Rachespiel
Bewegungen auf ein Minimum zu beschränken. Auch wenn es eine Woche dauern kann, bevor Sie es wieder betreten dürfen.«
»Ja, natürlich, tut mir leid. Ich k-kann gerade nicht klar denken«, sagte er.
Er stotterte leicht, stellte Jo fest, und die Aussprache mancher Wörter verriet ihr, dass dort, wo er herkam, nicht das dicke Geld im Umlauf gewesen war. Als er einen Schluck Tee trank und den Becher abstellte, fiel ihr außerdem auf, dass er schiefe Zähne hatte, was ihre Theorie bestätigte. Kinder wohlhabender Eltern bekamen normalerweise früh zeitig eine Zahnregulierung.
»Ich möchte Sie bitten, mir zu schildern, was passiert ist«, sagte Jo. »Im Moment brauche ich keine formelle Aussage von Ihnen, aber ich muss Sie trotzdem darauf hinweisen, dass Sie das Recht haben zu schweigen, und dass alles, was Sie sagen, festgehalten wird und vor Gericht gegen Sie verwendet werden kann.«
Sie besah sich sein schwarzes Designer-T-Shirt und die Jeans. Abgesehen von seinen Haaren, die mal geschnitten werden mussten, war er äußerst gepflegt, und er roch nach einem zitronigen Aftershave. Auffälligerweise war nirgends auch nur der kleinste Blutfleck an ihm zu sehen. Er hatte seine Frau selbst gefunden, wie er sagte, und die natürliche Reaktion wäre gewesen, sich zu ihr herunterzubeugen und sie anzufassen. Es sei denn, er hatte seitdem geduscht, was sie stark vermutete.
»N-natürlich … Ich tue alles, um Ihnen zu helfen. M-meinen Sie, dass sie durchkommt?«
Sexton erschien in der Tür. Jo nickte ihm zu. »Man wird Ihnen sicher Bescheid sagen, sobald es etwas Neues gibt«, sagte sie und dachte, dass er doch wohl darum gebeten hätte, im Krankenwagen mitfahren zu dürfen, wenn er sich wirklich solche Sorgen um seine Frau machte. »Also – Jeff, nicht wahr?« Sie zog ihren angekauten Kuli und ihr Notizbuch hervor, streifte das Elastikband ab. Es klappte auf der Seite mit dem Stichwort »Betreuerin« aus ihren Notizen von Taras Vernehmung auf, und sie blätterte um. »Wie haben Sie Ihre Frau gefunden?«
Cox fasste sich an die Nasenspitze. »Ich … Ich war mit dem Hund spazieren, und als ich zurückkam, habe ich sie dort gefunden – sie lag hinten im Garten. Sie war noch bei Bewusstsein, glaube ich, aber es war alles voller Blut.«
»Entschuldigung … Von wo kamen Sie?«
»Ich war eine Zeitung kaufen.«
»Wo und wann genau?«
»In Foleys Zeitungsladen, ich war k-kurz nach zehn zurück.«
Jo sah auf die Uhr. »Wirklich? Es ist jetzt Mittag. Warum hat es so lange gedauert, bis Sie den Krankenwagen gerufen haben?«
»Ich … Ich habe erst g-geduscht, als ich hereinkam.«
»Wo war Imogen zu dieser Zeit?«
»Ach so, sie war noch im Bett, sie hat länger geschlafen. Ich wollte sie nicht wecken, also bin ich ins Bad. Ich m-musste ins Büro. Das Geschäft läuft nicht so gut zurzeit, wir mussten ein paar neue Kunden anwerben.«
»Was für ein Geschäft ist das?«
Er sah überrascht drein.
»Oh, sorry, ich dachte, jeder weiß das. Wir haben eine Modelagentur – also, das heißt, Imogen hat sie. Sie hat sie gegründet. Aber ich arbeite auch dort.«
»Als was?«
»W-wie bitte?«
»Als was arbeiten Sie?«
»Als Fotograf. Warum ist das relevant? Sollten Sie nicht da draußen nach ihm suchen, nach dem Mann, der das getan hat?«
»Bitte beantworten Sie die Fragen, Mr. Cox.«
Er rieb sich die Augen. »Ich bin Fotograf. Ich habe schon in der Branche gearbeitet, bevor Imogen und ich uns kennenlernten, aber meine frühere Agentur hat mich vor ein paar Jahren entlassen. D-die Zeiten sind für alle hart. Imogen hat mich eingestellt. Sie sagte, meine Erfahrung wäre ein V-Vorzug.« Er stand auf, und der Hund stand mit ihm auf, winselnd und schwanzwedelnd. »Ich war gerade mit der Hausarbeit beschäftigt, als ich sie im Garten schreien hörte. Ich bin rausgerannt, kam aber zu spät. Der Angreifer lief weg, und Imogen war … Imogen war …«
Es klingelte an der Haustür. »E-entschuldigen Sie mich bitte kurz?«
»Trau nie einem Kerl mit Pferdeschwanz«, bemerkte Sexton, als Cox außer Hörweite war.
Jo grinste ihn an und blickte sich in der topmodernen Küche von der Art um, wie man sie sonst nur in edlen Wohnmagazinen sah. Jeff Cox hatte eine gute Partie gemacht, aber nun lief er Gefahr, alles zu verlieren – als Hauptverdächtiger, angeklagt des Mordes an seiner Frau.
9
Tara Parker Trench saß in dem Taxi, in das Jo Birmingham sie verfrachtet hatte, aber sie war nicht zu ihrem Apartment in Citywest unterwegs.
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