Rachewahn: Thriller
Ermordeten? Was können Sie mir über die Taten sagen? Haben Sie etwas Wichtiges gesehen oder gehört?“
„Wer zum Geier sind Sie?“, wollte Luzius von dem jungen Mann mit dem Notizblock wissen.
„Mein Name ist Frank Gunst. Ich arbeite für das Göttinger Wochenblatt . Bisher weiß ich nur, dass das Brautpaar in unterschiedlichen Räumen erstochen und dass soeben jemand zur Polizeidirektion gebracht wurde. Leider habe ich diesen Augenblick verpasst. Was können Sie mir darüber sagen?“
Beatrice kochte vor Wut. „Wir sind die Eltern der Braut! Wie können Sie es wagen, uns so frech anzuquatschen, Sie Widerling?!“ Sie holte mit der rechten Hand aus, um Gunst eine Backpfeife zu verpassen.
Doch ihr Mann konnte den Schlag im letzten Moment noch verhindern, indem er ihren Arm ergriff und ihn zurückhielt. „Nicht, Schatz. Der Kerl ist es nicht wert.“
Gunst schüttelte den Kopf. „Ich mache nur meinen Job. Ich möchte Ihnen mein tiefstes Bedauern aussprechen. Mir war nicht bewusst, dass Sie die Eltern der Ermordeten sind.“
Beatrice funkelte ihn an. „Sie sind ein widerwärtiger Mensch! Für Sie zählt nur die Geschichte! Aber mein Mann und ich haben eben unsere Tochter und unseren Schwiegersohn verloren! Zwei Menschen, die uns alles bedeutet haben! Können Sie nachvollziehen, welchen Schmerz wir empfinden?!“
Gunst steckte seinen Notizblock ein. „Ich entschuldige mich noch einmal in aller Form bei Ihnen. Hätte ich gewusst, dass Sie die Eltern sind, dann wäre mir niemals in den Sinn gekommen, Ihnen eine -“
„Dann hätten Sie uns auch angesprochen!“, fiel Beatrice ihm ins Wort. „Ich kenne Ihre Sorte genau! Sie sind gefühllose Reporter ohne Hirn! Mit Typen wie Ihnen hatte ich schon oft genug zu tun!“
„Ich kann verstehen, dass momentan der Frust und die Trauer aus Ihnen sprechen. Daher nehme ich Ihnen diese Äußerungen nicht übel.“
„Das ist aber nett!“, fauchte Beatrice, ehe sie an Gunst vorbeischritt.
„Dennoch fände ich es toll, wenn Sie mir die eine oder andere Information geben würden, sobald Sie die Trauer überwunden haben.“
Jetzt platzte Luzius der Kragen. Er wirbelte herum und packte Gunst an dessen T-Shirt. „Ich rate Ihnen, ab sofort Ihr dummes Maul zu halten! Sonst vergesse ich mich! Und das wollen Sie ganz bestimmt nicht. Vertrauen Sie mir!“
„Lassen Sie mich los oder ich zeige Sie wegen tätlichen Angriffs an!“
Luzius bleckte die Zähne. „Sollten Sie mir noch ein einziges Mal begegnen, dann garantiere ich für nichts mehr.“ Er nahm seine Hände vom Journalisten und ging mit Beatrice weiter in Richtung Eingangshalle.
Gunst holte seinen Notizblock wieder hervor und schrieb sich einige Informationen auf. „Mit mir sollte man sich nicht anlegen. Das werden Sie schon noch merken. Ich komme immer an mein Ziel.“
47
Samstag, 8. Juni 2013
„Wo ist er? Wo ist Frost?!“, rief Tommy den beiden Streifenbeamten zu, die er am Ende des Krankenhausflures erblickte.
Einer der beiden deutete auf den Behandlungsraum, der ihm schräg gegenüber lag. „Er wird gerade untersucht. Der Arzt überprüft, ob er operiert werden muss. Wieso seid ihr so in Eile? Wir haben doch am Handy gesagt, dass alles in Ordnung ist.“
Tommy erwiderte nichts. Stattdessen zog er seine Waffe. Auch Nora holte ihre Pistole aus dem Holster. Die Kollegen hinter ihnen zögerten zunächst noch, taten es den beiden dann aber gleich. Mehrere Patienten und Schwestern, die sich auf dem Flur befanden, gerieten umgehend in Panik und begannen zu laufen. Einige waren aufgrund ihres Alters dazu nicht mehr in der Lage. Sie sahen die Ermittler perplex an und wussten nicht, was sie machen sollten.
„Man kann sich nie sicher genug sein!“, informierte Tommy die Kollegen vor dem Behandlungsraum. Dann stellte er sich rechts von der Tür auf und schnappte nach Luft. Nora positionierte sich auf der anderen Seite. Nachdem die beiden Blickkontakt miteinander aufgenommen hatten, griff Tommy entschlossen zur Klinke. „Bist du fertig?“
„Ja.“
„Auf drei! Eins, zwei … und drei!“
Er drückte die Klinke herab und stieß die Tür auf. Kurz darauf wirbelten Nora und er herum und streckten ihre Waffen vor. „Keine Bewegung! Polizei!“
„Herrje! Was soll dieser Mist! Sie haben mich zu Tode erschreckt!“, rief ein Mann im weißen Kittel. Er war einsneunzig groß, hatte eine Halbglatze und wirkte wie eine Bohnenstange.
Die Ermittler überprüften irritiert die Lage. Gerhardt Frost lag auf der
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