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Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition)

Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition)

Titel: Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Inhaber?«
    »Der Inhaber dieses Gourmettempels«, ergänzte der Alte.
    »Klar.«
    Hedy eilte auf das Exit -Schild zu.
    Der alte Mann sagte: »Die haben da was laufen, sie und Ralph.«
    »Sam …?«, hakte Milo nach.
    »Samuel Lipschitz, Versicherungsmathematiker«, stellte sich der Alte vor. »Glücklich in Rente.« Er trug eine flammend-orangefarbene Strickjacke über einem weißen Hemd, das bis zum Kragen zugeknöpft war, eine graue Leinenhose, karierte Socken und Schnürschuhe aus feinem Ziegenleder.
    »Was konnten Sie denn an Vita nicht leiden, Mr. Lipschitz?«
    »Sie gehen also davon aus, dass sie ermordet wurde.«
    Als er die Stimme hob, blickten die jungen Mütter herüber. Paketbote und Rätselfreund reagierten nicht.
    Milo sagte: »Sie würde das offenbar nicht überraschen.«
    »Ja und nein«, erwiderte Lipschitz. »Ja, weil ein Mord ein seltenes Ereignis ist. Nein, weil sie, wie gesagt, ein provokantes Wesen hatte.«
    »Wen hat sie provoziert?«
    »Jeden, wenn sie wollte. Sie hat da keine Unterschiede gemacht.«
    »Hat sie hier auch andere provoziert?«
    »Sie kam reinstolziert, ließ sich auf eine Bank fallen und fing an, in der Gegend herumzuglotzen, als suchte sie nur einen Vorwand, um ausfällig zu werden. Alle wussten über sie Bescheid, und wir ignorierten sie einfach. Sie bestellte schmollend, aß schmollend, blieb schmollend noch ein wenig sitzen, zahlte dann und ging.«
    Lipschitz schmunzelte.
    »Diesmal hat sie es wohl zu weit getrieben, was? Wie haben sie’s gemacht? Und wo?«
    »Darüber kann ich nichts sagen, Sir.«
    »Sagen Sie mir nur eins: War es hier in der Gegend? Ich lebe ja nicht mehr hier. Als ich in Rente ging, bin ich nach Alhambra gezogen. Aber ich komme öfter hierher, weil ich das Gebäck so mag, sie beziehen es von einem dänischen Bäcker draußen in Covina. Wenn es also irgendetwas in puncto Sicherheit gibt, das ich wissen sollte – sagen Sie’s mir bitte. Ich bin jetzt vierundsiebzig, und ich würde gerne noch ein paar Jährchen dranhängen.«
    »Soweit wir das beurteilen können, Sir, haben Sie nichts zu befürchten.«
    »Solche schwammigen Sprüche können Sie sich gerne sparen«, sagte Lipschitz.
    »Es war kein Straßenverbrechen. Mit Bandenkriminalität oder Raub hatte es nichts zu tun.«
    »Wann ist es passiert?«
    »Irgendwann letzte Nacht.«
    »Wenn ich also tagsüber hierherkomme, dürfte mir nichts zustoßen?«
    »Mr. Lipschitz, können Sie uns noch etwas über Vita erzählen?«
    »Abgesehen davon, dass sie asozial und aggressiv war? Nun, es gab da wohl einen Vorfall, den ich aber nicht selbst miterlebt habe. Ein Streit, hier im Lokal. Vor vier, fünf Tagen, ich war in Palm Springs bei meinem Sohn, sodass mir mein Gebäckstück und der ganze Trubel hier entgangen ist.«
    »Wer hat Ihnen davon erzählt?«
    »Ralph – aber da kommt er, am besten lassen Sie sich die Geschichte von ihm erzählen.«
    Ralph Veronese war noch keine dreißig, groß und ausgemergelt, hatte langes, dichtes dunkles Haar, die Wangenknochen eines Rockstars und Hängeschultern. Er trug ein schwarzes Bowling-T-Shirt, tief auf den Hüften sitzende hautenge Jeans, Arbeitsstiefel und einen Brillantstecker am linken Ohr. Ein Arm war blau tätowiert.
    Seine Hände waren rau, seine Stimme klang weich. Er fragte, ob wir uns draußen unterhalten könnten, und als Milo einverstanden war, bedankte er sich überschwänglich und führte uns durch den Hinterausgang hinaus. Auf dem einzigen Stellplatz stand ein roter Transporter.
    »Hedy hat mir gerade von Vita erzählt. Unglaublich.«
    »Sie glauben nicht, dass es jemanden gibt, der ihr etwas antun wollte?«
    »Nein, das ist es nicht. Ich meine, es überrascht mich eigentlich nicht, es ist nur … wenn man jemanden kennt. Sie war noch vor ein paar Tagen hier.«
    »War sie Stammgast?«
    »Jedenfalls kam sie zwei- bis dreimal die Woche.«
    »Großer Fan Ihrer Küche?«
    Veronese antwortete nichts.
    »Irgendwas muss ihr hier gefallen haben«, sagte Milo.
    »Sie fand’s gut, dass sie zu Fuß herkommen konnte, hat sie mir mal gesagt. ›Nicht dass Sie so ein toller Koch wären, aber so muss ich schon meine Karre nicht quälen.‹ Ich darauf: ›Und Sie kommen selber in die Gänge.‹ Fand sie aber nicht witzig. Sie fand nie irgendwas witzig.«
    »Eine echte Kratzbürste.«
    »Ja, echt.«
    »Mr. Lipschitz meinte, sie hätte hier vor ein paar Tagen einen Streit provoziert.«
    Veronese drehte an seinem Ohrring. »Das hatte bestimmt nichts mit dem zu tun, was ihr

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