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Rachespiel

Rachespiel

Titel: Rachespiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niamh O'Connor
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seinen Brustkorb liefen, und hörte ihn schwer keuchen, als er nach Luft rang. Fluchend setzte sie ihn wieder hin, nahm ihr Handy und tat so, als würde sie wählen.
    »Hallo, ich bin’s. Der kleine Presley möchte zu seinem Daddy. Können Sie kommen und ihn abholen?«
    Es funktionierte. Der Kleine beruhigte sich.
    »Sie sind schon unterwegs? Das ist prima, danke.«
    »Ich will mit ihm reden«, sagte der Junge. »Er bringt mir was aus dem Urlaub mit, hat er gesagt.«
    Sie legte das Handy schnell weg. »Sorry, zu spät. Aber keine Angst, er kommt gleich zu dir. Weißt du, wenn du ein guter Junge bist, können wir dir Pommes mit Würstchen besorgen. Möchtest du gern welche?«
    Der Junge nickte.
    »Dein Dad hat mich gebeten, dir die Haare zu waschen, damit du hübsch und sauber aussiehst, deshalb musst du jetzt brav sein und mit mir ins Bad kommen, okay?« Sie streckte ihm die Hand hin. »Sonst kann er dir dein Geschenk nicht geben.«
    Das Kind machte ein erschrockenes Gesicht, wich einen Schritt zurück und fing an zu husten.

25
    Tara saß auf einem Hocker an der Bar des Triton und schüttete bereits das dritte Glas Cristal in sich hinein. Sie brauchte das nach dem, was im Massageraum passiert war. Ihre Notration Kokain, die sie bei ihrer Wechselgarderobe gebunkert hatte, half, die Schmerzen von den Tritten zu betäuben, mit denen Fitz sie zur Strafe für das Ritzen mit der Rasierklinge traktiert hatte. Trotz allem war sie jetzt total aufgedreht, als sie darauf wartete, dass Big Johnny ihr wie versprochen ihr Kind brachte. Danach würde sie sich mit Presley sofort ein Taxi nehmen, zum Polizeirevier fahren und nicht eher wieder gehen, bis man ihr die Autoschlüssel zurückgegeben hatte.
    Sie drehte sich nach einer Gruppe junger Modemamis um. Sie saßen an einem Tisch in der Ecke der Bar und trugen diese herablassenden Mienen von Frauen zur Schau, denen es gelungen war, es sich in einem Alleinverdiener haushalt in einem schönen Stadtteil mit zwei dicken Autos vor der Tür bequem zu machen. Tara war auch auf eine Privatschule gegangen. Sie hatte einen Studienplatz an der Universität bekommen, konnte Klavier spielen und sich im Gespräch mit jedermann behaupten. Eines Tages wollte sie auch haben, was die dort hatten – ein großes Haus, eine Geländelimousine und ein Kindermädchen. Ich mache eben nur einen kleinen, abenteuerlichen Umweg , sagte sie sich und trank noch einen Schluck Champagner.
    »Nehmen Sie doch noch ein Glas«, sagte der Mann, der ihn spendiert hatte, zog die Magnumflasche aus dem Eiskübel und schenkte ihr nach. Sie hatte ihn noch nie gesehen. Er war um die fünfzig und trug hoch sitzende Hosen und einen schwarzen Rollkragenpullover, der so eng war, dass die schlaffe Haut an seinem Hals darüber hinweghing.
    Nico, der Barkeeper – ein italienischer Koch, der sich auf die Arbeit an der Bar verlegt hatte, weil Damen wie die Modemamis so gute Trinkgelder gaben –, kam herbei und hielt die Hand vor die Lippen. »Nicht mehr so viel, bellissima «, riet er ihr. »Fitz ist heute Abend da.«
    »Als ob ich das nicht wüsste«, sagte Tara, hob ihr Glas und kippte es hinunter. Dann knallte sie es schniefend auf den Tresen.
    Der Mann legte einen Arm um sie und rieb mit seiner feuchten Hand ihre bloße Schulter. Es war inzwischen sechs Uhr, und die Wirkung des Cocktails aus Champagner und Drogen ließ langsam nach. Ihre Stimmung wurde weinerlich. Wo zum Teufel blieben Big Johnny und Presley?
    »Du bist so sexy«, sagte der Mann.
    Tara streckte ihre Füße in den glänzend roten Riemchen-Manolos von sich und drehte sie bewundernd hin und her. Der Anblick ihrer kostspieligen Schuhe gab ihr immer ein gutes Gefühl, egal, was sonst für ein Mist passierte. Männer, die über die Preise stöhnten, kapierten einfach nicht, dass es hier nicht um das Preis-Leistungs-Verhältnis ging. Schuhe wie diese, Designertaschen und -kleider, das waren Statussymbole. Sie zeigten ihr, wie weit sie es gebracht, wie viel sie erreicht hatte. Auch wenn Presley wieder bei ihr war, würde sie nicht mehr in die schlechten alten Zeiten verfallen, als sie kaum die Miete bezahlen konnte. Jeff hatte gut reden, wenn er sagte, sie müsse mit dem Geschäft aufhören – wovon sollte sie sich dann finanzieren?
    Tara griff nach der Flasche, schenkte sich noch ein Glas ein und prostete Nico zu. Er war wirklich eine Augenweide, aber zu abgebrannt, um infrage zu kommen. Alles gesehen, alles gemacht, Micks T-Shirt getragen , dachte sie. Dann stand

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