Rachel im Wunderland: Roman (German Edition)
Gesang mit einstimmten. Ist es nicht lustig, wie Iren jedes Mal, wenn sie von zu Hause weg sind – und sei es nur für einen Tagesausflug nach Holyhead, um auf der Fähre Duty-free-Waren einzukaufen –, herzergreifende, wehklagende Gesänge anstimmten von der grünen Insel, die sie verlassen mussten, und ihrer unstillbaren Sehnsucht danach?
Obwohl die Männer aus Mayo nur für vier Tage in New York waren, sangen wir alle einschlägigen Lieder. Und wir waren leichtsinnig genug, im Zustand fortgeschrittener Trunkenheit die »Walls of Limerick« tanzen zu wollen. Was der Besitzer aber unterband (»Jetzt ist aber Schluss hier, setzt euch mal schön hin, sonst schick ich euch alle postwendend nach Westport zurück.«), nachdem zwei Männer beinahe eine Schlägerei angefangen hätten, weil sie sich über die Schrittfolge nicht einig waren. Anscheinend hatte einer von ihnen die »Walls of Limerick« mit der »Siege of Ennis« verwechselt. Das kann ja mal passieren ...
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I nsgesamt war die Vorstellung, mit Luke oder einem seiner Kumpel zu schlafen, lachhaft. Undenkbar, ehrlich gesagt. Damals wusste ich noch nicht ...
Der Abend, um den es hier geht, fand ungefähr einen Monat nach dem feuchtfröhlichen Abend mit den Mayo-Männern in der »Cute Hoor« statt. Brigit und ich gingen zu einer Party – zu der wir zugegebenermaßen keine Einladung hatten – in den Rickshaw Rooms. Wir hatten uns alle Mühe gegeben, sexy auszusehen, weil wir – wie jedes Mal, wenn wir ausgingen – hofften, dass wir ein paar attraktiven und, was fast noch wichtiger war, ungebundenen jungen Männern begegnen würden.
New York war ein schlechtes Terrain für ungebundene junge Männer. Man fand sie nicht, und hielt man noch so scharf Ausschau. Von Freundinnen in Australien und Dublin hörten wir, dass die Ausbeute überall mager war, aber New York übertraf alles andere bei weitem. Nicht nur kamen auf jeden nicht schwulen Mann locker eine halbe Milliarde Frauen, sondern jede einzelne dieser Frauen war auch noch so schön, dass einem schier das Herz stehenblieb. Ich meine bildschön. Und die Erklärung für diese atemberaubende Schönheit hörte sich meistens so an: »Ach, ihre Mutter ist halb schwedisch und halb australische Aboriginal, und ihr Vater ist halb birmesisch, ein Viertel Eskimo und ein Viertel italienisch.«
Da Brigit und ich beide hundertprozentig irisch waren, wie konnten wir da mithalten? Unser Aussehen trieb uns regelmäßig zur Verzweiflung. Besonders, weil wir beide groß waren und schwere Knochen hatten. Unser einziger Pluspunkt waren unsere Haare: meins war lang und dunkel, und Brigits war lang und blond. Zum Teil sogar naturblond.
Was auch noch für uns sprach, war die Tatsache, dass die meisten New Yorkerinnen völlig neurotisch waren und wir nicht.
Wir waren nur ein bisschen neurotisch. (Eine krankhafte Angst vor Ziegen und eine Obsession für Kartoffeln, in welcher Form auch immer, war nicht halb so schlimm wie der Wunsch, während des Geschlechtsverkehrs mit einer zerbrochenen Flasche ins Gesicht geschlagen zu werden.)
Trotz des bedauerlichen Mangels an ethnischer Mischung fanden wir, dass wir an dem fraglichen Abend absolut scharf aussahen. Wenn ich mich recht entsinne, waren Brigits Worte, als wir uns vor dem Aufbruch gegenseitig musterten: »Gar nicht so schlecht für zwei Tussen.« Ich stimmte ihr zu, und das, obwohl wir uns keinen das Selbstbewusstsein hebenden Schnee reingezogen hatten! Wie gern hätten wir welchen gehabt, aber es war zwei Tage vor Brigits Zahltag, und das Geld reichte nur knapp zum Leben.
Ich trug ein paar wunderbare, nagelneue Schuhe. Wegen meiner Schuhgröße war es unmöglich, hübsche Schuhe zu finden, die auch passten. Sogar in New York, wo es doch die skurrilsten Dinge gab. Aber die Mode der Saison war mir freundlich gesonnen. Es war Sommer, und ich trug Pantoletten, die vorne und hinten offen waren, giftgrün, nicht zu hoch, sodass es nichts ausmachte, dass sie eigentlich zwei Nummern zu klein für mich waren, weil meine Zehen vorne und meine Fersen hinten überstehen konnten. Darin zu gehen, war natürlich eine Qual, aber was macht das schon? Wer schön sein will, muss leiden!
Also auf zu den Rickshaw Rooms, wo eine Party anlässlich des Starts einer neuen Fernsehserie stattfand. Brigit hatte im Büro davon gehört, offenbar waren ein paar berühmte und gutaussehende Männer eingeladen, es würde jede Menge Gratisgetränke geben und hoffentlich haufenweise Leute, die Kokain snifften
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