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Rachsucht

Titel: Rachsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gardiner
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hast du doch nicht getan?«
    »Nein, aber du. Ich hab euch vorhin beide zusammen aus dem Haus kommen sehen.«
    Ich wirbelte herum und stürzte zu meinem Schreibtisch, wo ich das Adressbuch normalerweise aufbewahrte. Nichts. Ich wühlte unter Papieren und Büchern. Es war weg.
     
    Jesse konnte seinen Einkauf beim besten Willen nicht länger hinausschieben. Es war halb zehn Uhr abends, und der Supermarkt machte bald zu. Er hatte nichts mehr im Haus. Keinen Kaffee, keine Milch, keine Eier, keine Orangen, kein Shampoo und kein Insektenvertilgungsmittel gegen die Ameisen, deren Straße seit zwei Tagen über seine Küchentheke führte. Die schlichten Dinge des Alltags forderten ihren
Tribut. Fünf Minuten vor Ladenschluss fuhr er auf den Parkplatz. Er war der letzte Kunde im Laden. Nachdem er bei dem gelangweilten Kassierer bezahlt hatte, rollte er in die Nacht hinaus.
    Als er gerade sein Auto aufschloss, bremste der silberne Mercedes-Geländewagen neben ihm. So dicht, dass er zwischen beiden Fahrzeugen festsaß. Ein Mann hievte sich heraus. Der Dicke. Sartre zum Aufblasen.
    »Ich hab doch gesagt, wir kommen wieder.«
    Jesse analysierte die Lage. Der Mann stand vor der offenen Tür des Geländewagens und blockierte damit den Weg zum Supermarkt, während der Mercedes selbst dem Kassierer im Laden die Sicht versperrte. Sartre zog sich die Jeans höher und trat auf ihn zu.
    Mann gegen Mann, da hatte er eine Chance.
    Jesse rollte rückwärts auf den offenen Parkplatz hinter den Autos zu. Sartre trat vor. Der Kerl musste hundertfünfzehn Kilo wiegen, aber seine Arme waren in etwa so muskulös wie Pommes frites.
    »Du sitzt in der Klemme, Kumpel.«
    Stimmt nicht, dachte Jesse. Noch ein paar Meter, dann konnte er wenden und vorfahren, bis ihn der Kassierer im Blick hatte.
    In diesem Augenblick rollte die Corvette auf den Parkplatz und hielt direkt hinter ihm. Mickey Yago stieg aus. Jesse spürte seine Gegenwart wie einen elektrischen Schlag. Mit im Wind wehenden blonden Locken schlenderte er auf ihn zu.
    »Wo wollen wir denn hin?«

16. Kapitel
    Ich mistete gerade meinen Kühlschrank aus, als Jesse anrief.
    »Ev, ich brauche Hilfe.« Seine Stimme klang dünn.
    »Gibt’s ein Problem?«
    »Ich bin das Problem. Autsch.«
    Ich umklammerte das Telefon. »Wo bist du?«
    »Vor deinem Haus.«
    Ich ließ das Telefon fallen und rannte nach draußen. Der Audi parkte gegen die Fahrtrichtung schräg am Randstein. Ich riss die Tür auf und beugte mich ins Auto.
    »Du blutest ja!«, stellte ich fest.
    »Du musst mir den Rollstuhl rausholen. Meine Hand ist im Eimer.«
    Ich starrte auf sein Handgelenk, das er ganz vorsichtig drehte, um es so wenig wie möglich zu bewegen. Als ich die Hand danach ausstreckte, zuckte er zurück. Sein Gesicht war aufgeschürft. Handfläche und Ellbogen wiesen ebenfalls Schürfwunden auf, in denen sich der Dreck festgesetzt hatte.
    »Bist du gestürzt?«
    »Mickey Yago hat meinen Weg gekreuzt.«
    Mir stockte vor Angst und Wut der Atem.
    »Ist das Handgelenk gebrochen?«
    »Nein, aber ich kann es nicht belasten.«
    Ich hievte den Rollstuhl heraus. Jesse hatte große Schwierigkeiten,
auszusteigen, und als er mit der Hand zufällig gegen den Türrahmen stieß, zischte er vor Schmerz durch die Zähne. Sein Handgelenk war sichtlich geschwollen und vermutlich zumindest gezerrt.
    »Wie hast du’s bloß geschafft, Auto zu fahren?«, erkundigte ich mich.
    »Frag mich was Leichteres.«
    Er versuchte, nach den Greifrädern zu fassen, aber das war unmöglich. Als er es mit der linken Hand allein probierte, drehte er nach rechts ab. Er schloss die Augen und holte ein paar Mal tief Luft.
    »Du musst mich schieben«, sagte er dann.
    Der Rollstuhl hatte keine Griffe. Er war nicht dafür gedacht, geschoben zu werden, sondern sollte als Beinersatz dienen. Ich schlang die Hände um die untere Lehne und rollte Richtung Haus – für Jesse die ultimative Demütigung.
    »Erzählst du es mir?«, fragte ich.
    »Yago hat mir ein Begrüßungskomitee zum Supermarkt geschickt. Einen fetten Kerl in Schwarz mit Ziegenbart. Fährt einen Mercedes-Geländewagen.«
    »Win Utley.«
    Im Haus steuerte ich das Bad an, wo Jesse seine Hand unter den Wasserhahn hielt, während ich Desinfektionsmittel und Gaze hervorkramte. Sein weißes Hemd war völlig verdreckt und mit irgendwelchen Lebensmitteln verschmiert.
    »Was ist das?«, fragte ich.
    »Milch und Tomaten. Utley hat sich auf mich gestürzt, als ich ihn mit meinen Einkäufen beworfen habe.«
    Er

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