Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rachespiel

Rachespiel

Titel: Rachespiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niamh O'Connor
Vom Netzwerk:
und Tacheles mit ihm zu reden. »Sexton, du bist bei Weitem der beste Cop, mit dem ich je zusammengearbeitet habe. Aber wenn es Daphne ist, die dir geraten hat, Mauras Abschiedsbrief mit dir herumzutragen, dann hör nicht auf sie. Es ist ein schlechter Rat, glaub mir, ich muss es wissen. Ich habe mich lange genug selbst fertiggemacht nach dem Unfall, bei dem mein Vater ums Leben gekommen ist. Es gibt nur eine Methode, wieder Boden unter die Füße zu bekommen, nämlich nach vorn zu schauen und die Vergangenheit loszulassen.«
    Sexton starrte sie an. »Wer hat dir das von dem Abschiedsbrief gesagt?«
    »Wenn ich dir etwas über die Nacht, in der mein alter Herr gestorben ist, erzähle, das ich noch nie jemandem erzählt habe, wirst du dann den verdammten Brief aufmachen und ihn lesen?«
    »Der einzige Mensch, mit dem ich darüber gesprochen habe, ist Daphne.«
    »Mein Vater ist gestorben, weil ich bei voller Fahrt auf der Autobahn die Beifahrertür aufgemacht habe. Ich musste kotzen und war zu betrunken, um ihn zu bitten anzuhalten. Ich bin schuld daran, dass er gestorben ist. Er hat sich zu mir rübergebeugt, um die Tür zuzuziehen, und dabei ist er gegen …«
    Jo stockte. Sie spürte Sextons Blick auf sich. »Willst du nicht wissen, warum Maura gestorben ist?«, fragte sie sanft.
    »Ich weiß, warum Maura gestorben ist«, sagte Sexton in harschem Ton. »Sie ist gestorben, weil ich nicht für sie da war, als sie mich brauchte. Reicht das nicht?«
    Als sie zur Sea View Road mit ihrer gesunden Luft, ihren Palmen, Rhododendronbüschen voller welkender violetter Blüten und weiten Ausblicken aufs Meer kamen, verlangsamte Jo das Tempo. Sie verglich gerade die Hausnamen auf der rechten Seite mit Foxys Adresse, während Sexton die auf der linken las, da wurden sie von einem Notarztwagen überholt, der weiter vorn in eine Einfahrt schwenkte. Jo trat aufs Gas und raste ihm nach. Sexton klammerte sich wieder an seine Griffe, und kurz darauf hielten sie vor einem großen Flügeltor aus Holz, das zu einem trutzigen Haus im nachgeahmten Tudorstil führte. Davor wartete schon ein anderer Krankenwagen. Der in den Torpfosten eingemeißelte Name des Anwesens stimmte mit dem überein, den Foxy ihnen als Imogen Cox’ Adresse gegeben hatte. Die Hecktür des ersten Krankenwagens stand offen, und eine Rettungsassistentin in dunkelblauer Hose und glänzendem Blouson kramte hektisch nach etwas. Sie drehte sich zu ihnen um, offensichtlich gestresst.
    Jo und Sexton stiegen gleichzeitig aus. »Ich bin DI Birmingham, Store Street«, sagte Jo.
    »Das ging ja schnell«, sagte die Rettungsassistentin, die über Jos Schulter hinwegblickte und dem Fahrer des anderen Krankenwagens den erhobenen Daumen zeigte. »Das Opfer ist eine Frau, dreiundvierzig Jahre alt, zwei schwere Kopfverletzungen.« Sie joggte auf den zweiten Wagen zu, und der Fahrer reichte ihr einen Packen graues Plastik aus dem Fenster. Die Rettungsassistentin nahm ihn, klemmte ihn unter den Arm und rannte damit aufs Haus zu, wobei sie sich noch einmal umdrehte und Jo winkte mitzukommen.
    »Der Ehemann des Opfers hat angerufen«, erklärte sie, als sie die Haustür erreichten. »Sagte, sie sei von einem Eindringling überfallen worden. Wir haben dreimal den Defibrillator angesetzt, kein Schock. Sie sollte inzwischen längst im Krankenhaus sein, aber wir haben nur eine feste Trage, und ihr Mann behauptet, dass der Schlüssel zum Seiteneingang des Grundstücks weg ist. Wir können sie wegen der Ecken nicht mit der normalen Trage durchs Haus befördern. Ich bin übrigens Ann, Rettungssanitäterin in Dún Laoghaire. Warum hat man Store Street geschickt, wenn ich fragen darf?«
    »Lange Geschichte«, antwortete Jo und folgte ihr durch den Flur in die Küche. Wenn der Defibrillator eine Nulllinie anzeigte, war Imogen Cox klinisch tot, obgleich nur ein Arzt das feststellen konnte.
    Ein gut aussehender Mann mit einem silbergrauen Pferdeschwanz und dunkelbraunen Augen saß am Tisch und hielt sich, versorgt von einem anderen Rettungsassistenten, eine Sauerstoffmaske ans Gesicht. Seine Augen folgten Jo, als sie mit Sexton an ihm vorbei und durch eine Terrassentür hinaus in den Garten ging.
    Im hinteren Teil des Landschaftsgartens bemühte sich eine Gruppe von drei weiteren Mitgliedern des Notarztteams um das Opfer, das neben einem Poolhaus auf dem Rücken lag. Durchsichtige Plastikschläuche und sterile Ver packungen waren in einem Umkreis von einem Meter um ihren Kopf herum verstreut. Jo

Weitere Kostenlose Bücher