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Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt

Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt

Titel: Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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verabschiedest du dich endlich von deiner alten Wut auf deine Mutter, die damals unter Umständen die einzige Entscheidung getroffen hat, zu der sie in der Lage war? Vielleicht hatte sie gehofft, du könntest ohne sie ein besseres Leben führen. Was für einen Wert kann man als Mutter haben, wenn man als Mensch keinen hat?«
    Hart wie Stein klangen ihre Sätze, schwer und hart ihre Stimme, die ihn mitten in den Magen rammte.
    »Mein Kind ist gestorben. Ich habe gesoffen, Drogen genommen. Das Kind hatte einen schweren Alkoholschaden. Aber das ist schon sehr lange her.« Sie hob die Hand, richtete den Zeigefinger auf ihn und stach damit bei jedem Wort Löcher in die Luft. »Das spielt jetzt keine Rolle mehr. Aber denk darüber nach, bevor du andere verurteilst. Man tut, was man tut. Und das hat man nicht immer alleine in der Hand.«
    Sie trat ganz dicht an ihn heran. Ihr Atem roch nach Zahnpasta. Er spürte nichts, wusste aber, dass es ihn eines Tages einholen würde. Wenn alles zu spät war, würde er es bereuen, aber jetzt war es ihm unmöglich.
    »Man kann so vieles vergessen«, sagte Miriam. »Man kann vergessen, wie spät es ist, und man kann vergessen, zu essen und auf sich achtzugeben. Aber ein Kind, das vergisst man nie.« Sie stieß ihn zurück, und er kam ins Straucheln. »Verdammt noch Mal, das vergisst man nie in seinem Leben. Und jetzt kannst du ruhig abhauen. Wenn du dir nicht helfen lassen willst, ist dir nicht zu helfen.«

KAPITEL 51
    Dicte parkte und stieg aus. Das Haus in Kasted lag einsam vor ihr und erwartete sie. Der Tag war lang gewesen und ohne nennenswerte, aufheiternde Augenblicke. Abgesehen von ihrem Besuch bei Mia Nellemann hatte er keine Leckerbissen für sie bereitgehalten.
    Sie warf die Autotür zu. Svendsen stand schon hinter dem Fenster und erwartete sie sehnsüchtig. Sie sah seine Umrisse und die charakteristischen weichen Ohren, die ihn aussehen ließen wie einen Hund, der einen Napoleonshut trägt.
    Sie hatte den weiten Weg zu der Entzugsklinik »Skråen« in Odder gemacht, aber leider ohne Ergebnis. Erst spät war ihr Lena Lunds weißer Opel hinter sich aufgefallen.
    Während sie den Schlüssel im Schloss umdrehte und den ausgelassenen Hund begrüßte, musste sie lächeln bei dem Gedanken an ihre Widersacherin. Sie hatte in einer Parkbucht auf der Landstraße angehalten und beobachtet, wie Lena Lund weitergefahren war und schließlich in einiger Entfernung an einer Bushaltestelle angehalten hatte. Dicte war den ganzen Weg über die Felder gelaufen, und Lena Lund bemerkte sie erst, als sie ans Beifahrerfenster klopfte.
    Sie wiederholte den darauffolgenden Wortwechsel im Kopf, während sie Svendsen Essen gab und den Ofen anstellte, um sich eine Tiefkühlpizza zu machen und damit Bo und seinem Essen aus den »guten alten Tagen« den Stinkefinger zu zeigen.
    »Haben Sie sich verfahren?«
    Dicte war die Ausgeburt an Freundlichkeit, nachdem Lena Lund das Fenster heruntergekurbelt hatte.
    »Nein, Sie?«
    »Man kann ja nie wissen mit euch Bullen von außerhalb, darum wollte ich meine Hilfe anbieten.«
    »Das ist sehr aufmerksam von Ihnen …«
    »Um zurück zum Präsidium zu finden, müssen Sie einfach nur umdrehen und auf dieser Straße direkt in die Stadt fahren.Sie sollten das nächste Mal durch ein paar Pfützen fahren, wenn Sie erfolgreicher sein wollen bei einer – wie heißt das noch bei euch? – Verfolgung, stimmt’s? So etwas lernt ihr doch auf der Polizeischule!«
    Lena Lund sah aus, als würde sie vor Wut gleich platzen. Dicte sah, wie sie rot wurde und mit den Händen das Lenkrad umklammerte.
    »Sie kennen ihn«, stieß die Polizistin hervor. »Sie schnüffeln ihm hinterher, waren in allen Bordellen der Stadt. In was für einer Verbindung stehen Sie zu ihm?«
    »Zu wem?«
    Dicte klimperte unschuldig mit den Wimpern.
    »Sie wissen genau, wen ich meine. Peter Boutrup. Sie wissen, wer er ist, und noch einiges mehr. Sie halten Informationen zurück, und ich könnte Sie hier und jetzt festnehmen und zum Verhör mitnehmen.«
    »Darüber würde sich Wagner bestimmt freuen. Sie haben nichts in der Hand. Und Sie werden auch nichts erfahren, wenn es nach mir geht. Sie können sich ruhig die Anstrengungen sparen.«
    Das war das passende Schlusswort gewesen. Wahrscheinlich hatte sie einen Fehler begangen, aber wenigstens hatte sie es mit dem größten Vergnügen getan. Sie drehte sich auf dem Absatz um und ging zurück zu ihrem Wagen. Dort wartete sie mehrere Minuten, bis sie sah, dass

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