Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rachel im Wunderland: Roman (German Edition)

Rachel im Wunderland: Roman (German Edition)

Titel: Rachel im Wunderland: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
Vom Netzwerk:
reihum? Durfte Joey seine Hose mittwochs tragen, Gaz seine donnerstags, so etwa? Und was würde geschehen, wenn zwei in Lederhosen auftauchten?
    Doch eines Abends fiel uns etwas auf, was noch merkwürdiger war als die idiotensichere Reihenfolge: In der Gesäßtasche von Gaz’ Hose war ein Riss. Nichts Besonderes – außer dass Shakes Hose am letzten Wochenende an derselben Stelle auch einen Riss hatte. Interessant, fanden wir, höchst interessant.
    Zwei Tage später sahen wir sie im »Lively Bullock«, und Joeys Hose hatte an genau dieser Stelle auch einen Riss.
    Vor Staunen ließen wir die Münder offenstehen, aber wir beschlossen, das endgültige Urteil erst zu fällen, wenn auch der vierte eine Hose mit Riss trug. (Wer aber schwach im Glauben ist ...) Und siehe da, kurz darauf sahen wir Johnno in der »Cute Hoor«. Nur dass er stundenlang auf seinem Platz sitzenblieb und wir schon dachten, er würde gar nicht mehr aufstehen, um uns seinen Po zu zeigen. Ewigkeiten nippten wir zu zweit an dem einen Bier! Wir hatten kein Geld, aber den ganzen Abend zu Hause zu bleiben, hätte uns um den Verstand gebracht. Endlich, viele Stunden später, als unser Bier fast verdunstet war, erhob sich Johnno mit der Kamelblase. Brigit und ich klammerten uns aneinander fest und hielten den Atem an, als er sich langsam herumdrehte, und da war er! Der Riss! Derselbe Riss auf derselben Tasche!
    Wir stießen einen schrillen, triumphierenden Schrei aus. Es stimmte also!
    Mitten in unserem Lachanfall hörte ich jemanden mit einem irischen Akzent sagen: »Grundgütiger! Gehen hier die Gespenster um oder was?«
    Wir krümmten uns vor Lachen, Tränen rannen uns die Wangen herunter, während uns die anderen Gäste, die inzwischen verstummt waren, anstarrten.
    »O nein«, keuchte Brigit. »Und wir dachten, dass jeder eine ... eine ... eine ...«Vor lauter Lachen bekam sie die Worte nicht heraus. »... Hose hat!«, prustete sie schließlich.
    »Wir dachten ... Wir dachten ...«, schnaubte ich mit bebenden Schultern, »wir dachten, immer nur einer dürfte seine Hose ... Hose ...« – ich legte den Kopf auf die Theke und hämmerte mit der Faust auf das Holz – »... Hose tragen. Kein Wunder, dass immer nur einer eine Lederhose anhatte ...«, keuchte ich.
    »Weil sie nämlich ...«, trompetete Brigit mit knallrotem Gesicht, »weil sie ... weil sie nämlich ... nur eine Hose haben!«
    »Hör auf«, bat ich sie, »sonst kotz ich gleich.«
    »Na, Mädels«, sagte einer der Männer an der Bar, »wollt ihr uns nicht verraten, was so lustig ist?«
    Plötzlich waren wir sehr beliebt. Die Kneipe war gestopft voll mit Männern aus Mayo, die zu einer Konferenz über Rindfleisch in die Stadt gekommen waren. Sie hatten irrtümlicherweise angenommen, dass sie in einer Kneipe, die »Cute Hoor« hieß, den Abend über irische Weisen singen und über irische Politik diskutieren könnten. Es hatte ihnen gar nicht gefallen, dass sie von den schicksten und trendbewusstesten New Yorkern mit einem Naserümpfen gemustert und belächelt worden waren. Kein bisschen hatte ihnen das gefallen. Schließlich waren sie in Ballina und Westport sehr wichtige Geschäftsleute.
    Als Brigit und ich unseren Lachanfall bekamen, war das für sie deshalb wie frischer Wind. Jeder Einzelne von ihnen wollte uns zu einem Drink einladen und wissen, was uns so erheitert hatte. Doch obwohl wir die Einladung zu einem Bier gern annahmen – schließlich kann man sie nicht ausschlagen –, konnten wir ihnen unmöglich sagen, worüber wir lachten.
    Wir beruhigten uns ein wenig. Nur ab und zu hielt Brigit mich am Arm fest und brachte zwischen mühsam kontrolliertem Lachen hervor: »Stell dir mal vor, du teilst dir eine ... eine ... eine Hose mit vier anderen.« Und wieder krümmten wir uns minutenlang und hielten uns die Seiten, während die Tränen über unsere geröteten Gesichter liefen und die Männer aus Mayo uns lächelnd zusahen.
    Oder ich sagte: »Du musst die gleiche Taillenweite und Beinlänge haben, wenn du in ihre Gruppe aufgenommen werden willst!« Und schon prusteten wir wieder los.
    Es war ein toller Abend. Die ganzen Trendies hatten aus Protest gegen die Bauern aus Mayo das Lokal verlassen, sodass Brigit und ich uns hemmungslos unserem Vergnügen hingeben konnten und keine Angst zu haben brauchten, dass man uns für nicht cool halten würde.
    Wir waren bis mindestens drei Uhr in der Kneipe, und mein Gott, waren wir blau. So blau, dass wir sogar in den obligatorischen, tränenseligen

Weitere Kostenlose Bücher