Racheschwur (Flammenherz-Saga, Band 2) (German Edition)
etwas zustoßen wurde mir regelrecht schlecht.
»Man wird ihnen nichts tun, solange sie keinen Widerstand leisten. Der Angriff auf die Burg hatte nur einen Grund: Euch zu finden«, erklärte er mit erstaunlich ruhiger Stimme. Als ich mich noch immer nicht rührte, packte er mich am Arm und zog mich hinter sich her.
Nachdem wir ein Stück Wiese überquert und endlich den Waldrand erreicht hatten, war ich völlig außer Atem. Die Schuhe aus diesem Jahrhundert waren wirklich nicht für eine solch überhastete Flucht geeignet. Ich beugte mich nach vorne, stützte mich auf meine Oberschenkel und atmete laut keuchend.
»Geht es Euch nicht gut, Herrin?«, fragte Malcolm besorgt. Ich sah auf.
»Außer, dass mir gleich die Lunge platzt und sich meine Beine wie Gelee anfühlen, geht es mir wunderbar«, gab ich sarkastisch zurück.
»Herrin, Ihr ...«, begann er. Ich hob mit finsterer Miene die Hand und brachte ihn zum Schweigen.
»Ich bin die Herrin von Trom-Castle. Wenn ich mich nicht irre, dann musst du meinen Befehlen Folge leisten, ohne sie in Frage zu stellen, nicht wahr?« Malcolm sah mit einem Mal völlig verwirrt aus, weil er nicht wusste, was ich ihm damit sagen wollte, aber er nickte.
»Natürlich«, sagte er. Ich lächelte zufrieden.
»Sehr gut. Dann befehle ich dir, dass du mich von jetzt an weder mit Herrin noch mit sonstigen Anreden ansprichst. Ich möchte, dass du mich Janet nennst und so mit mir sprichst, als wären wir Freunde. Hast du verstanden?«
»Aber … ich kann doch nicht ...«, stammelte er unbeholfen.
»Doch du kannst und jetzt kein Wort mehr«, befahl ich. Dies war eines der Dinge, an die ich mich niemals gewöhnen würde. Ich wollte weder mit "Herrin" noch in der dritten Person angesprochen werden und diese Flucht schien mir ein guter Zeitpunkt, dies zu ändern. Schließlich waren wir aufeinander angewiesen und ich war Malcolm dankbar, dass er an meiner Seite war und mich beschützte.
Er nickte stirnrunzelnd, was ich als Zustimmung auffasste. Nachdem er mir mein Bündel abgenommen und sein eigenes über die Schulter geworfen hatte, machten wir uns auf den Weg.
Von der Burg her drang kaum noch ein Laut zu uns und ich fragte mich, ob die Angreifer sich zurückgezogen hatten. Malcolm konnte mir nicht sagen, wie viele Männer angegriffen hatten, da er selbst sofort zu mir nach oben geeilt war, um mich in Sicherheit zu bringen. Als wir nun durch den nachtschwarzen Wald liefen, zermarterte ich mir das Hirn darüber, wer hinter alldem stecken konnte. Ein verfeindeter Clan, der von Seamus und Calebs Abwesenheit wusste und diese Tatsache ausgenutzt hatte? Natürlich dachte ich auch an Lady Adelise, aber ich bezweifelte, dass sie so viel Einfluss hatte. Vor allem, da sie eine flüchtige Gefangene war und jederzeit damit rechnen musste, wieder gefasst und nach Aberdeen gebracht zu werden, wo sie eigentlich ihre Strafe absitzen sollte.
Malcolm hatte erwähnt, dass man es auf mich abgesehen hatte und diese Tatsache verwirrte mich noch mehr. Ich verstand mich mit allen gut und es gab niemanden, der mir feindlich gesinnt war, bis auf Lady Adelise.
Wieder schweiften meine Gedanken zu Caleb. Einerseits hätte ich mir gewünscht, er wäre hier, aber auf der anderen Seite war ich froh, dass er nicht in die Kämpfe verwickelt worden war. Wie er wohl reagieren würde, wenn er zurückkam und begriff, dass Malcolm mich in Sicherheit gebracht hatte? Würde er wissen, wohin wir geflohen waren?
Es gelang mir nicht meinen Begleiter danach zu fragen, denn schon jetzt war ich völlig außer Atem, angesichts des raschen Tempos, das er vorgab. Er zog mich noch immer hinter sich her. Hätte er dies nicht getan, wäre ich sicher schon weit zurückgefallen.
Ich weiß, nicht wie lange wir unter alten Bäumen, über raschelndes Laub und durch dichte Farnbüsche gelaufen waren, aber endlich erkannte ich vor uns das Ende des Waldes. Die Morgendämmerung setzte bereits ein und es hatte leicht zu regnen begonnen. Vor uns lag ein kleines Tal, in dem ein einzelnes strohgedecktes Haus lag, aus dessen Schornstein dichter Rauch quoll. Ich sah zu Malcolm.
»Gehen wir zu diesem Haus?« Der Gedanke an einen heißen Kräutertee und ein wärmendes Kaminfeuer war verlockend, denn mittlerweile war mir trotz meines Wollumhanges sehr kalt.
»Ja, aber wir haben keine Zeit um uns lange hier aufzuhalten. Dort wohnen Freunde von mir und ich möchte sie nicht unnötig in Gefahr bringen, falls man nach uns sucht. Wir werden ein Pferd
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