Mir wurde eine beträchtliche Summe gurkhisischen Goldes versprochen. Nun, das weißt du ja, schließlich warst du die Erste, die es mir anbot. Oh, und Rogont war außerdem so freundlich, mir in dem jetzt recht wahrscheinlichen Fall, dass er zum König von Styrien gekrönt wird, das Großherzogtum von Visserine in Aussicht zu stellen.«
    Er beobachtete zufrieden, dass sie überrascht die Luft einzog. »Du? Der verdammte Großherzog von Visserine?«
    »Nun, ich würde ungern die Verdammnis mit in meinen Titel aufnehmen, aber ansonsten hast du es erfasst. Großherzog Nicomo hört sich doch gut an, oder nicht? Salier ist schließlich tot.«
    »So viel weiß ich auch.«
    »Er hatte keine Erben, nicht einmal entfernte Verwandte. Die Stadt wurde geplündert, vom Feuer verwüstet, die Regierung brach zusammen, ein Großteil der Bevölkerung floh, wurde getötet oder anderweitig bedrängt. Visserine braucht einen starken, selbstlosen Anführer, unter dem die Stadt wieder zu ihrer früheren Größe erstarken kann.«
    »Und stattdessen bekommt sie dich.«
    Er gönnte sich ein kleines Lachen. »Aber wer wäre denn besser geeignet? Stamme ich denn nicht aus Visserine?«
    »Das tun viele Leute. Und die reißen sich auch nicht gleich das ganze Herzogtum unter den Nagel.«
    »Nun, es gibt ja auch nur eins, und das ist meins.«
    »Wieso willst du das überhaupt? Verantwortung? Verpflichtungen? Ich dachte, das alles wäre nichts für dich.«
    »Das habe ich auch immer gedacht, aber mein Wanderleben hat mich nur in die Gosse geführt. Ich habe in meinem Leben nicht viel geschaffen, Monzcarro.«
    »Ach was.«
    »Ich habe meine Talente sinnlos vergeudet. Selbstmitleid und Selbsthass haben mich auf dem unguten Weg der Selbstvernachlässigung, Selbstverstümmelung und schließlich fast bis zur Selbstzerstörung geführt. Das verbindende Element all dieser Wörter?«
    »Du selbst?«
    »Ganz genau. Eitelkeit, Monza. Selbstbezogenheit. Das Kennzeichen der Kindheit. Zu meinem eigenen Segen und dem meiner Mitmenschen muss ich lernen, erwachsen zu werden. Meine Fähigkeiten nach außen zu wenden. Es ist, wie du mir immer zu sagen versucht hast – es kommt eine Zeit, da ein Mann an etwas festhalten muss. Und wie könnte ich das besser tun, als mich mit ganzem Herzen dem Dienst an meiner Geburtsstadt zu verschreiben?«
    »Was das wohl wird, wenn du dich mit ganzem Herzen etwas verschreibst. Die arme Stadt Visserine kann einem leidtun.«
    »Den Bürgern wird es besser ergehen als unter diesem kunstraubenden Vielfraß.«
    »Jetzt kriegen sie einen alles raubenden Säufer.«
    »Du beurteilst mich falsch, Monzcarro. Ein Mann kann sich ändern.«
    »Ich dachte, du sagtest gerade, dass sich nichts jemals ändert?«
    »Hab’s mir anders überlegt. Und wieso auch nicht? An einem einzigen Tag habe ich mir ein Vermögen gesichert – und eines der reichsten Herzogtümer Styriens.«
    Sie schüttelte den Kopf in einer Mischung aus Abscheu und Staunen. »Und dabei hast du weiter nichts getan, als hier zu hocken.«
    »Das ist der wahre Trick. Sich seinen Lohn
verdienen,
das kann doch jeder.« Cosca legte den Kopf in den Nacken und lächelte zu den schwarzen Ästen und dem blauen Himmel dahinter hinauf. »Weißt du, ich glaube nicht, dass jemals in der

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