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Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition)

Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition)

Titel: Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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passiert ist.«
    »Wieso nicht, Mr. Veronese?«
    »Mr. Veronese … das war mein Großvater. Ralph genügt. Also, Vita war eine Hexe, aber der kleine Vorfall hier ist bestimmt nicht wichtig.«
    »Erzählen Sie uns von dem Streit, Ralph.«
    Er seufzte. »Wie sie sich verhalten hat, war wirklich nicht zu entschuldigen, und ich weiß noch nicht mal, wie die Leute hießen. Die waren zum ersten Mal hier.«
    »Was ist passiert?«
    »Diese Leute waren mit ihrem Kind da. Vita saß bereits beim Essen, mit der Times , die sie sich immer von uns borgt.«
    »Wie viele Leute?«
    »Mom, Dad und das Kind, vielleicht vier oder fünf Jahre alt – ich bin nicht gut im Schätzen.« Veronese zupfte an einer Stirnlocke und drapierte sie über seiner linken Braue. »Das Kind war kahl. Und dünn, mit riesigen Augen. Sah aus wie von so einem Plakat gegen den Welthunger.« Er tippte sich auf den Unterarm. »Und hatte hier einen dicken Verband. Als hätte es da einen Katheter oder so was, also sie, es war ein kleines Mädchen.«
    »Klingt nach einem kranken kleinen Mädchen«, sagte ich.
    »Genau, ich dachte an Krebs oder so«, sagte Veronese und seufzte. »Wenn man so was sieht, kommen einem die Tränen.«
    »Vita offenbar nicht«, sagte ich.
    »Oh Mann.« Seine Stimme klang nervös. »Ich weiß, sie war echt unerträglich, aber ich hätte im Leben nicht gedacht, dass so was passieren könnte. Sonst hätte ich die Familie viel weiter weggesetzt. So hab ich ihnen aber den Tisch direkt neben Vita gegeben, damit Hedy es leichter hat, verstehen Sie?«
    »Und Vita war davon nicht begeistert?«
    »Zuerst hat sie sie anscheinend gar nicht bemerkt, sie war am Lesen und am Essen, alles war super. Dann fing das Kind an, Geräusche zu machen. Das hat gar nicht gestört, es war mehr wie so ein leises Stöhnen, verstehen Sie? Als täte ihr was weh oder so. Die Eltern beugen sich zu ihr und flüstern ihr was zu. Versuchen sie zu trösten, wahrscheinlich. Es ging noch eine Zeitlang so weiter mit dem Stöhnen. Dann war das Kind wieder still. Erst als es wieder anfing, hat Vita ihre Zeitung hingelegt und hinübergesehen …«
    »Wütend?«
    »Vernichtend«, sagte Veronese. »So, wenn Blicke töten könnten? Meine Großmutter hat immer gesagt: ›Schau mich nicht so an, sonst fall ich tot um.‹ Genauso hat sie das Kind angeschaut. Die Eltern haben nichts gemerkt, sie waren voll und ganz mit dem Kind beschäftigt. Irgendwann hat es sich dann wieder beruhigt, Hedy hat die Bestellung aufgenommen und dem Kind einen Donut angeboten, aber die Eltern meinten, sein Magen würde das nicht vertragen. Vita hat irgendwas gebrummt, der Vater hat rübergeschaut, Vita hat ihn angefunkelt und sich dann wieder hinter ihre Zeitung verzogen. Dann fing das Kind wieder an zu stöhnen, diesmal etwas lauter. Der Vater kommt zur Theke und fragt nach Eis. Um das Kind zu beruhigen. Aber hallo, klar doch, sage ich und mache ihm eine Riesenkugel, er geht zurück zum Tisch, versucht dem Mädchen das Eis zu geben, sie probiert es, isst es aber nicht. Fängt stattdessen an zu weinen. Und auf einmal schießt Vita aus ihrer Nische hoch. So.« Er stemmte die Hände in die Hüften. »Schaut auf die Leute runter, als wären sie der Abschaum der Menschheit. Dann sagt sie etwas, der Vater springt auf, und sie gehen aufeinander los.«
    »Wie?«
    »Mit Worten, ich hab nicht gehört, was, weil ich in die Küche zurück bin, genau wie Hedy, wir bekamen nur mit, dass da draußen irgendein Aufruhr war. Ich dachte, es wäre was mit dem Kind, ein medizinischer Notfall oder so. Also bin ich zurück, und da stehen sich der Vater und Vita gegenüber, und er sieht aus, als wollte er gleich – also, er ist stinkwütend, aber seine Frau packt ihn am Arm und hält ihn zurück. Vita sagt irgendwas, woraufhin er sich losreißt und eine Faust hebt. Einfach nur hebt. Seine Hand zittert. Er zittert am ganzen Leib. Dann beruhigt er sich, schnappt das Kind, und sie gehen zur Tür. Komischerweise war das Kind auf einmal ganz ruhig. Als wäre nichts passiert.«
    Er zupfte wieder an seinem Ohrring. »Ich renne hinterher, frage, ob ich irgendwas tun kann. Das war so scheiße, ein krankes Kind, verstehen Sie? Das Mädchen konnte ja nichts dafür, es ging ihr halt nicht gut. Der Vater schaut mich an und schüttelt den Kopf, dann fahren sie davon. Ich gehe rein, Vita sitzt wieder an ihrem Tisch und grinst. ›Manche Menschen haben einfach keinen Anstand‹, sagt sie. ›Ich habe sie gefragt, ob Leute wie sie wirklich

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