Rachsucht
Jesse Blackburn.«
In diesem Augenblick drückte ich den Kaffeebecher so fest zusammen, dass der Deckel absprang und mir die heiße Flüssigkeit über die Hand spritzte. Fluchend schüttelte ich sie ab. Als ich wieder aufsah, war Jakarta Rivera verschwunden.
Ich fuhr direkt zu Sanchez Marks. Als ich das Foyer mit der Mahagonivertäfelung und den Ficusbäumchen betrat, eilte Lavonne vorbei. Sie wirkte angespannt.
»Komm mit.« Sie winkte mich zu sich. »Ich hab soeben Informationen erhalten, von denen Jesse erfahren muss. Die Sache betrifft dich ebenfalls.«
»Komisch, genau das wollte ich auch gerade sagen.«
Sie warf mir einen merkwürdigen Blick zu. Wir marschierten zu Jesses Büro. Er telefonierte gerade und machte sich Notizen, legte aber auf, als wir hereinkamen.
»Ich habe eben mit Cal Diamonds Anwalt gesprochen«, sagte Lavonne. »Diamond liegt nicht mehr auf der Intensivstation, und seine Anwälte sind bereit, die Zustellung der Klage zu akzeptieren.«
Jesse steckte sich den Bleistift hinter das Ohr. »Das ist aber eine Überraschung.«
»Und das ist noch nicht alles. Er behauptet, bei Sanchez Marks gäbe es einen Interessenkonflikt. Wir sollen dich von der Sache abziehen.«
»Warum?«
»Diamond hat die Scheidung eingereicht und beschuldigt seine Frau des Ehebruchs. Mit Franklin Brand.«
Jesse starrte zuerst sie mit offenem Mund an, dann mich und wandte sich schließlich wieder Lavonne zu.
»Die Scheidung ist völlig irrelevant«, sagte sie, »und der Interessenkonflikt ist an den Haaren herbeigezogen. Der will uns nur Knüppel zwischen die Beine werfen. Aber die Sache mit Brand …«
»Wir müssen die Polizei informieren.«
Sie nickte grimmig. »Vielleicht haben wir Brands Begleiterin gefunden. Die anonyme Anruferin. Mari Diamond.«
»Und falls die beiden noch in Verbindung stehen …«, sagte ich.
Jesse griff zum Telefon. »Vielleicht weiß sie, wo er sich versteckt.«
Ich hob die Hand. »Warte. Das ist noch nicht alles.«
Ich erzählte den beiden von Jax Riveras Bemerkung. Er wurde sehr still.
»Deswegen also die beiden FBI-Agenten, denen wir vor der Polizeistation begegnet sind«, sagte er.
Lavonne presste die Lippen zusammen. »Um die Polizei kümmere ich mich .«
Sie verschwand. Jesse starrte durch das Fenster auf die roten Ziegeldächer und die grünen Berge.
»Ev, diese Jakarta Rivera.«
»Ja?«
»Sei vorsichtig. Das ist keine Hochstaplerin. Sie ist echt.«
Eine Stunde später, um die Mittagszeit, fuhr Kenny Rudenski bei mir zu Hause vor. Ich stand gerade am Straßenrand und versuchte, den Vertreter der Sicherheitstechnikfirma zu
überreden, mir mit der Alarmanlage auch ein paar Sprengsätze und Artilleriegeschütze zu liefern. Nichts Großes, bloß so was wie eine 20-mm-Vulcan-Kanone, wie sie die Marine in ihre F/A-18 einbaute.
Er ließ den Motor seines Porsche aufheulen. »Steigen Sie ein.«
Unter dem strafenden Blick von Helen Potts, die gerade an ihrem Briefasten herumfummelte, fuhren wir los.
»Sie wollen mich in die Enge treiben«, sagte er.
Er wirkte nervös und gereizt. Der Mund unter der Sonnenbrille war säuerlich verzogen, und seine Hand spielte hektisch mit dem Schalthebel.
»Haben Sie Brand etwa nicht erzählt, ich hätte die Minidisk?«, fragte ich.
»Der Kerl ist ein pathologischer Lügner.«
»Selbst wenn, was geht mich das an?«
»Miss Semtex. Ihnen ist wohl egal, wen es erwischt, wenn es knallt.«
Er raste durch die Straße. Mein Haar peitschte im Wind.
»Legen Sie sich nicht mit mir an. Und Blackburn soll sich auch zurückhalten.«
»Sie sind doch bloß sauer, weil ich Sie bei Ihrem Vater verpetzt habe.«
Er schaltete hoch. »Sie haben ja keine Ahnung, unter welchem Druck ich stehe.«
»Daddys kleiner Liebling.«
»Krüppels kleine Nutte.«
Ich traute meinen Ohren nicht. Wir brausten durch die Laguna Street.
»Da vorn ist der Rosengarten«, sagte ich. »Parken Sie dort, wir laufen ein paar Schritte.«
»Nein.« Er schaltete zurück. »Ich will Ihnen was zeigen.«
Wir bogen um ein paar Ecken und endeten in der Santa Barbara Street.
»Sie stecken Ihre Nase in Sachen, die Sie nichts angehen. Ich will nicht, dass Sie noch mal mit meinem Vater über mich sprechen.«
»Ich werde tun, was nötig ist.«
»Er glaubt nicht an mich. Ich kann machen, was ich will, nie ist es genug. Außerdem sucht er nur nach einem Vorwand, um bei Mako weiter die Zügel in der Hand zu behalten. Den haben Sie ihm geliefert.«
»Tut mir leid, aber das ist
Weitere Kostenlose Bücher