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Rachespiel

Rachespiel

Titel: Rachespiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niamh O'Connor
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hatte. Sie wünschte, sie könnten mit diesem ständigen verbalen Schlagabtausch aufhören. Es ging ihr gegen den Strich, dass sie ihn immer noch anblaffte, und genauso, dass sie immer noch weiche Knie bekam, sobald sie irgendwo in seiner Nähe stand. Aber sie würde es nie verwinden, dass er sie mit seiner Sekretärin betrogen hatte, jetzt schon gar nicht mehr, da seine Zukunft durch das gemeinsame Kind unauflöslich mit der Jeanies verbunden war.
    Sie setzte sich gerade auf. »Und Jeanie? Wie kommt sie zurecht?« Das klang so steif, dass sie sich die Haare ausreißen wollte.
    »Gut«, sagte Dan und legte seine Hände auf die Knie. »Sehr gut. Doch, es geht ihr wirklich super, danke.«
    Das war die reinste Folter. Jo kam zur Sache. »Warum bist du hier, Dan?«
    Er kratzte die an seiner Kinnpartie sprießenden Bartstoppeln. »Ich will wissen, wo Foxy und Sexton sind. Bist du mit den Ermittlungen in den Vergewaltigungsfällen vorangekommen? Wenn ja, sollten wir eine Fallbesprechung abhalten. Ich möchte nicht mehr übergangen werden. Ich will auf dem Laufenden gehalten werden.«
    Jo warf einen schuldbewussten Blick auf ihre Uhr. Es war schon fünf. Sie hatte mehrmals versucht, Sexton auf dem Handy zu erreichen, war aber jedes Mal auf die Mailbox umgeleitet worden und hatte keine Ahnung, wo er steckte. Foxy war, streng genommen, auch unerlaubt abwesend. »Wir arbeiten an etwas, aber es sind nicht die Vergewaltigungsfälle.«
    »Sondern?«, fragte Dan tonlos.
    »Das weißt du genau, Dan. An dem Fall, über den ich schon den ganzen Tag rede, die Sache mit dem vermissten Kleinkind, Presley Parker Trench.«
    Er stand auf. »Warum kommt mir das alles bloß so furchtbar bekannt vor?«
    »Ich glaube, dass Imogen Cox, die Frau, die heute Morgen in Killiney getötet wurde, ihre Models als Prostituierte verkuppelt hat – Mädchen wie Presleys Mutter, Tara. Mein Verdacht ist, dass sie deshalb sterben musste. Was bedeutet, dass Presley möglicherweise in noch größerer Gefahr schwebt, als ich zuerst dachte.«
    »Und ich weiß genau, wie das enden wird«, sagte Dan mit kaltem Blick. »Du hast gerade beteuert, meine Position nicht untergraben zu wollen, dabei hast du bereits ein Team zusammengestellt und handelst gegen meine ausdrückliche Anweisung.«
    »Könntest du bitte aufhören, so starrköpfig zu sein, und Kontakt zum Revier Dalkey aufnehmen? Ich will die Ermittlungen im Mordfall Imogen Cox leiten, weil das nämlich ein Aufwasch ist. Wir finden garantiert auch Presley, wenn wir denjenigen finden, der Imogen umgebracht hat. Falls sie es war, die Presley entführt hat, hat ihr Mörder jetzt wahrscheinlich das Kind oder weiß zumindest, wo es ist.«
    Dan warf frustriert die Arme in die Höhe. »Du hast mir kein bisschen zugehört …«
    »Als ich Tara heute Morgen vernommen habe«, unterbrach Jo ihn, »hatte sie blaue Lippen. Zuerst dachte ich, ihr wäre kalt, obwohl die Wache total überheizt ist. Also sagte ich mir, sie steht vielleicht unter Schock, aber nachdem ich sie dazu gebracht hatte, etwas zu frühstücken, waren ihre Lippen immer noch genauso blau. Kurz gesagt, Lippen von der Farbe habe ich bisher nur bei Ertrunkenen im Leichenschauhaus gesehen.«
    Dan starrte sie mit offenem Mund an.
    »Außerdem ist mir aufgefallen, dass sie lauter so kleine, nadelfeine Blutergüsse unter den Augen hatte. Das ist mir zuletzt begegnet, als Professor Hawthorne die Autopsie an einem ertrunkenen Verbrechensopfer vorgenommen hat. Er sagte, die kleinen geplatzten Äderchen am unteren Lid wiesen daraufhin, dass die Person um ihr Leben gekämpft hat. Und Taras Nase lief dauernd, was ebenfalls mit den Symptomen beim Ersticken durch Ertrinken übereinstimmt. Noch dazu hatte sie Blutergüsse am Oberkörper, ein Anzeichen dafür, dass sie grob behandelt wurde. Meine Vermutung ist, dass derjenige, der diese blauen Flecken verursacht hat, sie entweder vorm Ertrinken gerettet hat oder sie ertränken wollte. Wie du weißt, lautet die einzige Ermittlerregel, an die ich mich je halte, dass es keine Zufälle gibt. Daher würde ich sagen, die Wahrscheinlichkeit, dass zwei so nahe beieinanderliegende katastrophale Er eignisse in ihrem Leben – brutale Gewalt zu erleiden und ihr Kind zu verlieren – nicht miteinander in Verbindung stehen, ist praktisch null.«
    Dan seufzte schwer. »Blaue Lippen, Blutergüsse, eine laufende Nase. Warum rufe ich nicht gleich den Polizeichef an? Oder besser noch, ruf du ihn doch an. Sehen wir den Tatsachen ins Gesicht,

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