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Rachel

Rachel

Titel: Rachel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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bis Sonnenuntergang, nur um Leib und Seele zusammenzuhalten. Wir brauchen Kathleen hier.«
    So schnell gab sich Rachel jedoch nicht geschlagen. »Ich bin sicher, dass Kathleen Ihnen eine große Hilfe ist, aber vielleicht könnten Sie ja doch einen Weg finden, für ein paar Stunden täglich auf sie zu verzichten. Es wäre ja auch nur für die paar Monate im Jahr, in denen der Unterricht stattfindet. Ich verspreche Ihnen, Mrs. Bellweather, dass Kathleen viel größere Chancen im Leben haben wird, wenn sie während der nächsten vier Jahre regelmäßig am Unterricht teilnimmt.«
    Mrs. Bellweather seufzte tief. »Das meint Tom ja auch«, gestand sie leise ein und deutete dann auf eine Gruppe junger Birken, die in einiger Entfernung von der Blockhütte standen. Rachel kniff die Augen zusammen und sah, was sie halbwegs erwartet hatte: Gräber, die durch schlichte Holzkreuze markiert waren. »Wir hatten zwei kleine Jungs«, fuhr Kathleens Mutter leise fort. »Sie sind an einem Fieber gestorben, kurz nachdem wir uns hier niedergelassen hatten. Wir hatten auch noch drei kleine Mädchen, nachdem Kathleen geboren war. Eins, sie hieß Betsy, ist eines Tages alleine in den Wald gelaufen. Sie ist in einem nahe gelegenen Teich ertrunken. Die kleine Anna kam unter die Hufe der Pferde und wurde zu Tode getrampelt, bevor Tom ihr helfen konnte. Dann war da noch Mary Beth. Wie ihre Brüder ist sie am Fieber gestorben.« Die Frau schwieg und atmete tief durch. »Kathleen ist alles, was uns geblieben ist.«
    Rachel wollte nichts mehr, als die Frau in den Arm nehmen, tun mit ihr zu weinen, weil das Leben so grausam sein konnte, so unendlich grausam. Aber Rachel hatte auch die Erfahrung gemacht, dass es Situationen gab, in denen Tränen keine Lösung waren - und dies war so eine Situation, denn Mrs. Bellweather war kaum mehr geblieben als ihre Würde und sicher wü rde sie so ein Zeichen des Mit ge fü hl s als Mit leid empfinden und diesen Eindruck wollte Rachel der Frau nicht vermitteln. »Ich werde gut auf Kathleen aufpassen, solange sie bei mir ist«, versprach sie.
    »Ich schätze, damit muss ich mich wohl zufrieden geben«, sagte Mrs. Bellweather resignierend. »Tom denkt ja genau wie Sie, aber ich bin immer noch gegen die ganze Sache. Das wollte ich Ihnen jedenfalls gesagt haben.«
    Es gab nichts, was Rachel darauf noch hätte antworten können. Sie dankte Sue Bellweather für den Tee und den freundlichen Empfang und verabschiedete sich mit den Worten, dass sie sich freuen würde, wenn sie Kathleen am letzten Montag im August in der Schule sehen würde. Dann stieg sie in den Sattel des alten Pferdes und ritt davon.
    Inzwischen war es fast Mittag und Rachel, die mit Miss June und Jacob schon gegen sechs Uhr gefrühstückt hatte, war hungrig. Sie wartete, bis sie außer Sichtweite der Blockhütte war, und fischte dann aus der Satteltasche ein Sandwich mit kross gebratenem Ei, das sie sich zurechtgemacht hatte, bevor sie von der Kutschstation aufgebrochen war. Die Hälfte davon verschlang sie mit eine paar hastigen Bissen, steckte den Rest wieder weg und versuchte, sich an die Wegbeschreibung zu erinnern, die Jacob ihr gegeben hatte, bevor sie losgeritten war.
    Als Nächstes würde sie die Kildare-Ranch besuchen, eine kleine Ranch, die einem Witwer gehörte, der - nach der Liste, die Miss June mit ihr aufgestellt hatte - zwei Söhne hatte, Jamie, acht Jahre alt, und Marcus Aurelius, der schon zehn war. Sie lächelte immer noch über den ungewöhnlichen Namen des älteren Jungen, während sie mit dem müder werdenden Pferd einen Hügel hinauf und in einen kleinen Wald ritt. Ihre Gedanken kreisten immer noch um die kleine Kathleen Bellweather - und die Last, die das Kind tragen musste, weil es das einzige Überlebende war. Sie war durch diese Gedanken so von ihrer Umgebung abgelenkt, dass sie plötzlich in einem provisorischen Lager stand, bevor es ihr eigentlich ganz bewusst war. Offensichtlich war sie von dem Weg abgekommen, den Jacob ihr beschrieben hatte.
    Vor einem alten Conestoga-Wagen ohne Räder, dessen Tür mit schräg gestellten Ästen und Zweigen abgedeckt war, brannte in einem Kreis aus Steinen ein Feuer. Da es durchaus denkbar war, dass die Bewohner dieses Lagers Fremden gegenüber nicht gerade freundlich gestimmt waren, wollte Rachel sich gerade lauthals bemerkbar machen und sich dafür entschuldigen, dass sie einfach in das Lager eingedrungen war, als ein kleines, sommersprossiges Gesicht hinter dem Wagen

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