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Rachespiel

Rachespiel

Titel: Rachespiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niamh O'Connor
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du wirst wahrscheinlich eher Gehör bei ihm finden als ich. Oder wie wär’s damit – du meldest dich wieder bei mir, wenn du handfeste Beweise hast statt bloßer Hypothesen?«
    Jo schwoll der Kamm. »Taras Kind wird vermisst, Dan. Kurze Zeit später wird ihre Chefin ermordet, und jetzt kann ich sie plötzlich nicht mehr erreichen. Du musst mich diese Untersuchung leiten lassen, bevor noch jemand umgebracht wird oder verschwindet. Ich habe den handfesten Beweis, den du willst, gleich hier. Eine DVD , die zeigt, dass Imogen Cox im Sexgeschäft mitgemischt hat.«
    Dan holte tief Luft und setzte sich wieder. »Okay, zeig her.«
    Jo zog die Schreibtischschublade auf. Sie war leer, und die darunter genauso. Sie klopfte die Schubladen mit der flachen Hand ab, um ganz sicherzugehen, und tat dann das Gleiche mit den beiden auf der anderen Seite. Etwas steckte an der Oberseite der einen fest, aber es war kein gepolsterter Umschlag und keine DVD . Das Video von Imogen Cox und die beiliegende Nachricht waren entwendet worden.
    »Nun?«, sagte Dan.
    Jo ging zur Tür und rief den Kollegen im Großraumbüro draußen zu: »Ist jemand heute hier gewesen, als ich nicht da war?«
    Detective Sergeant Roger Merrigan meldete sich wie ein Schuljunge, sehr zur Belustigung der anderen. Er war der Klassenclown, und Jo wusste, dass er Dan damals bei den Ermittlungen zum Bibelmörder-Fall über jeden ihrer Schritte informiert hatte. Sie bedeutete ihm mit einer knappen Kopfbewegung hereinzukommen und schloss die Tür wieder hinter ihm.
    Dans Augen folgten ihr.
    »Also, wer war hier drin?«, fragte sie.
    »Hier drin?«, sagte Merrigan und sah Dan mit hochgezogenen Augenbrauen an.
    Jo stemmte die Hände in die Hüften.
    »Kann nicht sagen, dass ich jemanden bemerkt habe. Ich dachte, Sie wollten die Anwesenheit kontrollieren, deshalb hab ich die Hand gehoben.«
    »Sie müssen doch gesehen haben, ob jemand hier hereingegangen ist. Da steht ein neuer Stuhl, verdammt noch mal. Der hat sich wohl kaum von selber reingerollt, oder?«
    »Ach so, stimmt, Foxys Tochter war hier drin«, antwortete er. »Die dieses Dingsda hat …«
    »Sal?«, fragte Jo. »Sie heißt Sal.«
    »Ja, die Mongoloide …«
    Jo schob ihn an den Schultern zurück zur Tür. »Raus mit Ihnen.«
    »Ich muss los«, sagte Dan und ging ebenfalls. »Jeanie erwartet mich. Solltest du nicht die Jungs abholen?«
    Jo sah auf die Uhr und griff nach ihrer Jacke, dann fiel ihr etwas ein. Sie ging noch mal zum Schreibtisch und zerrte das Stück Papier heraus, das zwischen Schublade und Tischplatte feststeckte. Es war eine Terminkarte für eine Schwangerschaftsvorsorgeuntersuchung im Holles Street Hospital. Jeanies Name stand darauf und das mehrere Monate zurückliegende Datum eines Termins für eine Rhesus-Antikörper-Injektion.
    Stöhnend warf Jo sie auf den Tisch und schloss ihr Büro beim Hinausgehen ab.

24
    Das Kind quasselte in einer Tour, das war nicht normal. Nicht dass sie viel Ahnung von kleinen Kindern gehabt hätte, aber hieß es nicht, dass sie bei Fremden scheu waren und die Klappe hielten? Der Kleine machte sie wahnsinnig, redete die ganze Zeit über.
    Ihr Zimmer war auch so schon ziemlich beengt, und dann war der Junge erst kurz vor Mitternacht auf dem Sofa eingeschlafen und um sechs schon wieder wach gewesen, und seitdem lief die Plappermaschine. Sie hatte es satt bis oben hin, sich sein Kindergesabbel anzuhören. Selbst jetzt, wo er vorm Fernseher hockte, kommentierte er die ganze Zeit die Zeichentrickfilme, die sie schon fast auf volle Lautstärke gestellt hatte, um ihn zu übertönen. Sie konnte nicht klar denken. Letzte Nacht hatte sie kein Auge zugetan vor Sorge, was sie für Probleme kriegen würde, wenn man ihn bei ihr fand.
    Sie lief zwischen ihm und der Glotze auf und ab, hielt sich die Ohren zu und schrie: »Ruhe!«
    Sein Kinn fing an zu zittern. »Ich will zu meinem Dad.«
    Sie zog ihn an der Hand vom Sofa. Es wurde langsam verflucht lästig, ihn hier zu haben. Sie durfte noch nicht mal die Vorhänge aufziehen, weil ihn jemand sehen könnte.
    Das Balg fing an zu heulen.
    »Schnauze«, sagte sie und schüttelte ihn grob. »Halt endlich das Maul!«
    Rotz und Tränen liefen über sein Gesicht, und er brüllte nur noch lauter. Sie hielt ihm den Mund zu. »Okay, du willst, dass ich deinen Vater anrufe? Mach ich«, log sie. »So ist’s recht, braver Junge, schön still sein, dann hole ich ihn ruckzuck her.«
    Sie hielt ihn fest, fühlte die kleinen Schauer, die durch

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