Rachel Morgan (9) - Blutdämon
Lenkrad so fest, dass meine Knöchel wehtaten. Ich bemühte mich, meine Sorge nicht zu Wut werden zu lassen, aber es fiel mir schwer. Besonders jetzt, wo Trent wieder wach war. »Mir ist egal, wie weit wir nicht gekommen sind«, sagte ich angespannt und schenkte Trent über den Rückspiegel einen bösen Blick. »Wenn wir heute nur dreihundert Meilen schaffen, dann kommen wir damit schon irgendwie klar. Irgendwann müssen sie mal anhalten.«
»Ich verstehe, dass du dir Sorgen um deinen Partner machst«, antwortete er wieder in diesem überzeugenden Tonfall, der langsam aber nur noch herablassend klang, »aber ich bezweifle, dass sie vorhaben, ihn ihrer regionalen Gottheit zu opfern. Du hast ein Ortungsamulett. Du wirst ihn finden. Fahr langsamer. Lass sie landen. Sie fliehen weiter, weil du sie jagst.«
Das war ein schöner Gedanke, aber sie flohen nicht unseretwegen. Sie waren auf dem Weg irgendwohin und bewegten sich mit hoher Geschwindigkeit zielstrebig darauf zu. Ich hatte nicht vor, langsamer zu werden, und Ivy sah noch nicht mal von ihrer Karte auf. Ihr langer weißer Finger zeigte auf die Stellen, an denen wir vielleicht wieder ihren Weg kreuzen würden.
Vivian trat von hinten gegen meinen Sitz, als sie versuchte, eine bequemere Stellung zu finden. Am anderen Ende der Rückbank starrte Trent mürrisch aus dem Fenster. Okay, vielleicht fuhr ich ja ein wenig schnell, aber ich hatte auch ein paar Stunden frustrierenden Zickzackkurs hinter mir. Ich war die 1-40 entlanggerast, dann nach Süden auf die 602 abgebogen, um vor sie zu kommen, wie Ivy es vorgeschlagen hatte. Und wir hatten sie auch gesehen, nur um zu erleben, wie sie über das Auto davonschossen und uns beschimpften. Danach folgte eine weitere Stunde auf der 61, wo wir sie dabei beobachten konnten, wie sie mit guten sechzig Stundenkilometern parallel zu uns dahinschossen, bis die 191 ihnen theoretisch den Weg abschnitt. Sie flogen einfach höher und beschossen uns mit Pfeilen, als ich von ihnen verlangte, anzuhalten.
Von dort aus waren wir auf der 191 nach Norden gefahren, in dem Versuch, die Autobahn wieder zu erreichen. Wir wussten nicht, wo wir das nächste Mal tanken konnten, und Miss Sorgenvoll neben mir wurde langsam nervös. Inzwischen hatte Ivy genug Anhaltspunkte, um zu schätzen, wann sie die Straße das nächste Mal kreuzen würden. Ich hoffte darauf, dass wir sie überholen und weit genug vor ihnen anhalten konnten, um uns hinter einem Stein zu verstecken und sie in einem großen Schutzkreis einzufangen. Jedes Mal, wenn sie das Auto sahen, schossen sie davon und waren außer Reichweite.
Im Moment waren sie irgendwo hinter uns. ich fuhr hundertzwanzig, während die Pixies konstant mit sechzig dahinsausten. Das war ihre Höchstgeschwindigkeit — was bedeutete, dass Trent falsch lag und es eine geplante Entführung mit Flucht war. Pixies konnten gewöhnlich nicht so lange diese Geschwindigkeit aufrechterhalten. Sie wechselten sich mit dem Tragen von Jenks ab. Und brachten ihn was weiß ich wohin.
Es war ungefähr zwei Uhr nachmittags und heiß. Ich war erschöpft und kurz vorm Explodieren. Ivy ging es nicht viel besser. Alle halbe Stunde lehnte sie sich nach hinten und schüttelte Vivian wach, für den Fall, dass sie eine Gehirnerschütterung hatte — was die Hexenzirkel-Frau einfach nur sauer machte. Trent war erst seit ein paar Minuten wieder wach, aber er wirkte schon gelangweilt, starrte aus dem Fenster und war offensichtlich nicht glücklich darüber, dass wir
Zeit verschwendeten.
Ich konnte mich nur mit Mühe davon abhalten, nach hinten zu greifen und ihn zu schlagen.
Während ich nervös im Sitz hin und her rollte, kurbelte Ivy ihr Fenster nach unten und ließ warme Luft in den Innenraum, die mühelos die starke Klimaanlage im Wagen meiner Mom überwältigte. Ihre Augen waren plötzlich dunkel, und sie wirkte angespannt. Ihr war nicht heiß, sondern sie war scharf. Ich kurbelte mein Fenster ebenfalls ein Stück nach unten.
»Ich glaube, sie haben angehalten«, sagte sie mit einem kritischen Blick auf das Amulett. »Irgendwo an der 180. Siehst du?«
Sie hielt die Karte mit ihren Berechnungen und Notizen hoch. Ich schaute nicht hin, sondern biss nur die Zähne zusammen und überholte einen Van, der einen Hexenmeister auf die Seite gesprüht hatte.
»Rachel?«
»Sag mir einfach, welche Straße ich nehmen soll«, brummte ich.
Sie zog sich eine Strähne ihrer langen Haare aus dem Mund. »Die nächste Ausfahrt.« Sie setzte eine
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