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Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt

Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt

Titel: Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Dicte hatte angenommen, dass Peter das am meisten brauchte. Essen, Schlaf und danach vielleicht ein Bad. Hatte gehofft, er würde dann ein bisschen mitteilsamer sein, aber eigentlich hatte sie große Zweifel. Er war so geübt darin, sich zu verschließen. Es schien für ihn unmöglich, jemandem zu vertrauen – und schon gar nicht ihr.
    »Ich gehe davon aus, dass du einen Plan hast.«
    Bo stopfte sich eine Handvoll Rosinen in den Mund. »Es wäre schön, wenn du mich einweihen würdest. Denn ich wohne auch hier.«
    »Okay.«
    Das war nur fair. Also erzählte sie alles. Sie füllte die Wissenslücken, die durch seinen Aufenthalt in London entstanden waren. Während sie sprach, überprüfte sie unablässig sein Gesicht nach Anzeichen dafür, dass er verstand, warum sie das getan hatte. Die Erkenntnis machte sie zwar wahnsinnig wütend, aber sie war von seiner Anerkennung so abhängig wie ein kleines Schulmädchen vom Lob ihres Lehrers. Sie hasste es, ihn in etwas Illegales mit hineinzuziehen, aber sie hatte keine Wahl.
    »Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie ihn hier finden«, sagte sie. »Außerdem könnten Wagner oder diese Lena Lund jederzeit unangekündigt bei uns vor der Tür stehen.«
    Sie wagte es, ihre Hand auf seine zu legen.
    »Ich habe uns dadurch nur ein bisschen Zeit erkauft, das ist alles. Aber ich konnte ihn doch nicht einfach aufgeben lassen? Seine DNA wird auf Mys Körper zu finden sein. Und meine Zeugenaussage wird als mehr als fragwürdig gelten, weil ich seine Mutter bin.«
    Bisher hatte er zumindest nicht die Hand weggezogen.
    »Ehe wir uns versehen, ist er wegen Vergewaltigung und Doppelmord verurteilt. Das konnte ich nicht zulassen.«
    Er sah aus, als würde er alles in Ruhe abwägen. Ganz langsam zog er seine Hand unter ihrer hervor und kratzte sich am Kinn.
    »All das setzt allerdings voraus, dass er den Mund aufmacht.«
    Sie nickte.
    »Das wird schon noch kommen.«
    Sie sagte es mit mehr Überzeugung in der Stimme als in ihrem Herzen. Wann würde es zu spät sein? Wann würden sie mit einem richterlichen Beschluss auftauchen und ihn mitnehmen? Wie groß war sein eigenes Interesse daran, als freier Mann aus dieser Sache hervorzugehen?
    Das Telefon klingelte. Sie sahen einander an. Als hätten sie es abgesprochen, stand Bo auf und ging in den Flur. Sie hörte ihn ein paar kurze, energische Sätze sagen und dann auflegen.
    Er kam zurück.
    »Das war die Südostjütländische Polizei. Die haben nach dir gefragt.«
    »Und was hast du gesagt?«
    Sein Blick war klar und offen.
    »Ich habe gesagt, dass du weggezogen bist.«
    Sie spürte, wie das Blut aus ihrem Kopf entwich.
    »Bo, zum Teufel.«
    Er grinste.
    »Es war Davidsen aus der Redaktion. Ich habe ihm versprochen, dass du gleich zurückrufst.«

KAPITEL 62
    »Ich habe die verdammten Kirchenbücher durchgesehen. Dieser Sache wollte ich auf den Grund gehen, zum Teufel auch. Ich …«
    Den Rest des Satzes erstickte Erik Meinert wie gewohnt in einem Hustenanfall. Wagner wartete geduldig und hielt den Hörer ein gutes Stück vom Ohr weg, bis sein Kollege aus Ålborgsein Ritual mit dem bekannten geräuschvollen Räuspern abgeschlossen hatte.
    »Hua, das tat gut. Das hat schon die ganze Zeit auf der Brust gedrückt, ich konnte keine Luft bekommen. Wo war ich stehengeblieben?«
    »Bei den Kirchenbüchern.«
    »Genau. Es existiert eine Sally.«
    »Sally?«
    »Lena Lunds Schwester.«
    »Alter?«
    »Dreiunddreißig. Drei Jahre jünger als Lena. Ich weiß noch nicht genau, ob es relevant ist, aber gefunden habe ich Folgendes: Sally hat seit 1993 mehrere Aufenthalte in Entzugskliniken und in der psychiatrischen Abteilung hinter sich. Der letzte bekannte Aufenthaltsort: Århus.«
    »Hat sich Lena eventuell deswegen zu uns versetzen lassen?«
    Wagner musste an den Abend denken, als Lena zufällig bei McDonald’s aufgetaucht war. Hatte sie da nicht etwas von einer Familienfeier erzählt? Vielleicht hatte sie sogar die Wahrheit gesagt.
    »Das kann schon sein. Aber irgendetwas an dieser Geschichte stinkt gewaltig«, sagte Meinert. »Da will jemand etwas unter den Teppich kehren.«
    Geheimnisse, dachte Wagner, nachdem er das Telefonat beendet hatte. Alle Familien haben ihre Geheimnisse, Umstände, die geheimgehalten werden, weil man sie nicht ins Licht der Öffentlichkeit zerren will. Was war in Lena Lunds Familie vorgefallen, dass die Eltern zumindest die eine Tochter verleugnen?
    Es gab so viel, was man gerne für sich behalten wollte. Er dachte an seine

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