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Rachespiel

Rachespiel

Titel: Rachespiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niamh O'Connor
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behindert zu werden, Taras Fall könnte sie von wichtigeren Ermittlungen abhalten.
    Sie war dankbar, wieder einmal vor Augen geführt bekommen zu haben, was einer Frau durch eine Vergewaltigung angetan wurde; wie sie hinterher die Scherben ihrer Existenz aufsammeln musste, manchmal ein Leben lang. Falls Tara Gewalt angetan worden war wie der spanischen Studentin oder auf noch grausamere Weise, dann war sie jetzt in einem sehr verletzlichen Zustand und brauchte dringend professionelle Hilfe.

22
    George Hannah wartete nervös am Eingang zum Anwaltsrestaurant auf Jo. Er hielt ihr die Tür auf, sobald sie im zweiten Stock auftauchte, und sah auf die Uhr, als sie kurz stehen blieb, um einen Justizangestellten zu begrüßen, den sie seit Jahren nicht gesehen hatte.
    »Was ist denn so dringend, dass es nicht warten konnte, Detective Inspector?«, fragte er, als sie sich unter seinem Arm hindurchduckte und an einen Zweiertisch setzte. Er legte einen Aktendeckel ab und ließ sich auf dem anderen Stuhl nieder.
    »Holen Sie mir einen Latte, dann erkläre ich Ihnen alles«, sagte Jo. Sie wollte eigentlich keinen Kaffee, aber ihre Zeit war mindestens genauso kostbar wie seine, und sie sah sich veranlasst, ihm das unter die Nase zu reiben.
    Hannah konnte seine Gereiztheit kaum verbergen, als er zur Kaffeebar ging und mit viel Getue das Kleingeld in seiner Hosentasche zählte, als hätte er eventuell nicht genug.
    Sobald er ihr den Rücken zukehrte, schlug Jo die Mappe auf. Sie enthielt einen Antrag an den High Court, das Oberste Gericht, auf eine gerichtliche Überprüfung. Sie blickte kurz zu Hannah hinüber, der vor dem Kaffeeautomaten grübelte, welche Tasten er drücken musste, und blätterte die Seite um. Der Mandant, den er vertrat, war Barry Roberts. Jo kratzte sich am Kopf. Roberts stand innerhalb des kriminellen Spektrums am entgegengesetzten Ende von reichen Geschäftsleuten wie die Fitzmaurices und die Cox’. Roberts, Szenename »King Krud«, war ein Drogendealer, der mit Tod und Elend handelte. Vor Kurzem hatte er im Verlauf einer Fehde, bei der es zu einem der schlimmsten Blutvergießen seit Jahren gekommen war, gleich mehrere Gegner ausgeschaltet.
    Sie blätterte weiter, weil sie sehen wollte, was Hannah im Namen von Roberts beim High Court verhandeln wollte, wurde aber vom Geräusch einer klingelnden Kasse gewarnt. Hannah nahm die beiden Kaffees von der Theke und kam damit zurück.
    Jo klappte die Mappe zu und deutete ein Lächeln an.
    »Nun?«, sagte Hannah. Er warf ihr einen misstrauischen Blick zu, als er die Tassen abstellte, und drehte den Aktendeckel wieder zu sich herum.
    »Wie gut kennen sich Jeff Cox und Rosita Fitzmaurice?«, fragte Jo.
    »Ich höre soeben zum ersten Mal von einer Bekanntschaft zwischen ihnen«, antwortete Hannah gespreizt.
    »Jeff Cox hat mit der Mutter des Kindes geschlafen, das gestern Abend an einer Tankstelle entführt wurde, und Rosita hat sich an ebendieser Tankstelle aufgehalten, als das Kind verschwand«, sagte Jo. »Beide sind Klienten von Ihnen.«
    Hannah trank einen Schluck Kaffee. »Und …?«
    »Dieser kleine Junge ist irgendwo da draußen. Sie wissen genau, wozu gewisse Leute in dieser Stadt fähig sind. Ich appelliere hiermit an Ihr Gewissen. Haben Sie irgendwelche Informationen, die mir weiterhelfen können? Sie müssen einen guten Start ins Leben gehabt haben, um einen so hoch qualifizierten Beruf ausüben zu können. Sie müssen Eltern gehabt haben, die Sie unterstützten, die das Beste für Sie wollten. Und da Sie sich für eine Laufbahn im Rechtswesen entschieden haben, müssen Sie einmal an die Idee der Gerechtigkeit geglaubt haben.«
    Hannah ging nicht darauf ein. »Ich weiß leider nichts, das Ihnen weiterhelfen könnte.«
    »Dann ist Ihnen auch nicht mehr zu helfen, Mann«, sagte Jo.

23
    Jo sah auf, als Dan hereinkam. Er setzte sich, ohne die Hände aus den Hosentaschen zu nehmen.
    »Freut mich, dass es dir besser geht«, sagte er.
    Das war nicht gerade die Entschuldigung, die sie hören wollte, aber mehr würde sie von ihm nicht bekommen, das wusste sie. Sie nickte und bemerkte die dunklen Ringe unter seinen Augen. »Ich würde deine Position nie untergraben, Dan«, sagte sie. Früher hätte sie hinzugefügt: »Weil ich dich liebe.«
    Er drehte sich auf dem Stuhl herum und begutachtete ihr Büro. »Und, wie geht es Rory? Tut mir leid, dass ich in letzter Zeit nicht oft da war.«
    »Ist mir aufgefallen«, sagte Jo, und es kam aggressiver her aus, als sie gewollt

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