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Rachekuss

Rachekuss

Titel: Rachekuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Broemme
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Tratschtanten drei Bänke weiter sich enorm verstärkte.
    »Kannst du dich nicht woandershin setzen?«, fragte Flora leise. »Da drüben zerreißen sich schon welche das Maul.« Yannik setzte ein amüsiertes Lächeln auf. »Sollen sie doch«, sagte er in normaler Lautstärke. »Die erleben eben selber nichts.«
    Auch zum Mittagessen in die Neubau-Cafeteria folgte Yannik Flora ohne Aufforderung. Die war eigentlich mit Carina verabredet und wusste nicht so recht, wie sie ihren Begleiter loswerden sollte.
    Carina fiel das nicht schwer. »Lass uns in Ruhe, Yannik«, sagte sie unfreundlich. »Wir haben Weiberkram zu bereden, davon verstehst du eh nix.« Sie ging drohend ein paar Schritte auf ihn zu und fuhr ihre Finger wie Krallen aus. Einen Moment sah es aus, als würde sie sie ihm ins Gesicht schlagen. Yannik drehte sich um und rannte direkt in Pierre Edinger, der sich mit einem vollbeladenen Tablett an ihnen vorbeischlängeln wollte.
    Flora schrie auf. Brennender Schmerz breitete sich auf ihrer Brust aus, und während Edinger entsetzt sein Tablett absetzte, wischte Yannik schon mit seiner Jacke über Floras Ausschnitt.
    »Was Kaltes«, rief Carina genervt und schob Yannik beiseite. Sie rollte Flora eine kühle Wasserflasche über das Dekolleté und drückte sie auf einen Stuhl hinunter.
    »Tut . . tut mir schrecklich leid«, stotterte Pierre Edinger entsetzt und sah verblüfft auf den leeren Suppenteller auf seinem Tablett.
    »Das war seine Schuld«, sagte Carina und zeigte auf Yannik. Der stand noch immer wie ein begossener Pudel da.
    »Es war ein Unfall«, korrigierte der Lehrer sie. »Ist alles okay mit Ihnen, Flora?« Er legte kurz seine Hand auf ihren Oberarm und betrachtete irritiert den flammend roten Ausschnitt seiner Schülerin.
    »Geht schon«, presste Flora tapfer hervor. »Das meiste ist auf dem Boden gelandet.«
    Einige Schüler schauten interessiert hinüber, wurden aber von Edinger an ihre Plätze zurückgescheucht.
    »Sollen wir was aus der Erste-Hilfe-Station besorgen?«, bot der Lehrer an, aber Flora schüttelte den Kopf.
    »Geht schon, der Schreck war schlimmer als die heiße Suppe.« Flora versuchte zu lächeln. »Ich bräuchte nur was Frisches zum Anziehen. Ich hab ja noch zwei Stunden nachher.« Insgeheim hoffte sie, dass Yannik sich irgendwie als Held und Gentleman gebärden und ihr seine Sweat-Jacke anbieten würde, aber er hatte sich schon verkrümelt.
    »Oh, diese hilfsbereiten Männer heutzutage«, stieß Carina aus. »Ich glaub, ich hab noch einen Pulli an meiner Garderobe hängen, den kannst du haben. Ist vielleicht ein bisschen kurz…« Flora sah sie dankbar an.
    »Kann ich Sie jetzt alleine lassen?«, fragte Pierre Edinger besorgt, und nachdem Flora ihn entließ, ging er weiter, das Tablett fest umklammert.
    »Meinst du, das war ein Versehen?«, fragte Carina, als sie allein waren.
    »Wieso?« Flora war irritiert. »Glaubst du, Yannik hat das mit Absicht gemacht?« Sie spürte, wie ihr das Blut ins Gesicht schoss.
    »Na ja.« Carina sah nachdenklich über die Reihen der gut besetzten Tische, an denen Schüler aller Altersstufen lautstark ihr Essen zu sich nahmen. An einem davon steckte Yannik mit Xenia und Marie die Köpfe zusammen. »Yannik ist irgendwie ja sehr süß, so mit seinen Rehaugen und den niedlichen Locken… aber ich hab manchmal das Gefühl, er hat sich nicht ganz unter Kontrolle. Wie du gesagt hast: Xangô, Schutzgott und Wutgott zugleich. Also, versteh mich nicht falsch«, sie legte Flora die Hand auf den Arm. »Vielleicht glaubt er, ihr geht jetzt miteinander, und ärgert sich, dass du nicht an seinem Hals hängst.«
    »Aber…« Flora sah ratlos in die Luft. »In Brasilien ist es ganz normal, dass man mal mit ’nem Jungen knutscht. Da glaubt keiner, dass man gleich miteinander geht. Klar, es gibt Grenzen, ich würde bestimmt nicht mit ihm ins Bett gehen, wenn ich es nicht ernst meinen würde. Aber hallo – das bisschen Knutschen ist doch nur Zeitvertreib.«
    »Ja, in Brasilien vielleicht«, ergänzte Carina und schaute seltsam streng. »Hier sind die Leute nicht so locker. Jungs wollen gerne ein Eigentum haben.«
    Flora starrte trübsinnig aus dem Fenster, hinter dem kalter Herbstwind gnadenlos die Blätter von den Bäumen fegte.
    »Komm, wir gehen noch ein bisschen Frischluft schnappen, bevor die nächste Stunde losgeht«, schlug Carina vor und hakte Flora unter.
    »Na, da haben sich ja die zwei richtigen gefunden«, hörte Flora Xenia zischen, als sie an der

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