Rachsucht
nicht der Punkt.«
»Franklin Brand hat meinen Bruder ermordet. Es war
Mord! Das kann ich gar nicht oft genug sagen. Mord, Mord, Mord. Meine Reaktion ist völlig angemessen.«
»Ich weiß.«
»Ich habe weder einen Nervenzusammenbruch noch bin ich dabei, den Verstand zu verlieren. Ganz im Gegenteil, ich sehe die Dinge mit erstaunlicher Klarheit.« Er ballte die Hände zu Fäusten und öffnete sie wieder. »Mach dir um mich keine Sorgen. Kümmer dich lieber um Jesse. Der braucht dich mehr denn je.«
»Das ist doch selbstverständlich.«
»Brand hat Jesse über den Haufen gefahren und liegen lassen wie Dreck, nur um Isaac auszuschalten.« Adam presste sich die Hand an die Stirn. »Ich darf gar nicht daran denken.«
Er blickte zum Strand, wo in der Ferne das Universitätsgebäude auf der Steilküste thronte.
»George Rudenski befasst sich mit der Sache«, sagte er. »Ist das nicht wunderbar?«
»Zumindest ist es ein Fortschritt.«
»Das reicht mir nicht!«
»Was willst du dann?«
Er fixierte mich. »Brands Kopf auf einem Tablett.«
Kaum hatte ich den Motor angelassen, als Amber Gibbs aus dem Haupteingang gehüpft kam wie ein Kind auf dem Weg in die Pause. Ich wollte sie ansprechen, überlegte es mir aber anders. Es war besser, wenn uns bei Mako niemand zusammen sah.
Sie holte ein blaues Mountainbike vom Fahrradständer und fuhr damit zu einem nahe gelegenen Einkaufszentrum. Als sie keuchend eintrudelte, wartete ich bereits auf sie. Praktisch
gemeinsam betraten wir einen überfüllten Taco-Imbiss mit Plastiktischen.
Im Fernsehen lief ein Spiel der Dodgers. Während Amber die Speisekarte an der Wand studierte, bestellte ich einen Taco und suchte mir einen Platz.
»Ein Burrito und zwei Tacos mit Pinto-Bohnen und Extrakäse. Und eine Cola light«, hörte ich sie sagen.
Dann schaute sie sich nach einem Platz um. Ich winkte ihr zu.
»Holen Sie sich einen Stuhl«, sagte ich. »Das war ja ein aufregender erster Arbeitstag.«
»Allerdings.« Sie setzte sich und strich sich über das rebellische Haar.
»Wie finden Sie es bisher bei Mako?«
»Ganz schön kompliziert. Sie haben jede Menge Abteilungen und gleich zwei Rudenskis und ein internes Computernetzwerk mit tausend Sicherheitsregeln.«
Ich setzte eine mitfühlende Miene auf. »Internetsicherheit ist schließlich das Geschäft der Firma. Gab es bei Diamond Mindworks keine Sicherheitsvorschriften?«
»›Wenn ein Reporter anruft, sofort auflegen‹«, zitierte sie. »›Und falls jemand fragt, Mr. Diamond ist nicht da.‹«
»Seien Sie froh, dass Sie da weg sind.«
Sie runzelte nachdenklich die Stirn.
»Wo Sie doch so schnell einen neuen Job gefunden haben, meine ich.«
»Mrs. Diamond hat ein gutes Wort für mich eingelegt.«
»Die mit dem kläffenden Chihuahua?«
»Ich weiß, sie ist ziemlich merkwürdig.« Amber spielte mit ihrem Haar. »Aber in Anbetracht der Umstände hat sie sich für alle eingesetzt, die entlassen wurden.«
»Was sind das denn für Umstände?«
Unsere Bestellungen wurden ausgerufen. Ambers Menü nahm drei Viertel des Tisches ein, und ihr Burrito hatte die Größe einer Katze.
»Was für Umstände?«
»Die Scheidung.«
Mein Taco mit Huhn, Salsa und Käse sah köstlich aus, aber ich war zu beschäftigt, um mich mit ihm zu befassen.
»Wer lässt sich denn scheiden?«
»Die Diamonds.«
»Ist das neu?«
»Deswegen haben sie sich doch so gestritten, als er seinen Herzanfall hatte. Ich hab gehört, sie haben sich in seinem Büro furchtbar angeschrien, und dann ist er zusammengebrochen.«
Ich setzte meinen Taco ab. Und dafür hatte Mari Vasquez mich geohrfeigt. Vielleicht nicht nur mich.
Amber rutschte auf ihrem Plastikstuhl hin und her. »Was ist das für eine Geschichte mit Ihrem Freund? Ist sein Bruder wirklich tot?«
»Er wurde vom früheren Mako-Manager für Unternehmensentwicklung über den Haufen gefahren und getötet.«
Sie stopfte sich eine Gabel voll Burrito in den Mund. »Wer war das?«
Auf einem Tisch in der Nähe entdeckte ich einen Stapel Zeitungen. Ich holte sie mir und entdeckte tatsächlich ein Foto von Brand vor dem Gerichtsgebäude.
»Den kenne ich«, sagte Amber kauend.
»Wirklich?«
»Das ist der Typ mit dem Hund.«
Ich schaute ihr beim Kauen zu. »Welcher Typ mit dem Hund?«
»Der Mrs. Diamond Caesar geschenkt hat.«
Sie stopfte sich erneut den Mund voll. Ich wedelte ungeduldig mit den Händen.
»Na, den Chihuahua.«
»Woher wissen Sie das?«
Sie wischte sich den Mundwinkel mit einer
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