Rachels Geheimnis: Verräterisch klopfendes Herz (German Edition)
konnte sie nicht fesseln. Genauso wenig wie das, was Rachel McCafferty zugestoßen war. Nein. Sie konnte immer nur an eins denken: Slade, Slade, Slade.
Es war lächerlich. Sie nippte an ihrem lauwarmen Kaffee, ging in die Küche und schüttete den Rest in die Spüle.
Mehr als vierzehn Jahre lang war es Janine gelungen, ihn aus ihren Gedanken zu verbannen. Jedes Mal, wenn die Erinnerung an ihn wieder aufgetaucht war, hatte sie sie entschlossen wieder vergraben. Sie hatte es nicht zugelassen, an ihn zu denken – nicht an ihn, nicht an das, was sie geteilt hatten, nicht an das, was sie verloren hatten.
Wie abwesend strich sie sich über den Bauch. Ihr Kind wäre jetzt vierzehn Jahre alt, beinahe fünfzehn. Es würde die Highschool besuchen, den Führerschein machen. Vielleicht wäre es zu den Cheerleadern gegangen. Oder in die Fußballmannschaft. Oder es wäre ein Bücherwurm aus ihm geworden.
Oder ein kleiner Teufel.
Es spielte keine Rolle. Wenn das Baby nur das Licht der Welt erblickt hätte … sie hätte es allein aufgezogen. Vielleicht hätte sie Slade auch die Wahrheit gesagt. Aber alles war anders gekommen. Die Fehlgeburt hatte dafür gesorgt.
Der kurze Sommer, den sie mit Slade genossen hatte, war vorüber.
Der Mann war aus ihrem Leben verschwunden.
Bis jetzt.
„Oh, Nana“, flüsterte sie, „was soll ich nur tun?“
Vergiss diesen McCafferty. Er ist nicht gut für dich. Ein wilder Kerl.
Janine hatte diese Predigt so oft gehört – es wunderte sie nicht, dass die Worte immer noch durch den zugigen Flur des alten Hauses hallten. Fröstelnd rieb sie sich über die Oberarme. Es war wirklich kalt. Aufmerksam lauschte sie und stellte fest, dass die Heizung nicht mehr rumpelte.
Janine drehte am Thermostat, aber nichts geschah. Der Heizkörper blieb kalt.
„Das hat mir gerade noch gefehlt“, murmelte Janine. In der Waschküche fand sie die alte Werkzeugkiste ihres Großvaters und eilte dieStufen hinab in den Keller.
Der Boden war vollkommen verstaubt, und Spinnweben überzogen die niedrige Decke. In der Mitte des Raumes stand der Brennofen. Er sah aus wie eine Riesenkrake, weil seine Rohre sich wie Arme in die entferntesten Winkel der Kellerdecke erstreckten.
Eigentlich war der Ofen auf Holzverbrennung eingerichtet gewesen, hatte ihre Großmutter erklärt, aber irgendwann in den Siebzigerjahren hatten sie auf elektrische Energie umgestellt. Janine strich mit der Hand über die verstaubte Seitenwand. Eiskalt. Das Monster gab kein Geräusch von sich.
„Jetzt fehlt mir nur noch ein Diplom als Elektroingenieur“, erklärte sie Lazarus, der um ihre Knöchel strich.
Der Kater miaute, als hätte er jedes Wort verstanden. In diesem Moment hörte sie Motorengeräusche und eilte die Treppe hoch, um aus dem Küchenfenster zu schauen.
Slade McCafferty, in voller Lebensgröße.
Wieder einmal.
Janine eilte zur Haustür und riss sie auf, bevor er klopfen konnte. „Ich muss schon sagen, Mr. McCafferty“, spottete sie, „langsam scheinen deine Besuche zur Gewohnheit zu werden. Und zwar zu einer schlech ten.“
Slade lächelte verführerisch. „Du hast mich schon sehnsüchtig erwartet, gib’s zu.“
„Träum wei ter.“
„Klar, von dir.“
Seine Lippen zuckten boshaft. Janines Puls schoss in die Höhe.
„Und, welchem Umstand verdanke ich diese Ehre?“
Slades Augen wirkten dunkel, als er ihr drei nagelneue Hundertdollarscheine unter die Nase hielt.
6. KAPITEL
D amit kann ich mir eine ganze Stunde kaufen, stimmt’s?“, fragte Slade.
„Ach, das war doch nur eine dumme Bemerkung. Ich würde niemals …“
Blitzschnell ergriff er Janines Hand, schloss ihre Finger um die Geldscheine und schaute demonstrativ auf seine Uhr. „Die Zeit läuft.“
„Slade, das soll wohl ein Witz sein!“
„Nenn es, wie du willst.“
So komme ich nicht weiter, dachte Janine und trat beiseite. Slade ließ ihre Hand los. „Okay. Wenn die Zeit läuft, solltest du reinkommen“, erklärte sie, „aber bring dir besser eine Wolldecke mit. Der Heizkessel funktioniert nicht mehr.“
„Vielleicht kann ich ihn reparieren.“
„Dann würde ich für immer in deiner Schuld stehen.“
Seine blauen Augen funkelten, und er betrachtete das Geld in ihrer Hand. „In meiner Schuld? Wirklich?“ Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem gefährlichen Lächeln. „Der Gedanke gefällt mir. Ich bin dabei.“
Slade betrat das Haus. Sie war noch dabei, die Tür zu schließen, als er sich schon mit dem Thermostat beschäftigte.
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