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Rachsucht

Titel: Rachsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gardiner
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fummelte mit Gaze und medizinischem Klebeband herum, das er mit den Zähnen abriss. Ich nahm es ihm sanft weg und fing an, seine Hand zu verbinden.

    »Er hat sich auf dich gestürzt?«, fragte ich.
    »Ich glaube, die Melone hat ihn ziemlich fest getroffen. Oder vielleicht war es auch die Flasche mit der Bleiche.«
    Er zuckte unter meiner Berührung zusammen, aber der Verband saß.
    »Ich würde gern mit dir in die Notaufnahme fahren. Die sollen sich das Handgelenk anschauen«, sagte ich.
    »Ich hab keine Lust, die Nacht im Krankenhaus zu verbringen.«
    »Und wenn das Gelenk gebrochen oder ausgerenkt ist?«
    »Ist es aber nicht.«
    »Das kannst du gar nicht wissen. Du siehst aus, als wärst du schwer gestürzt.«
    Ich strich ihm das Haar aus dem Gesicht, um die Verletzungen an Wange und Stirn zu begutachten. Er fing meine Hand ein und legte sie sich in den Schoß.
    »Evan, ich bin nicht aus Zucker.« Das Lampenlicht ließ seine blauen Augen funkeln. »Ich habe mir das Handgelenk nicht beim Sturz verletzt, sondern bei dem Kinnhaken, den ich Utley verpasst habe.«
    Ich starrte ihn an. »Wie oft?«
    Fast hätte er gelächelt. »Nur einmal. Er ist mir direkt in die Faust gelaufen.« Dann wurde er ernst. »Dafür hat er mir einen gewaltigen Stoß verpasst. Ich wäre rückwärts umgefallen, aber Yago stand direkt hinter mir und hat mich zur Seite gekippt.« Seine Stimme wurde leiser. »Er stellte sich mit dem Stiefel auf meinen einen Arm, und Utley kniete sich auf den anderen. Ich konnte mich nicht rühren.«
    Die Vorstellung, dass er hilflos auf dem Asphalt gelegen hatte, machte mir schwer zu schaffen.
    »Was wollen sie denn von dir?«, fragte ich.

    »Gehen wir ins Wohnzimmer.«
    Er versuchte, mit dem linken Arm zurückzusetzen und prallte fluchend gegen die Badewanne. Nachdem es mir gelungen war, ihn ins Wohnzimmer zu bugsieren, zerschlug ich Eiswürfel und füllte sie in eine Plastiktüte.
    Jesse wickelte sie sich um das Handgelenk. »Okay, ich geb mich geschlagen. Morgen früh muss ich sowieso zur Krankengymnastik. Der Therapeut soll einen Blick drauf werfen.«
    Der Krankengymnast war kein Arzt, aber mehr war wohl nicht drin. Das Wort »Röntgen« erwähnte ich gar nicht erst.
    »Was wollen sie von dir?«, wiederholte ich.
    »Geld.«
    »Wie viel?«
    »Zweihunderttausend Dollar.«
    Ich starrte ihn an. »Das darf doch nicht wahr sein.«
    »Innerhalb von achtundvierzig Stunden.«
    Ich musste mich setzen. »Aber wieso denn?«
    »Weil sie Erpresser sind, Evan. Das ist ihr Geschäft.«
    »Du musst das der Polizei melden.«
    »Hab ich schon. Nachdem Yago und Utley weg waren, hat mich der Verkäufer vom Supermarkt auf dem Parkplatz entdeckt und die Polizei gerufen.« Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Aber Lieutenant Rome denkt sowieso, ich stecke mit Brand unter einer Decke. Was da auf dem Parkplatz los war, hält er wahrscheinlich für einen Streit unter Gangstern.«
    Der Wind frischte auf und raschelte in den Büschen vor dem Haus. Ich spürte eine düstere Vorahnung.
    »Und wenn du das Geld nicht beschaffst? Was dann?«
    Wortlos rückte er den Eisbeutel an seinem Handgelenk zurecht. Meine Kehle war wie ausgedörrt.

    »Was dann?«, wiederholte ich. »Erfahre ich ›alles‹, wenn du nicht zahlst?«
    »Da gibt’s nichts zu erfahren.«
    »Jesse, es ist mir egal, was passiert ist. Nichts könnte mich von dir trennen.«
    »Vertraust du mir?«
    »Ja.«
    »Dann lass es auf sich beruhen.«
    Wir sahen einander an. »Natürlich«, sagte ich.
    »Zu den Konsequenzen haben sie sich nicht weiter geäußert, nur dass es sehr unangenehm für mich werden würde.«
    Ich sprang auf. Meine Nerven spielten verrückt. Am liebsten hätte ich die Zähne in die Möbel geschlagen und Löcher in die Wände gekratzt.
    Ich tigerte auf und ab. »Warum du? Warum jetzt?«
    »Yago denkt, ich schulde ihm Geld.«
    »Wie bitte?«
    »Er sagt, er will sein Geld. Und wenn er es von Brand nicht kriegt, holt er es sich von mir.«
    »Moment mal.« Ich fuchtelte mit den Händen. »Sein Geld?«
    »Das hat er gesagt. Also vermute ich mal, dass Brand Yago Geld schuldet.«
    »Zweihunderttausend Dollar?«
    »Kann schon sein.«
    »Und warum wollen sie das Geld von dir? Was hast du damit zu tun?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht wegen des Vergleichs mit Mako. Oder weil sie denken, ich nehme eine Hypothek auf mein Haus auf und verkaufe meine Aktien.«

    »Aber das geht doch nicht in achtundvierzig Stunden.«
    »Natürlich nicht. Selbst wenn ich es wollte.«
    Mir wurde

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