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Rachsucht

Titel: Rachsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gardiner
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trug Handschuhe.
    Er bedeutete Jesse, ihn zu Adam zu lassen. »Aus dem Weg.«
    »Dafür musst du mich schon umbringen.«
    Tims Hundegesicht wirkte überrascht, aber er ließ sich nicht aufhalten.
    »Tu das nicht, Tim«, bat ich.
    »Verdammt noch mal, geh endlich zur Seite«, schimpfte der. »Ich will mir die Wunde anschauen.«
    Dann zog Jax mich weg. Die Ballerina-Arme waren wie Stahltrossen. Tim kniete sich neben Adam, setzte das Gewehr ab und inspizierte die Schulter.
    Er tastete an Adams Handgelenk nach dem Puls. »Wie fühlst du dich, Junge?«
    Adam perlte der Schweiß auf der Stirn. »Ging mir schon besser.«

    Jax nahm mich beiseite. Ich schämte mich ein wenig, fühlte mich aber unendlich erleichtert. Auch Jax hielt die Pistole immer noch griffbereit, aber bei ihr wirkten selbst die schwarzen Handschuhe elegant.
    »Du hast gedacht, wir wollen euch umbringen? Wie kann jemand bloß so misstrauisch sein.«
    »Ich …«
    »Halt die Klappe und hör zu. Das Gebäude ist jetzt sicher.«
    »Du meinst, sie sind alle tot.«
    »So ist es.«
    Ich rieb mir das Gesicht. »Seid ihr Jesses Auto gefolgt? Woher wusstet ihr, was hier läuft?«
    »Das erzähl ich dir ein anderes Mal. Jetzt müssen wir vor allem weg.«
    Sie warf einen flüchtigen Blick auf Tim, der gerade mit Jesse sprach.
    »Die Spuren können wir nicht mehr beseitigen«, sagte sie. »Wir müssen die Leichen liegen lassen.«
    Ich nickte, als wären solche Gespräche mein täglich Brot.
    »Dich und Jesse können wir hier rausholen, aber jede Spurensicherung, die halbwegs was taugt, wird herausfinden, dass ihr vor Ort wart«, erklärte sie.
    Ein weiterer Blick zu Tim. Diesmal erwiderte er ihn. Er tippte mit dem Finger gegen sein Handgelenk und schüttelte den Kopf.
    Jax verzog keine Miene, senkte jedoch die Stimme. »Tim kann keinen Puls ausmachen. Wenn Adam nicht bald ins Krankenhaus kommt, verliert er den Arm. Falls er es überhaupt so weit schafft.«
    Ich starrte Adam an. Er knirschte mit den Zähnen und versuchte
verzweifelt, bei Bewusstsein zu bleiben. Tim sprach mit Jesse, der sich unter Adams gesunde Schulter schob, um den Körper anzuheben und so die Belastung von der durchbohrten Schulter zu nehmen.
    »Polizei und Krankenwagen müssten gleich da sein«, sagte ich.
    Ihre Züge wurden hart. »Wann hast du die gerufen?«
    »Vielleicht vor fünf Minuten.«
    »Tim! Wir müssen weg.«
    »Okay.«
    Sie legte mir die Hand auf den Arm. »Und zwar weit weg.«
    »Du weißt, dass die Polizei mich und Jesse befragen wird«, sagte ich.
    »Ist mir klar.«
    »Ich werde nicht alles für mich behalten können.«
    »Ich weiß. Eine gute Lügnerin bist du nicht. Was wirst du ihnen erzählen?«
    »Dass ich Mündungsfeuer in der Dunkelheit gesehen habe, bevor Yago zusammenbrach. Dass ich den Schützen nicht erkennen konnte.«
    Sie nickte. »Braves Mädchen. Aber stell dich auf eine Nacht im Gefängnis ein.«
    In der Ferne heulten Sirenen.
    »Wir müssen los.«
    Ich wollte zu Adam, aber Jax hielt mich auf.
    »Pass auf: I-Heist ist tot, aber die Sache ist noch lange nicht zu Ende. Und wir können euch jetzt nicht mehr schützen.«
    »Das kapiere ich nicht.«
    »Die I-Heist-Leute wollten dich und Jesse am Leben halten, weil Yago dachte, er könnte euch manipulieren. Aber
jetzt ist er tot. Jetzt wollen euch die anderen nur noch zum Schweigen bringen. Ein für alle Mal.«
    Mich packte erneut die Panik. »Wen meinst du? Franklin Brand? War der denn heute nicht hier?«
    »Nein, war er nicht.«
    Tim blickte von mir zu Jesse. »Wenn ihr mitwollt, müssen wir los.«
    »Könnt ihr Adam hier rausbringen?«, fragte Jesse.
    »Nein.«
    »Dann bleibe ich auch.«
    Die Sirenen näherten sich rasch. Jax ging zum Fenster und spähte auf die Straße hinaus.
    »Zwei Streifenwagen. Wir sind weg«, sagte sie.
    Jesse saß auf dem Boden und tat sein Bestes, Adam aufrecht zu halten. Draußen heulten die Sirenen. Rote und blaue Lichter drehten sich vor den Fenstern. Jax und Tim liefen zur Tür.
    »Danke«, sagte ich. Dann waren die beiden verschwunden.
    An der Vorderfront des Gebäudes knallten Türen. Stimmen wurden laut. Adam atmete nur noch mühsam.
    Jesse redete auf ihn ein. »Weiter so. Atmen. Nur noch ein bisschen, gleich kommt Hilfe.«
    Adam drehte den Kopf und schaute Jesse an. Seine Lippen bewegten sich, aber die Worte waren nicht zu hören.
    Jesse beugte sich zu ihm. »Ich kann dich nicht verstehen, Adam.«
    Adam versuchte es erneut. »Die letzte Etappe.«
    Jesse schluckte. »Nein! Bleib bei mir.

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