Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rachespiel

Rachespiel

Titel: Rachespiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niamh O'Connor
Vom Netzwerk:
des Himmels betrachten. Wenigstens wüsste sie dann, dass Presley bei jemandem war, der ihn liebte. Sie wüsste, dass er in Sicherheit war. Wenn sie ihn nicht bald zurückbekam, würde sie Mick ohnehin gestehen müssen, dass sein Sohn entführt worden war, und dann konnte er das dazu benutzen, ihr Presley endgültig wegzunehmen. Und wenn die Presse sie als schlechte Mutter hinstellte, würde das zugleich ihre Werbewirksamkeit als Partygirl zerstören. Ihre Tage als Model wären vorüber. Sie würde es Mick erst sagen, wenn es gar nicht mehr anders ging, beschloss sie. Zuerst tue ich alles, was in meiner Macht steht, um Presley selbst zurückzuholen.
    Sie reckte den Hals, um den Verkehr vor ihnen zu überblicken. Das Hotel war in der Ferne bereits zu erkennen, aber sie standen inzwischen im Stau und kamen nicht voran. Was passiert, falls Presleys Entführer nicht auf mich wartet?, dachte sie panisch. Wenn ich rausspringe und laufe, bin ich schneller dort.
    »Haben Sie einen Freund?«, fragte der Fahrer plötzlich. Sie merkte, wie er sie taxierte, und ahnte, was er gern mit ihr anstellen würde.
    Tara überlief es schaudernd. Sie fragte sich, ob er etwas mit Presleys Verschwinden zu tun hatte. Jedenfalls benahm er sich so. Er war gar nicht zufällig von Jo Birmingham her angewinkt worden, begriff sie. Nein, er war genau zum richtigen Zeitpunkt in die Tankstelleneinfahrt eingebogen. Sie warf ihre Haare zurück und wollte gerade Konversation mit ihm machen, damit er friedlich blieb, da kündigte ihr Handy piepend eine neue Nachricht an.
    Sie kam von derselben Nummer wie die SMS des Kidnappers, aber diesmal war es eine MMS . Sie drückte auf »Öffnen« und sah Presleys hübsches Gesicht.
    Ihr wurde schwindelig vor Erleichterung. Es ging ihm gut. Er sah fröhlich aus. Sie konnte ihn mit Küssen überhäufen und ihn alles vergessen machen, wenn sie ihn wiederhatte. Hauptsache, es war nicht zu spät.
    »Du hältst dich für was Besonderes, ja? Aber du bist nur Dreck, ein Niemand«, sagte der Fahrer in dem Moment. »Ich habe dich in Höschen und BH rumstolzieren sehen, du wirst fürs Ausziehen bezahlt, du bist nicht besser als ’ne Nutte. Ich würd nicht mal dafür bezahlen, dass du mir einen runterholst.«
    Tara blickte starr auf das Foto von ihrem Kleinen, denn irgendetwas stimmte nicht damit. Dann dämmerte es ihr: Presley trug nicht die Hilfiger-Jacke, die er gestern Abend angehabt hatte. Auch sein Shirt war ein anderes. Sie hielt das Handy dichter ans Gesicht und erkannte das T-Shirt als eines, das sie ihm vor ein paar Monaten gekauft hatte. Es hatte noch nicht mal einen Tag lang gehalten; schon nach dem ersten Tragen hatte sie es entsorgen müssen, weil er sich in einem Schwall darüber erbrochen hatte.
    Der Fahrer spuckte weiter Gift und Galle, aber Tara hörte ihn kaum, denn sie wusste genau, wer Presley an dem Tag fotografiert hatte. Und jetzt wurde ihr erst recht angst und bange.

10
    Jo und Sexton standen vorm Haus der Cox’ und mussten gegen den Helikopter der Luftunterstützung anschreien, der über ihnen knatterte. Da er auf der Stelle schwebte, konnte man davon ausgehen, dass die Kollegen keinen Verdächtigen zum Verfolgen gefunden hatten. Was Jo nicht sonderlich überraschte, denn die Rettungsassistenten hatten angedeutet, dass das Opfer möglicherweise schon vor Stunden niedergeschlagen worden war. Der Rettungswagen fuhr ab, und im Vorgarten brachte ein uniformierter Polizist, der vor einigen Minuten eingetroffen war, eine Absperrung an. Er hatte Jo bereits darüber informiert, dass Inspector und Superintendent der hiesigen Wache hierher unterwegs waren. Sollte wohl heißen, dass ihre Anwesenheit ihn nicht sonderlich beeindruckte, weshalb er seine Vorgesetzten benachrichtigt hatte, die sich nun selbst ein Bild machen wollten. Der Wettbewerb um Aufklärungsquoten zwischen den Revieren war enorm, und Jo wusste, dass sie und Sexton sicher gleich in die Wüste geschickt wurden. Nicht dass Sexton noch ausdrücklich aufgefordert werden musste zu gehen. Er sah schon wieder deprimiert aus und schien mit den Gedanken ganz woanders zu sein. Jo sorgte sich um ihn. Er hatte eine schwere Zeit durchgemacht, um die traumatischen Erlebnisse bei der Jagd nach dem Bibel-Mörder zu verarbeiten, und jetzt war da noch dieser verdammte Abschiedsbrief. Aber ein kleiner Junge schwebte in ernster Gefahr, und das musste jetzt ihre Priorität sein.
    Sie ging wieder ins Haus, um sich aufzuwärmen. Am anderen Ende des Flurs stand Jeff

Weitere Kostenlose Bücher