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Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt

Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt

Titel: Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Kaj.«
    »Kaj?«
    »Ja, das ist ein Schäferhund.«
    Dicte führte sie ins Wohnzimmer. Sie fühlte sich verunsichert und ärgerte sich darüber.
    »Möchten Sie auch ein Glas Wein?«
    »Nein danke. Ich trinke keinen Alkohol.«
    Dicte wusste, dass sie ihren Besuch überrascht ansah.
    »Ja, ich weiß. Eine Hure, die weder raucht noch trinkt!«
    Miriam lachte, und ihr Lachen klang angenehm und keine Spur verbittert oder hart. Wenn überhaupt, war sie traurig.
    »Glauben Sie mir, ich habe in meinem Leben schon genug davon gehabt.«
    »Dann setzen Sie sich doch wenigstens. Soll ich Ihnen die Jacke abnehmen?«
    Miriam setzte sich auf die vorderste Kante eines Korbstuhls, behielt aber die Jacke an.
    »Er braucht Ihre Hilfe«, sagte sie. »Er will sich nicht helfen lassen, aber er braucht Sie, das weiß ich.«
    »Wissen Sie, wo er sich aufhält?«
    »Er hat ein paar Tage bei uns gewohnt.«
    Auf einmal brach sie in Tränen aus, Dicte sprang auf und holte die Küchenrolle. »Es tut gut zu wissen, dass sich jemand um ihn Gedanken macht.«
    »Auch wenn es nur eine Hure ist?«
    Dicte lächelte.
    »Ja, auch dann. Wo ist er denn jetzt?«
    Miriam tupfte sich die Tränen ab.
    »Seit My und Kaj verschwunden sind, hat er wie neben sich gestanden.«
    »Der Hund?«
    »Ja, und seine Besitzerin. Ein Mädchen, sie heißt My.«
    Miriam knetete das Papier zwischen ihren Händen zu einemBall. »Sie ist für ihn eher so etwas wie eine Schwester. Ich weiß nicht viel darüber, was die beiden verbindet. Aber My ist auf jeden Fall nicht ganz normal.«
    »Wer ist denn schon normal? Wie ist sie denn?«
    Miriam fing an, gedankenverloren kleine Fetzen von ihrem Papierball abzureißen.
    »My ist Autistin, glaube ich. Sie kommt irgendwie von einem anderen Planeten. Aber hier oben ist sie vollkommen in Ordnung.« Sie tippte sich mit dem Zeigefinger auf die Stirn. »My friert immer. Wenn sie nicht gerade schwitzt.«
    Miriam lächelte zaghaft. »Sie ist nicht ganz normal«, wiederholte sie.
    »Und mein Sohn? Wissen Sie, wo er jetzt ist?«
    »Ich bin mir nicht ganz sicher. Aber ich glaube, ich weiß, wo er ist.«

KAPITEL 52
    Der Polizeibericht war sechs Jahre alt und von der Direktion aus Grenå verfasst worden, die mittlerweile als neue Sektion in der Polizei Ostjütland aufgegangen war. Der Stil entsprach der charakteristischen Bullensprache mit verschnörkelten Ausdrücken und steifen Wendungen, garniert mit einigen orthographischen Fehlern, die das Dokument für eine Bewerbung auf dem freien Markt disqualifizieren würden.
    Aber der Inhalt war interessant, und Wagner las den Bericht eingehend, bevor er zum Hörer griff und seinen Namensvetter John Petersen anrief, der als Verfasser angegeben und als einer der ersten Beamten am Tatort eingetroffen war. Es erforderte mehrere Telefonate und Warteschleifen, bis endlich eine tiefe Bassstimme in der Leitung erklang.
    »John Petersen.«
    »John Wagner hier, Polizei Ostjütland, Kriminaldezernat. Ich habe hier den Bericht von Ihnen über die Verhaftung des Peter Boutrup am 7. September 2004 in Gjerrild vorliegen.«
    »Ja, der Fall ist ja wieder aktuell geworden. Haben Sie ihn gefunden?«
    »Leider noch nicht.«
    »Aber Sie haben natürlich den Tatort überprüft, nehme ich an? Draußen in Gjerrild?«
    Einer der ersten Einsätze war selbstverständlich die Untersuchung von Boutrups Haus gewesen.
    »Ja, klar. Wir waren da, aber ohne Ergebnis. Ich bin beim Lesen des Berichts über ein paar Kleinigkeiten gestolpert und wollte Sie dazu befragen. Könnten Sie mir da weiterhelfen?«
    »Schießen Sie los!«
    »Es geht aus dem Bericht nicht eindeutig hervor, wer Sie gerufen hat.«
    »Ja, das war er selbst. Der Täter, Peter Boutrup. Er gab an, dass er einen Mann erschossen habe, der bei ihm eingebrochen sei. Da gab es kein Versteckspiel.«
    John Petersen hatte eine reine Bassstimme. Wagner, der früher im Chor gesungen hatte, mochte diese weiche, tiefe Tonlage.
    »Können Sie sich erinnern, wie er geklungen hat? War er aufgeregt? Hat er geweint?«
    »Nein, nichts davon. Er war sehr sachlich und klang äußerst gefasst. Und als wir bei ihm ankamen – das war echt kein schöner Anblick, ein toter Hund und ein toter Mann –, war er sehr entgegenkommend und beantwortete alle Fragen. Nur aus dem Mädchen haben wir praktisch keinen Ton herausbekommen …«
    John Petersen räusperte sich so laut, dass es dröhnte.
    »Ich glaube, sie war Autistin oder so etwas Ähnliches. Sie wirkte auf mich sehr mitgenommen, wir haben

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