Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rachespiel

Rachespiel

Titel: Rachespiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niamh O'Connor
Vom Netzwerk:
sie auf und stieß dabei fast den Barhocker um. Sie warf ihre Haare zurück, stakste auf eine imaginäre Tanzfläche und riss die Arme in die Luft. Morgen würde sie wieder mit denselben Problemen aufwachen, aber heute Abend hatte sie vor, ein Superstar zu sein. Sie würde ihren Jungen zurückbekommen.

26
    Sie waren zu Hause. Rory stieß die Beifahrertür auf und schnappte sich seine Schultasche aus dem Fußraum, noch ehe Jo richtig in der Einfahrt stand. Er strafte sie mit Schweigen, seit sie ihn von der Schule abgeholt hatte. Zuerst war es ihr gar nicht aufgefallen, weil sie über die Freisprechanlage mit Foxy telefoniert hatte, als Rory am Schultor eingestiegen war. Normalerweise hätte sie den Anruf aufgeschoben, bis sie mit ihrem Sohn ein bisschen über seinen Tag geplaudert hatte, aber sie musste sichergehen, dass Sal das Sexvideo nicht aus ihrem Büro mitgenommen hatte, denn der Gedanke daran, was das Mädchen zu sehen bekommen würde, erfüllte sie mit Schrecken.
    Im Laufe des Gesprächs hatte Foxy ihren Stresslevel herausgehört und angeboten, an diesem Abend zu arbeiten, falls Jo einen Babysitter auftreiben könne. Sie hatte ihm vorgeschlagen, Sal zu ihr herüberzubringen, Rory würde auf sie aufpassen. So konnte Foxy zum Flughafen fahren, denn Jo hatte sich mit einem vorherigen Anruf aus dem Auto bestätigen lassen, dass Taras Ex heute Abend tatsächlich aus dem Urlaub zurückkehren würde. Falls Probleme auftraten, würde sie eben selbst auch noch mal zum Revier fahren müssen, um bei jeglichem Verhör, das Foxy mit Mick Devlin führte, dabei zu sein. Außerdem wollte sie einen Teil des Abends dazu nutzen, die Auto kennzeichen zu überprüfen, die sie mithilfe des Überwa chungsvideos der Tankstelle ermittelt hatte. Sie versuchte es noch einmal bei Sexton, erreichte aber wieder nur die Mailbox.
    Jo schnallte Harry von seinem Kindersitz ab und nahm seine pummelige Hand, nachdem sie ihn herausgehoben hatte. Er drückte ein Samttuch, seine Schmusedecke, an seine Wange, als sie Rory ins Haus folgten. Jos Herz tat einen Sprung, wenn sie daran dachte, wie selbstständig ihr Kleiner seit Dans Weggang schon geworden war. Sie dagegen hatte eher das Gefühl, sich zurückzuentwickeln, während aus Monaten Jahre wurden, die ohne ihn vergingen. Es war schwer, nach einem langen Arbeitstag nach Hause zu kommen und sich nicht mit ihm zum Essen hinsetzen und alles bereden zu können. Noch schwerer war es, auf dem Sofa zu sitzen, wenn die Jungs schliefen, und einsam auf den Fernseher zu starren. Allein konnte sie sich keinen Schlummertrunk genehmigen, ohne sich wie eine Alkoholikerin zu fühlen, und ohne einen Schlummertrunk oder ein Gespräch unter Erwachsenen oder ein paar warme, strei chelnde Arme gab es nichts, womit sie sich vom Tag entspannen konnte. Sie wollte gar nicht daran denken, wie das werden sollte, wenn sie irgendwann wieder bereit war, jemand Neuen kennenzulernen. Mit sechsunddreißig war sie immer noch relativ jung, aber woher sollte sie die Zeit nehmen, auszugehen und unter Leute zu kommen? Wohin ging man heutzutage, wenn man solo war und Lust auf ein Date hatte? Und wer würde sich überhaupt mit ihr treffen wollen, wenn sie doch schon eine fix und fertige Familie hatte?
    Rory zog gerade ein frisches Handtuch aus dem Wäscheschrank, als Jo endlich die Alarmanlage ausgestellt, Harrys Krippentasche hereingetragen und die Tür hinter sich zugemacht hatte.
    »Dann wollen wir dich mal füttern, Schätzchen«, sagte sie zu Harry und küsste ihn auf seine kleinen Backen, während sie ihn hochhob.
    In der Küche stellte sie einen Satz Bauklötzchen auf den rot-grün karierten Fliesenboden, damit er etwas zum Spielen hatte, während sie sein Abendessen machte. Bald war es schon wieder Schlafenszeit für ihn. Sie fand es schrecklich, unter der Woche so wenig von ihm zu haben, aber was ihr an anderen Möglichkeiten, zum Beispiel in Form von Teilzeitarbeit, offengestanden hätte, wenn Dan noch da wäre, hatte sich als alleinerziehende Mutter, die für sich selbst aufkommen musste, ohnehin erledigt.
    Plötzlich kam ihr etwas in den Sinn. Sie rannte durch den Flur und hämmerte an die Badezimmertür. »Lass mich rein! Ich muss dich was fragen.«
    »Was?«, rief Rory in gelangweiltem Ton zurück.
    »Du duschst nur beim Nachhausekommen, wenn du vorhast, noch mal wegzugehen. Sag, dass du nicht vorhast, heute Abend auszugehen.«
    Er zog die Kiefernholztür einen Spaltbreit auf. »Ich gehe mit Becky ins Mezz.«
    »Nein,

Weitere Kostenlose Bücher