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Rachsucht

Titel: Rachsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gardiner
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des Todes noch nie gespürt.
    Jesse robbte keuchend auf uns zu. »Es tut mir so leid, Adam. Es tut mir so leid.«
    »Ihr müsst abhauen«, sagte Adam.

    Nun hatte Jesse uns erreicht. Er starrte den Speer an und dann mich.
    »Wir müssen auf die Polizei und den Krankenwagen warten«, warnte ich.
    »Nein. Wir müssen ihn hier rausholen.«
    »Wie denn? Wir dürfen den Speer auf keinen Fall rausziehen.« Hoffentlich begriff er, was ich ihm sagen wollte: Nur der Speer verhinderte, dass Adam verblutete.
    »Vielleicht können wir wenigstens die Spitze aus dem Schreibtisch holen.« Jesses Hand schwebte über Adams Schulter. »Wir können ihn in den Rollstuhl setzen.«
    Mein Zyniker mit dem analytischen Blick, der von den übelsten Gemetzeln im Fernsehen unbeeindruckt blieb, klammerte sich an einen Strohhalm. Noch nie hatte ich eine so verzweifelte Sehnsucht in seiner Stimme gehört.
    Plötzlich knarrte hinter uns der Boden. Mickey Yago schlenderte mit einer Pistole in der Hand herein.

30. Kapitel
    Als ich aufstehen wollte, wedelte Yago mit der Waffe.
    »Keiner rührt sich. So gebt ihr ein nettes Ziel ab.« Er trat näher. Im Dämmerlicht wirkten die goldenen Locken aschfahl. Sein Gesicht war eine einzige Drohung.
    »Mir ist selten so ein Schwachkopf wie du begegnet, mein Freund«, sagte er zu Jesse.
    Jesse versuchte, sich zwischen Yago und Adam zu schieben.
    »Wieso konntest du nicht einfach tun, was man dir sagt? Aber nein, du musstest Theater machen und dich zieren. Siehst du jetzt, was du angerichtet hast?«
    »Adam muss ins Krankenhaus«, sagte Jesse.
    Yago trat vor und stieß mit dem Fuß gegen Adams Bein. »Ach, wirklich.«
    »Lassen Sie mich Adam hier rausbringen. Dann tue ich, was Sie wollen.«
    »Zu spät, Amigo.«
    »Die Botschaft ist angekommen. Ich werde die Gelder für Sie verschieben.«
    »Du hast immer noch nicht kapiert, wie blöd du warst. Da ist wohl noch Überzeugungsarbeit zu leisten«, sagte Yago.
    Er musterte mich und wischte sich die Hand an seinem Hemd ab, als wäre sie nass von Schweiß.
    »Wenn Sie Evan anfassen, sind Sie ein toter Mann.«

    Yago schnaubte verächtlich. »Du hast es ihr immer noch nicht erzählt. Sie weiß nicht … Moment mal, du weißt es selbst nicht!«
    Er lächelte, setzte einen Schmollmund auf und sprach plötzlich im Falsett. »Schätzchen, es tut mir so leid, aber ich kann mit dem Spielen einfach nicht aufhören. Es ist alles so furchtbar, aber Gott sei Dank hast du mich gerettet, Jesse …«
    Yago lachte. Jesse wich zurück, wobei er verzweifelt darauf achtete, Adam weiter mit seinem Körper zu schützen.
    »Du hältst dich wohl für den Retter und Beschützer aller Frauen?« Er glotzte mich an. »Komm her.«
    »Die Polizei ist schon unterwegs«, erwiderte ich.
    »Mir egal.« Er fuchtelte mit der Waffe. »Schneller als eine Kugel wird sie wohl nicht sein.«
    Ich sah das Mündungsfeuer. Einen Lichtblitz in den Schatten irgendwo draußen vor der Tür. Dann folgte ein trockener Knall. Yago kippte nach vorn und stürzte schwer zu Boden. Unter seinem Kopf bildete sich eine dunkle Pfütze.
    Jesse starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an. »Verdammte Scheiße!«
    Ich zitterte. Wieder spürte ich einen kalten Hauch in der Luft, eine finstere Macht, die ihre Hand nach mir ausstreckte.
    Und dann glitten sie durch die Tür, und ich wusste, warum Win Utley ohne Vorwarnung aus dem Fenster gefallen war und so heftig geblutet hatte. Er war erschossen worden. Jax hielt eine Pistole mit aufgeschraubtem Schalldämpfer in der Hand, Tim das Gewehr mit Zielfernrohr, mit dem er soeben Mickey Yago das Gehirn herausgeblasen hatte.
    Und nun waren wir an der Reihe. Jesses Befürchtungen waren begründet gewesen. Die beiden hatten von Anfang an
hinter der Sache gesteckt. Und ich hatte ihm nicht glauben wollen. Das würde uns nun das Leben kosten.
    Ich spürte den Geschmack von Galle in der Kehle und presste beide Hände vor den Mund, um mich nicht zu übergeben. Ich schaute Jesse an. Er erwiderte meinen Blick und schien plötzlich zu verstehen.
    »Das sind die beiden?«, fragte er.
    Ich brachte nur ein paar gepresste Worte des Bedauerns hervor.
    Jax ging zu Yago, kickte ihm die Pistole aus der Hand und inspizierte ihn sorgfältig. Ich versuchte, nicht hinzusehen, denn mir war klar, dass Yagos Gesicht völlig zerschmettert sein musste. Jax nickte Tim zu und fuhr sich mit der Hand über die Kehle. Exitus.
    Tim trat auf uns zu, das Gewehr dicht am Körper, den Zeigefinger auf dem Abzugsbügel. Er

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