Rachel Morgan (9) - Blutdämon
Gesicht und presste seinen Willen in meinen.
Ich keuchte, als er plötzlich in meinem Kopf war, erdrückender und schwerer, als Al jemals gewesen war. Mein Herz raste, und jeder Gedanke an Kampf löste sich auf. Macht. Er hatte sie. Er war sie. Er hatte keinerlei Moral. Seine Seele war leer. Er war zufrieden mit dem, was er war, und sicher, dass niemand ihn aufhalten konnte. Er war ein unter der Sonne wandelnder Dämon, der — wie ich — nicht als Sklave im Jenseits geboren worden war. Er konnte die Sonne auf der Haut spüren, und sie gab ihm Stärke. Und er wollte mich tot sehen.
Nur war ich kein Dämon. Ich war eine Dämonin, und dieses letzte Ärmchen am X-Chromosom würde mir den Arsch retten.
Du dämlicher Dreckskerl,
dachte ich, dann packte ich seine dünne Seele und zog sie vollkommen in mich.
Nein!
Ku'Sox aggressive, erotische Hitze verwandelte sich in Furcht. Plötzlich bedeutete seine Macht gar nichts, als meine Seele die seine schluckte und ihn von allem abschnitt außer von der Erinnerung an seine Existenz.
Si peccabas, poenam meres!,
dachte ich und hielt ihn in mir, als die ersten Teile des Fluches sich von mir lösten und zu ihm rasten wie Eisenspäne zu einem Magneten. Und während er vor Wut schrie, brüllte ich noch lauter,
Ich verfluche dich, Ku'Sox, an das Jenseits gebunden zu sein, verflucht, ob Tag oder Nacht, für immer gebunden als Dämon! Facilis descensus Tartaros!
Ich werde dich umbringen, du verdammter Succubus!,
schrie Ku'Sox, als ich fühlte, wie der Fluch sich von mir löste und sich in ihm niederließ. Ich war eine Dämonin, und ich konnte die Seele eines anderen halten, selbst wenn sie so widerlich war wie die von Ku'Sox. Und einmal dort konnte ich ihm den Fluch geben, auch ohne Kollektiv. Ihn tief in seiner DNS verankern, so dass er bei ihm bleiben würde, auch wenn er sich verwandelte. Für immer.
Ein Schlag wie ein Hammer traf mich, und ich fiel von ihm herunter. Die Verbindung zwischen uns brach. Ich knallte mit dem Rücken auf den Asphalt, und die Sonne blendete mich. Blinzelnd versuchte ich herauszufinden, was geschehen war. Ich lag auf dem Rücken und sah zur Sonne auf. Und mein Mund tat weh.
»Nimm ihn zurück! Nimm ihn zurück!«, verlangte Ku'Sox. Ich stemmte mich auf einen Ellbogen hoch und entdeckte ihn über mir, steif vor Angst.
Ich sah auf das Blut auf meiner Hand, dann wieder zu ihm. Die Sonne beschien sein Gesicht, und der Himmel über dem Meer hinter ihm war voller Vögel. »Du hast verloren, Ku'Sox«, sagte ich, und ein Lächeln legte sich auf mein Gesicht. »Ich verbanne dich. Schaff deinen Hintern aus meiner Realität.«
»Nein!«, schrie er und sprang auf mich zu.
Ich riss die Hände hoch, um ihn abzuwehren, und gerade als er auf mich fiel, fühlte ich, wie die Linie uns aufnahm. Er riss mich mit sich!
Scheiße,
dachte ich panisch und versuchte mich zu sammeln. Dann biss ich die Zähne zusammen, als meine Schutzblase sich um uns hob. Seine heiße Wut ließ qualvolle Wolken aus Schmerz und Hass von seinem Bewusstsein aufsteigen wie erstickenden Verwesungsgeruch. Er packte mein Bewusstsein und zog mich mit sich, und ich fühlte, wie meine Seele vor Qual erschauerte, als er Feuer in mich ergoss.
Nimm ihn zurück!,
verlangte er.
Oder ich bringe dich hier um!
Ein wahrer Gentleman,
dachte ich grimmig, dann schlug ich ein Loch in meine schützende Blase.
Die Unendlichkeit brach über uns herein, und er ließ meinen Geist los und schob mich von sich, während wir kämpften. Unbegreifliche Schmerzen verkrüppelten unsere Gedanken. Es war ein erlesener Schmerz wie der Chor der Engel am Anfang der Welt. Die Idee der Unendlichkeit explodierte in die Realität, riss meine Aura in Stücken von mir, schliff sie Lage um Lage ab. Ich kämpfte darum, mein Selbst zusammenzuhalten.
Das Heulen der Dämonen, die vor uns in den Linien verlorengegangen waren, hallte in unseren Ohren wider, weil ihre Stimmen für immer im Moment ihres Todes gefangen waren.
Raus!,
kreischte Ku'Sox' Seele, und ich griff danach, etwas Vertrautem in einem Meer aus Qual. Er kämpfte darum, seine Aura zu erhalten und versagte. Er konnte die Linie nicht verlassen und war bereits tot. Bei all seiner Stärke liebte er nicht, konnte seine Aura nicht an eine andere anpassen, jemand anderem alles geben, vertrauen. Und plötzlich ging mir auf, dass nur die Dämonen überlebt hatten, die wussten, wie man liebte.
Al,
dachte ich und war fast entsetzt festzustellen, dass die Verbindung stark genug war.
Weitere Kostenlose Bücher