Rachsucht
stehst ja wirklich voll hinter ihm. Das gibt ihm bestimmt neuen Lebensmut.« Sie musterte das Foto erneut. »Aber, dass du ihn gleich heiraten musst … Hast du dich deswegen bei den Ärzten erkundigt?«
Deswegen. Nichts sagen, nichts sagen …
Aber ihre Blaubeeraugen leuchteten vor Eifer. »Du weißt schon, weswegen.«
Sie wird dir jedes Wort im Mund umdrehen.
»Süße, ich rede von eurem Eheleben.«
Das war zu viel. »Du willst wissen, ob er noch einen hochkriegt?«
»Du brauchst ja nicht gleich vulgär zu werden.«
»Das meinst du doch.«
»Was bist du denn so empfindlich? Das ist doch eine ganz verständliche Frage.«
»Ach ja?«
»Natürlich fragen sich alle …«
»Alle?«
Mein Blutdruck schoss in schwindelnde Höhen. Ich hatte Angst, mir würde der Kopf platzen und Taylor ins Gesicht spritzen.
»Dann richte allen aus, wir treiben es zehnmal am Tag. Ohne Eiweißdrinks schaffe ich das schon gar nicht mehr. Und wir haben ständig einen Feuerlöscher neben dem Bett, damit wir nicht die Bettwäsche abfackeln.«
Sie war schockiert, fand die Vorstellung aber offenbar auch erregend. »Sag bloß.«
In diesem Augenblick klingelte das Telefon und rettete mich. Das dachte ich zumindest. Es war Harley Dawson.
»Ich habe gerade einen Anruf von Mako Technologies bekommen«, sagte sie. »Adam Sandoval ist in der Firma und randaliert. Du musst hinfahren und ihn beruhigen.«
12. Kapitel
Als ich bei Mako Technologies in Goleta vorfuhr, hoffte ich sehr, dass ich nicht schon auf dem Parkplatz in eine Prügelei verwickelt wurde. Harley hatte wohl Skrupel, Adam vom Sicherheitsdienst nach draußen schleifen zu lassen, und setzte darauf, dass ich ihn überreden würde, freiwillig zu verschwinden. Jesse wollte sie vermutlich lieber aus der Sache heraushalten, damit die Angelegenheit nicht zusätzlich eskalierte.
Ich kochte immer noch vor Wut, wenn ich an den lüsternen Glanz in Taylors Augen und ihre dummen Bemerkungen dachte. Natürlich fragen sich alle … Ihre Neugier war krankhaft. Sogar als ich sie in aller Eile aus dem Haus drängte, löcherte sie mich mit Fragen. »Wer war das am Telefon? Steckt jemand in Schwierigkeiten? Ist es Jesse? Reden wir doch morgen darüber. Ich lade dich zum Mittagessen ein. In ein nettes Lokal, also zieh dir was Anständiges an.« Sie redete noch, als ich schon im Auto saß.
Ich knirschte mit den Zähnen.
Die Zentrale von Mako nahm mehrere Gebäude in einem Gewerbepark ein. Die senfgelben Außenwände mit den weiß gestrichenen Pfeilern erinnerten mich an ein Konstrukt aus Schuhkartons und Rechenschiebern. Auf dem Parkplatz reihte sich ein funkelnagelneuer Wagen an den anderen.
Bisher keine Prügelei. So weit, so gut.
Ich öffnete die Tür zur Lobby. Die Wände waren mit Werbeplakaten
für Mako-Produkte gepflastert. »Tigershark – schützt vor Hackern, Viren und Sabotage« und »Hammerhead: Sichern Sie Ihre Infrastruktur gegen Eindringlinge«. Fotos veranschaulichten die Geschichte von Mako: Männer mit Pomade im Haar standen mit anderen Pomade-Menschen in Laborkitteln oder Militäruniformen inmitten von Kabeln und elektronischen Geräten. Im Gegensatz zu Diamond Mindworks legte man hier keinen Wert darauf, sich als Trendsetter darzustellen.
Die Empfangstheke erinnerte mich allerdings ganz gewaltig an Cal Diamonds Firma. Dahinter saß nämlich das Mädchen mit den Pausbacken und dem wirren schwarzen Haar, das am Tag von Diamonds Herzinfarkt ins Telefon geheult hatte. Amber Gibbs gönnte sich gerade einen Slimfast Shake und verputzte dazu einen glasierten Donut. Neben ihrem Namensschild hockte ein Beanie-Baby-Frosch.
»Ich suche Dr. Adam Sandoval«, sagte ich.
»Den Professor?« Sie drückte irgendwelche Tasten an ihrer Telefonkonsole. »Da brauchen Sie nicht lange zu suchen. Gehen Sie einfach dem Lärm nach.«
Ich knirschte schon wieder mit den Zähnen. Hinter dem Empfang befand sich eine Sicherheitstür mit Tastenfeld. Durch das Fenster in der Tür waren Sekretärinnen an ihren Schreibtischen zu erkennen. An einem Verkaufsautomaten stand eine Gruppe Männer, die sich angeregt unterhielten. Amber Gibbs sprach ins Telefon und legte dann auf.
»Nur einen Augenblick«, sagte sie. »Was ist denn mit dem los? Zu mir hat er gesagt, er müsste wegen eines Mordes mit Mr. Rudenski senior sprechen.«
»Kann ich mir vorstellen. Und jetzt würde ich ihn gern abholen.«
»Wer wurde denn ermordet?«
»Sein Bruder.«
»Oh.« Sie riss den Mund auf und blinzelte. »Das ist ja
Weitere Kostenlose Bücher