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Rachespiel

Rachespiel

Titel: Rachespiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niamh O'Connor
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vom Leib hielt, und dazu einen Anwalt, der ihm half, dieses Vermögen zu verstecken. Deshalb war er immer noch der King.
    Er spürte, wie sein Herz stärker pumpte und sein Blut durch die Adern rauschte. Scheiß drauf , dachte er und zog noch ein Tütchen hervor, das er auf den Spülkastendeckel streute und mit einer Rasierklinge zerteilte. So war das, wenn man sich unbesiegbar fühlte: Man wollte immer mehr.
    Ich hab’s mir verdient , sagte er sich. Er hatte heute schon stundenlang Gewichte gestemmt, denn es war überlebenswichtig, dass er sich fit hielt. Der beste Ort der Welt für seine Feinde, um ihn in einer dunklen Ecke fertigmachen zu lassen, war der Knast. Alles, was man brauchte, war ein bestechlicher Schließer, der zehn Minuten lang wegsah.
    Er hatte selbst ein paar Schließer auf seiner Gehaltsliste, die es ihm ermöglichten, sich Telefone und ausreichend Koks zu organisieren, aber die Aufseher wurden ständig gewechselt, um Korruption, so gut es ging, zu verhindern, und seine Männer hatten heute keinen Dienst. Es war ihm nur gelungen, sich zu verdrücken, weil er gesagt hatte, er müsste mal aufs Klo. Selbst die, die sich nicht kaufen ließen, hatten nicht den Mumm, ihm dorthin zu folgen.
    Er rief seinen Anwalt an und hinterließ die Nachricht auf dem Anrufbeantworter, dass er um halb vier nachmittags Besuch von ihm erwartete. Der Rechtsverdreher hatte Glück, dass er guter Laune war, sonst hätte er einen seiner Laufburschen angerufen, damit der rauskriegte, wo der Kerl sich gerade rumtrieb. Er hasste es, wenn jemand nicht ans Telefon ging.
    Beim Eisenstemmen hatte er sich genau überlegt, was er der Pfeife sagen würde. Sie mussten natürlich über den Mordprozess sprechen, klar, aber er wollte ihm auch verdeutlichen, dass er ihn für das Verschwinden der Drogenlieferung von letzter Nacht verantwortlich machte. So lief das nun mal. Wenn man jemanden mit an den Tisch brachte, wie der Anwalt es getan hatte, war man dazu verpflichtet, Verluste auszugleichen und den Schaden wiedergutzumachen, sollte der Neue Mist bauen.
    Der King beugte sich vor, um die letzte Line zu ziehen. Er hatte Name und Adresse der Frau bekommen, die alles erst richtig in den Sand gesetzt hatte, und genoss es sehr, sich auszumalen, wie er ihr eine Lektion erteilen würde; es musste etwas sein, das allen zeigte, dass er immer noch der King war. Etwas Spektakuläres, um die Blamage, dass er seine erste Knast-Fuhre verloren hatte, auszubügeln.
    Er schniefte und schloss die Augen, als der Kick in seinem Gehirn ankam. Es war wirklich guter Stoff. Er fühlte sich wieder wie ein Champion, wie dieser Hurricane.

12
    In einem der zum Spa des Triton-Hotels gehörigen Privaträume lag Charles Fitzmaurice auf dem Massagetisch. Er war der millionenschwere Besitzer des Hotels und der Mann, an den Imogen Cox sich um Hilfe gewandt hatte, als die Finanz- und Wirtschaftskrise Irland erreichte. Nun, da das große Geld nicht mehr floss und es keine gut bezahlten Auswärtseinsätze mehr gab, die einen festen Bestandteil des Edel-Escort-Services gebildet hatten, war dieser Teil des Modelgeschäfts in Gefahr. »Fitz«, wie er genannt wurde, hatte zu Imogens Stammkunden gezählt, doch seit er ihr Unternehmen praktisch finanzierte, nahm er ein aktives Interesse an jedem gewinnversprechenden Aspekt. Die Rezession hatte die Hotelbranche besonders hart getroffen, und Fitz dachte nicht daran, sich all das, was er sich erarbeitet hatte, aus den Fingern gleiten zu lassen. Als Amateurpilot mit einer Landebahn auf dem Hotelgelände hatte er sogar damit begonnen, neue VIP -Gäste persönlich einzufliegen.
    »Du hast versprochen, mir zu sagen, wo mein Sohn ist«, sagte Tara und betete, dass er das leichte Zittern in ihrer Stimme nicht bemerkte. Angst geilte Fitz auf. Er war Mitte sechzig, übergewichtig und hatte eine – jetzt verrutschte – lächerlich lange Haarsträhne, die er quer über seinen glänzenden kahlen Schädel kämmte. Im Taxi hatte sie begriffen, dass Fitz hinter Presleys Verschwinden steckte – er war es, der dieses Foto von ihrem Sohn gemacht hatte, und zwar während eines Hubschrauberflugs, bei dem Presley schlecht geworden war. Jetzt musste sie nur noch herausfinden, wo sie ihn versteckten.
    Sie strengte sich an, Fitz bei Laune zu halten, und knetete mit den Fingerspitzen in immer größer werdenden Kreisen seine dicke, fleischige Haut. Ihre Hände bewegten sich im selben Rhythmus, bis sie an seiner Wirbelsäule aufeinandertrafen. Dann

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