Rachels Geheimnis: Verräterisch klopfendes Herz (German Edition)
seinen Pickup, ließ den Motor an und nahm sich vor, in die Stadt zu fahren. Er wollte etwas trinken und … ja, was?
Janine wiedersehen, schoss es ihm durch den Kopf.
„Verdammt noch mal“, fluchte er laut und legte den Gang ein. Schon immer war er in Schwierigkeiten geraten, wenn Frauen im Spiel waren. Während die Reifen über den Schnee rutschten, dachte er daran, dass sich in den vergangenen Jahren nichts daran geändert hatte.
Es war egal, ob Slade es sich eingestehen wollte oder nicht: Wie eres auch drehte und wendete, er hatte die Absicht, Janine wiederzusehen. Und zwar noch heute Abend.
Janine zitterte vor Kälte, als sie sich die alte Jeans und ihr Lieblingssweatshirt anzog. Dann begann sie zu putzen. Zimmer für Zimmer schob sie die alten Möbel zur Seite, und weil sie den Ofen angefeuert hatte, breitete sich langsam Wärme im ganzen Haus aus. Janine hatte kurz überlegt, ob sie einen Reinigungsservice anrufen sollte. Aber dann hatte sie sich entschieden, dass es ihr guttun würde, wenn sie selbst aufräumte. Außerdem würde es Nana gefallen, hatte sie sich gesagt. „Harte Arbeit hat noch keinem geschadet“, predigte die alte Frau gerne, wenn Janine ihr wieder einmal entwischen wollte.
Nita Parsons hatte genau gewusst, dass ihre Enkelin bis über beide Ohren in Schwierigkeiten steckte und keinen guten Weg eingeschlagen hatte. Deshalb hatte sie sich vorgenommen, dass sie die Fehler nicht wiederholen wollte, die sie mit Janines Vater gemacht hatte – einem Alkoholiker, der zwei Tage nach Janines achtem Geburtstag Frau und Tochter verlassen hatte. Knapp neun Jahre später hatte die alleinerziehende Mutter eines rebellischen Teenagers genug gehabt von ihrer Tochter, die nicht mehr zu bändigen war.
Zu diesem Zeitpunkt hatte Nana eingegriffen.
Und wie hatte Janine es ihr gedankt? Sie hatte dafür gesorgt, dass ihre Großmutter noch mehr graue Haare bekam.
„Bitte verzeih mir“, flüsterte Janine, während sie den Fuß einer Messinglampe polierte und sich vornahm, die Holzdielen und Fliesen zu schrubben, bis sie glänzten. Außerdem wollte sie die Räume mit der mattgelben Farbe streichen, die Nana so sehr geliebt hatte, und die notwendigen Reparaturen ausführen.
Und dann verkaufen?
Janines Magen krampfte sich zusammen. Sie konnte die Enttäuschung in der Stimme ihrer Großmutter förmlich hören.
„Eines Tages soll das alles dir gehören, Janine“, hatte die alte Frau immer gesagt, „und wehe, du verkaufst. Es ist mein Eigentum, und glaub mir, die Gegend ist himmlisch. In mageren Jahren kann ich mein eigenes Gemüse anbauen. Acht Hektar sind mehr als genug, um mich durchzubringen. Das gilt auch für dich. Du musst nur klug sein und hart arbeiten.“
Damals hatte Janine ihren Worten keine Beachtung geschenkt. Aber jetzt, als sie die Spinnweben aus den Lamellen der Jalousie wischte, hatte sie ein unsäglich schlechtes Gewissen. Brachte sie es wirklich fertig, die kleine Farm zu verkaufen? Das einzige Zuhause, das sie jemals gehabt hatte?
Vor dem Fenster bewegte sich ein Schatten.
Ihr blieb beinahe das Herz stehen. Wieder huschte ein Schatten vorbei, und dann tauchte ein kleines Gesichtchen hinter den Eisblumen auf der Scheibe auf … ein golden schimmernder Kopf, Schnurrhaare und weit aufgerissene grüne Augen.
„Lazarus!“, rief Janine, als sie den Kater ihrer Großmutter auf dem Fensterbrett entdeckte. Als er laut miaute, bemerkte sie, dass von seinen nadelspitzen Zähnen einige fehlten.
Lächelnd eilte sie zur Haustür und riss sie auf. Als der Kater hineinspazierte, drang eiskalte Luft ins Haus. „Was machst du hier, alter Junge?“, fragte sie sanft, als Lazarus sich an ihren Knöcheln rieb.
Sie nahm ihn auf die Arme und spürte, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen. Nach Nanas Tod hatten die Nachbarn Jack und Betty Pederson den alten Kater zu sich genommen. Nie hätte sie es für möglich gehalten, dass er wieder bei ihr auftauchte.
„Komm mit“, sagte sie, „ich habe etwas für dich.“ Sie schloss die Tür, und Lazarus folgte ihr. In der Küche goss sie ein wenig Milch in eine kleine Schlüssel, die sie auf den Fußboden stellte. „Bitte sehr.“
Kaum hatte sie zu Ende gesprochen, als sie Schritte auf der Veranda hörte. Es klingelte. Als sie durch eine der drei kleinen Butzenscheiben blickte, schaute sie direkt in die strahlend blauen Augen von Slade McCafferty.
4. KAPITEL
D as ist das Letzte, was ich jetzt gebrauchen kann, dachte Janine, wirklich das
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