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Rachel

Rachel

Titel: Rachel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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holte seine Fiedel raus, stellte sich vor den Kamin, in dem ein wärmendes Feuer brannte, und machte eine große Show daraus, die einzelnen Saiten seines Instrumentes zu stimmen. Rachel wusste, dass seine Späßchen und Albernheiten Teil der Lustbarkeit war, und sie genoss dieses >Gekasper< von ganzem Herzen.
    Wie abgesprochen, kam Trey, der sich seit seinem Sieg beim Pferderennen von Rachel fern gehalten hatte, quer durch den Raum zu ihr, um sie zum ersten Tanz zu bitten. Als er sie in seine Arme zog, begegneten sich für einen Moment Evangelines und Rachels Blicke und sie sah, dass ihre Freundin übers ganze Gesicht strahlte, aber schon in der nächsten Sekunde galt ihre Aufmerksamkeit nur noch Trey. Sie hatte nur noch Augen für ihn und konnte den Blick nicht von seinem Gesicht abwenden. Nach einer Weile schien es ihr, als wäre sie ganz allein in dem großen Raum mit ihm, den Blicken und der Aufmerksamkeit der anderen entzogen.
    Rachel errötete leicht, als das Lied, die schwermütige Ballade Lorena, endete. Dass Trey sie so eng und so fest gehalten hatte, hatte eine starke verwirrende Wirkung auf sie. Sie hatte das Gefühl, sie würde in Ohnmacht fallen, wenn sie nicht sofort frische Luft bekam. Ihr ganzer Körper schmerzte, das Blut pulste in ihren Adern und brachten jeden Nerv zum Vibrieren.
    Die Nacht war angenehm kühl, am Himmel stand ein Sichelmond und die Sterne funkelten um die Wette.
    Rachel ging mit schnellen Schritten und da sie keinen Fächer hatte, wedelte sie sich mit der Hand Luft zu. Sie fragte sich, was genau sie jetzt tun sollte. Es war klar, dass sie sich unglaublich stark zu Trey Hargeaves hingezogen fühlte - und das war das Schlimmste, was ihr hatte passieren können. Wenn sie die Wahl gehabt hätte, hätte sie keine schlechtere treffen können. Männer wie er heirateten nicht, wurden nicht sesshaft, um eine Familie zu gründen - wahrscheinlich war die Sache mit Emma eher ein Zufall gewesen. Rachel war sicher, dass er sie haben wollte - er wollte wahrscheinlich eine Menge Frauen haben aber wenn er sie erst einmal erobert hätte, würde er ihrer bald überdrüssig werden und sich die nächste suchen.
    Während ihr all diese schrecklichen Gedanken durch den Kopf gingen und sie sich bewusst mit dem Handrücken über die Wangen strich, um die Tränen abzuwischen, merkte sie, dass sie ganz in der Nähe der Schule war und dass ihr jemand folgte. Sie drehte sich um und hoffte Evangeline zu sehen oder June oder Jacob, aber statt dessen entdeckte sie Trey.
    Mit zwei Schritten war er bei ihr und ging neben ,ihr her. »Das war ein schöner Tanz, Miss English«, sagte er. »Danke, dass Sie mir die Ehre gegeben haben.«
    Sie drehte sich zu ihm, ballte die Fäuste und starrte ihn wütend an. »Warum tust du das?«, schrie sie.
    »Was tue ich denn?«, fragte er. Seine Stimme klang zwar erstaunt, aber seinem Gesichtsausdruck sah sie deutlich an, dass er ganz genau wusste, worüber sie sprach.
    Rachel hob die Arme und ließ sie wieder fallen. »Du bist so nett zu mir!«, fuhr sie ihn an. »Dabei haben wir uns erst gestern angeschrien!«
    »Ich denke, wir schreien uns jetzt schon wieder an«, erklärte er ruhig und ohne die Stimme zu heben. Seine Augen waren voller Zärtlichkeit. »Das heißt du schreist«, stellte er klar.
    Sie standen in der Mitte eines Rinder-Pfads, von dem alle hofften, dass daraus einmal eine Straße werden würde, und Rachel schüttelte ihren Zeigefinger unter Treys Nase. »Ich bin zwar keine Jungfrau mehr, aber deshalb bin ich noch lange kein lockeres Frauenzimmer!«
    Trey hob zwar eine Augenbraue, aber seine Augen funkelten belustigt. »Du bist keine Jungfrau?«, fragte er. »Das ist ja nun wirklich ein Skandal, Frau Lehrerin!«
    Rachel war entsetzt. Sie konnte nicht glauben, dass sie so etwas tatsächlich ausgesprochen hatte - aber sie-hatte es getan. Möge der Himmel ihr gnädig sein, aber sie hatte Trey ins Gesicht gesagt, dass sie nicht mehr unschuldig war. Nun gut, das war nicht mehr zu ändern und vielleicht würde sich dadurch ihr Problem von selbst lösen. Jetzt, da er wusste, dass sie nicht mehr rein und unberührt war, würde er sie ja vielleicht gar nicht haben wollen.
    Als sie umdrehen und weglaufen wollte, umfasste er mit seinen kräftigen Händen ihre Schultern. »Jetzt hör mir bitte mal zu, Rachel«, sagte er. »Gerade ist etwas ganz Entscheidendes geschehen und wir finden besser heraus, was das war, bevor wir beide verrückt werden.«
    Rachels Augenlider flatterten.

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