Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition)
zugestoßen?«
»Ich fürchte ja«, sagte Biro. »Er ist tot.«
Stille. »Und das hat etwas mit Huggler zu tun?«
»Möglicherweise.«
»Oh, wow«, sagte Mendes. »Nun, wenn Sie wissen wollen, ob ich die beiden je zusammen gesehen habe, nein, hab ich nicht.«
»Könnten Sie Ihre Aufzeichnungen durchsehen, ob die beiden zufällig am selben Tag in der Klinik waren?«
»Das könnte ich, wenn ich in meiner anderen Praxis in Montebello wäre, wo ich die Klinikunterlagen aufbewahre.«
»Ein eigenartiges System«, sagte Biro. »Die Ärzte nehmen den Papierkram mit.«
»Extrem lästig«, sagte Mendes, »aber sie bestehen darauf. Auf diese Weise sind sie offiziell keine Klinik, sondern stellen nur den Raum zur Verfügung.«
»Falls die Einwanderungsbehörde mal vorbeikommt.«
Mendes lachte. »Nicht besonders raffiniert, was? Doch damit habe ich nichts zu tun. Ich behandele Patienten. Politik interessiert mich nicht.«
»Sie arbeiten dort auf ehrenamtlicher Basis.«
Sie lachte lauter. »Hatten Sie den Eindruck, dass man dort ernsthaft Geld verdienen kann? Ja, ich mache das ehrenamtlich. Ich war Stipendiatin an einer katholischen Privatschule, und die Erzdiözese hat einen guten Teil meines Medizinstudiums finanziert. Wenn die mich um einen Gefallen bitten, steh ich sofort Gewehr bei Fuß. Was hat dieser Huggler denn eigentlich verbrochen?«
»Das ist scheußlich«, sagte Biro.
»Dann vergessen Sie, dass ich gefragt habe, Detective, ich hab mein erstes Jahr im County General verbracht, mein Bedarf an Scheußlichkeiten ist gedeckt. Ich hoffe natürlich, dass Sie ihn fassen, und falls ich ihn je wiedersehe, sind Sie der Erste, der es erfährt.«
»Ein paar Dinge noch«, sagte Raul. »Sie sagten, Dr. Shacker kam nach Huggler. Huggler kam also allein?«
»Es sah zumindest so aus«, sagte Mendes. »Shacker tauchte ein paar Minuten nach ihm auf und erklärte, er habe noch seinen Wagen parken müssen. Ich hatte allerdings den Eindruck, dass sie zusammen gekommen waren. Und jetzt, wenn Sie mich bitte entschuldigen wollen, ich habe noch Patienten.«
Den Wagen parken. Für Mendes nur ein Detail, doch in Rauls Kopf schrie es: Ein Auto! Er fährt Auto! Die Fahndung muss sofort raus!
Er sagte: »Eine letzte Frage noch. Wieso haben Sie Huggler ans North Hollywood Day Hospital überwiesen?«
»Weil Dr. Shacker es empfohlen hat. Die Einzelheiten sollten Sie mit ihm besprechen. Huggler schien ihm wirklich am Herzen zu liegen. Andererseits unterliegt er natürlich der Schweigepflicht. So wie ich auch. Aber Mord ist was anderes.«
Biro setzte Petra ins Bild.
Sie sagte: »Kann gut sein, dass Shacker in dieser Klinik nach so langer Zeit wieder auf Eccles gestoßen ist. Ich werde noch mal mit den Beamten sprechen, die Eccles festgenommen haben, ob sie sich im Zusammenhang mit Loyal Steward an weitere Details erinnern. Und nachdem jetzt klar ist, dass Harrie die Überweisung ins North Hollywood betrieben hat und er genauso in diese Versicherungsmaschinerie verstrickt ist wie das Krankenhaus, verstehe ich auch, warum Ostrovine nicht auf meinen Charme angesprungen ist. Er verheimlicht uns immer noch was. Bist du bereit, noch mal den bösen Cop zu geben?«
»Und ob ich bereit bin«, sagte Raul. »Ich bin ganz scharf drauf.«
Auf dem Weg zum Krankenhaus rief Biro in der Zentrale an und lieferte Milo einen Bericht.
Milo sagte: »Gute Arbeit, Raul. Weiter so.«
Ich war gerade in sein Büro getreten. Er rollte seinen Stuhl zurück. »Siehst du, wie positiv ich mit den jungen Kollegen umgehe?«
»Bewundernswert.«
»Leider ist alles, was die da zusammentragen, keinen Schuss Pulver wert, solange wir diese Freaks nicht gefunden haben.«
Er fasste zusammen.
Ich war am Vorabend lange aufgeblieben und hatte versucht, einige Fragen selbst zu klären. War im Geiste mein kurzes Gespräch mit James Harrie durchgegangen, um zu überprüfen, ob ich irgendwas übersehen hatte.
Dass jemand wie Huggler sich über Harries Fürsorge freute, war leicht nachvollziehbar. Aber was bot das Ganze für Harrie? Ein raffinierter Typ wie er war sehr wohl fähig, seinen eigenen Rachefeldzug zu führen. Warum also ging er das Risiko ein, entdeckt zu werden, indem er sich mit einem Psychotiker zusammentat?
Über zwanzig Jahre hatte er eine Art Pflegevater für den gestörten jungen Mann gespielt.
Was hatte ihm das gebracht?
Die kleinen Fragen hatten sich rasch geklärt, aber die übergeordneten Zusammenhänge blieben nach wie vor unklar. Ich wurde das
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