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Rachel ist süß (German Edition)

Rachel ist süß (German Edition)

Titel: Rachel ist süß (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bax
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Die Liebende, die Stimme am Telefon, die Gegangene und der Chor der Kreditberaterinnen.
     
    Die Stimme am Telefon ( laut ): „Unbekannt meldet sich beizeiten!“
     
    Die Liebende ( flüsternd ): „Beizeiten bedeutet rechtzeitig …“
     
    Die Gegangene ( bestimmt ): „Sich beizeiten an etwas gewöhnen!“
     
    Die Liebende ( flehend ): „Wenn du nicht zu spät kommen willst, musst du beizeiten losgehen …“
     
    Die Gegangene ( überlegen ): „Ich habe beizeiten vorgesorgt!“
     
    Chor der Kreditberaterinnen ( weise ): „Sie hätte sich beizeiten nach Ersatz umsehen sollen.“
     
    Alle ( singend ): „Was ein Häkchen werden will, krümmt sich beizeiten.“
     
     
     
    Glücklich stellte ich mir zukünftige Deutschleistungskurse vor, die in meinen Worten ewige Wahrheiten suchen mussten, und ich hätte es Isa gerne erzählt, damit wir gemeinsam darüber lachen konnten. Früher hatte sie mich in solchen Momenten sehr lange und gründlich geküsst, um mir die Flausen auszutreiben, wie sie immer behauptet hatte, und ich hatte nie das Bedürfnis gehabt, im Lexikon nachzuschauen, was eigentlich „Flausen“ waren. Aber sie war nicht mehr da und ich hatte nur noch meine Erinnerungen und ihren Schlüssel und der war meines Wissens an Flausen und Küssen nicht interessiert. Das machte mich unheimlich wütend und so schleuderte ich ihn durch die Wohnung, ohne irgendetwas Wichtiges zu treffen.
     
    Draußen wurde es zum ersten Mal seit langer Zeit ohne Isa in meinem Leben und meiner Wohnung dunkel, was mir deutlich signalisierte, dass auch das Universum sich mit meinen Sorgen nicht beschäftigen wollte und sein Tag/Nacht-Programm mit kosmischer Gelassenheit durchzog.
     
    Bei Programm fiel mir der Fernseher ein, ein technisches Gerät, dem ich es verdankte, dass ich mir im Laufe meines Lebens nicht viel öfter mit einem stumpfen Gegenstand auf den Kopf geschlagen hatte. Ich legte mich auf die Couch und sah zu, wie mir aus dem großen Bildschirm die ersten Alphawellen sanft über den Körper spülten. Nach einem letzten tiefen Atemzug ließ ich mich willig unter die bunte Oberfläche sinken und durchschwamm ziellos die Kanäle, wohl wissend, dass die Zeit mir hierhin nicht folgen konnte.
     
    Ich weinte und lachte ansatzlos mit den schönen Schatten, deren Liebe und Leid keinen Anfang und kein Ende zu haben schien. Wer in Folge 1 noch hässlich war, verlor in Folge 243 Brille und Zahnspange und wurde dadurch Schönheitskönigin, fand den verlorenen Bruder, tötetet den bösen Zwilling, enttarnte die intrigante Chefin, entschied sich gegen das Geld und für das Herz, fiel ins Koma, erwachte durch die Stimme eines unbekannten Fremden, spendete der tot geglaubten Mutter eine Niere und sah dabei durchgehend umwerfend aus. Ewiges Glück und ewige Schönheit in ewiger Mitte.
     
    Ich wollte für immer dort bleiben.
     
    In meiner „erstmal-“ und „beizeiten-“ Welt sah alles ganz anders aus. Ich hatte schon drei Kilo zugenommen und eine hässliche Falte in der Stirnmitte bekommen, als Isa ganz am Anfang unserer Romanze das Konzept der offenen Beziehung mehrmals hintereinander diskutieren wollte. Grausamerweise zog mich ein nervöses Daumenzucken in diesem Augenblick in den falschen Kanal und die Braunsche Röhre tapezierte mir ohne Vorwarnung die Wahrheit über meine Beziehung mit 25 Bildern pro Sekunde auf die Netzhaut. Ich schluchzte ergriffen. Genauso wie in dieser Sendung war es passiert. Wie durch ein Wunder war ich in ihre Nähe geraten, hatte schlagfertig und schnell den letzten Schritt auf sie zu gemacht und dann hatten wir im hellen Licht der Liebe gestanden und alle ihre Fragen waren einfach und alle meine Antworten waren richtig gewesen. Ich war aufgeregt gewesen und siegessicher und außer ihr und mir hatte es nichts auf der Welt gegeben. Wir waren strahlend vorangeeilt und aus Hürden waren Stufen geworden und die Welt hatte atemlos im Dunkeln gesessen und uns lächelnd zugeschaut, bis …
     
    … bis ihre Fragen von einer auf die andere Sekunde schrecklich schwer und unverständlich geworden waren. Ich hatte verwirrt reagiert, ich hatte meine Joker gezogen, ich hatte geschätzt, geraten, auf Zeit gespielt, es war sinnlos gewesen, selbst als sie mir die Antworten gegeben hatte, hatte ich sie nicht verstehen können.
     
    Der mitleidige Blick von Günther Jauch traf mich auf dem Sofa genauso wie den glücklosen Kandidaten auf seinem hohen Stuhl. Wir stürzten zusammen ins Nichts und Herr Jauch sah uns

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