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Rachel im Wunderland: Roman (German Edition)

Rachel im Wunderland: Roman (German Edition)

Titel: Rachel im Wunderland: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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nur zweiter Klasse, und die anderen können im Luxusflügel Orgien feiern.«
    Zorn gegen meinen knickerigen Vater flammte in mir auf. Wieso bezahlte er nicht dafür, dass ich mit berühmten Leuten an einem Tisch sitzen konnte?
    »Es hat gar keinen Zweck, ihm mehr Geld abknöpfen zu wollen.« Helen hatte meine Gedanken erraten. »Er sagt, wir sind jetzt deinetwegen arm und können uns keine richtigen Chips mehr leisten. Jetzt müssen wir die billigen nehmen.«
    Ich war deprimiert und lag still da. Auch Helen schwieg, was ungewöhnlich für sie war.
    »Trotzdem«, sagte sie schließlich, »irgendwo musst du ja mit ihnen zusammentreffen. Auf dem Flur oder im Garten. Und vielleicht freundest du dich mit einem von ihnen an.«
    Plötzlich war ich guten Mutes und voller Hoffnung. Wenn Helen daran glaubte, dann würde es so sein.

4
    L uke Costello und ich kannten uns schon lange vom Sehen, bevor ich mit ihm im Bett landete. Er war Ire und ich war Irin, und wir lebten vier Blocks voneinander entfernt, aber das wusste ich damals nicht.
    Ich sah ihn hin und wieder, weil wir in dieselben Bars gingen. Es waren irische Kneipen, aber nicht diese Ghettokneipen, in denen man »A Nation Once Again« oder »Spancil Hill« sang, heiße Tränen vergoss und Geld für die »Irische Sache« sammelte. Unsere Kneipen waren anders. Sie waren »in«, so wie vor ein paar Jahren die Brasserien »in« waren. Sie hatten witzige irische Namen. Angeblich gehörte eine von ihnen einem irischen Popstar, aber ich weiß nicht, welche es war. Welchem Popstar sie gehören sollte, wusste ich übrigens auch nicht.
    Wenn man als Ire in New York lebt, ist man abgestempelt, aber meine Zeit dort war toll.
    Brigit und ich hingen in diesen Kneipen ab (wir benutzten den gängigen Jargon, machten uns aber darüber lustig), in die auch Luke und seine Freunde gingen, und amüsierten uns prächtig über sie.
    Nicht, dass Brigit und ich gemein waren, aber wirklich, man musste sie gesehen haben! Sie hätten alle wunderbar in die Rockgruppen der siebziger Jahre gepasst. Die Sorte Rocksänger, die in riesigen Stadien auftrat, Ferraris in Swimmingpools versenkte und sich mit mageren Blondinen photographieren ließ, die untereinander austauschbar waren.
    Luke und seine Kumpel waren alle ungefähr gleich groß, so um die eins achtzig, und hatten lange, gewellte Haare mit einem Einheitsschnitt. Der aktuellen Mode entsprechend war langes Haar bei einem Mann nur hinnehmbar, wenn es rundum die gleiche Länge hatte, glatt und in der Mitte gescheitelt war. Für gestuftes, welliges Haar bekam man null Punkte.
    In der ganzen Zeit, in der wir sie ständig sahen, kam nicht einer von ihnen auch nur ein einziges Mal mit dem Haarschnitt des Monats in die Kneipe. Kurz, nach vorne gekämmt und wasserstoffblond zum Beispiel. Oder mit dem Messerschnitt der Messerschnitte. Oder mit kahlrasiertem Schädel und Koteletten, die unter dem Kinn fast zusammenwuchsen. Oder irgendwas in der Art.
    Auch das, was sie anhatten, war wie ihre Frisuren modisch völlig überholt. Jeans, Jeans und noch mal Jeans, und gelegentlich ein bisschen Leder. Und die Betonung lag auf eng , wenn ich mich klar genug ausdrücke. An manchen Tagen konnte man erkennen, wer von ihnen beschnitten war.
    Gegen die Mode der übrigen Welt schienen sie völlig immun zu sein. Anzüge von Tommy Hilfiger, Stussy-Hüte, Phatpharm-Jacken, Diesel-Taschen, Skaterschuhe von Adidas oder Timberlands – ich glaube, diese Typen wussten nicht einmal, dass solche Teile existierten. Jeder, der etwas auf sich hielte, wüsste das. Das Einzige, was ich zu ihrer Verteidigung sagen kann, ist, dass keiner von ihnen eine Wildlederjacke mit Fransen hatte. Wenigstens habe ich nie einen von ihnen mit einer gesehen.
    Luke und seine Kumpel waren für unseren Geschmack zu anachronistisch. Wir nannten sie die »Echten Männer«, aber mit einer gehörigen Portion Ironie.
    Was das oben erwähnte Leder anging, nun ... dazu gehört eine Geschichte. Nachdem Brigit und ich monatelang damit zugebracht hatten, die Typen zu beobachten und uns über sie lustig zu machen, fiel uns allmächlich etwas Merkwürdiges auf. Wenn sie als Gruppe auftraten, trug immer nur einer von ihnen Lederhosen. Wie kriegten sie das auf die Reihe?, fragten wir uns. Ob sie sich anriefen, bevor sie sich trafen? Und miteinander besprachen, was jeder von ihnen anziehen wollte, wie Frauen das tun?
    Im Laufe der Monate versuchten wir herauszufinden, ob sich ein Muster entdecken ließ. Ging es

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