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Rachsucht

Titel: Rachsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gardiner
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Psychologen in Langley hatten da so ihre Theorie.« Sie streifte mit den Fingern über Ledergürtel und Seidenschals. »Als Kind habe ich mal durch einen Spalt in der Schlafzimmertür meine Eltern beobachtet. Schon war eine Spionin geboren.«
    »Warum haben Sie aufgehört?«, fragte ich.
    »Eines Tages geriet ich in Medellin in eine nahezu aussichtslose Situation. Ich hatte eine Affäre mit einem Doppelagenten, der mich verriet.«
    Sie drapierte einen Schal über meine Schulter und lehnte sich zurück, um die Wirkung zu studieren.
    »Und dann?«, fragte ich.
    »Ich habe ihn getötet.«
    Ich konnte nicht anders, ich starrte sie unverhohlen an.
    »Er wollte mich an die Drogenmafia verkaufen. Er oder ich.«
    »Das klingt, als würden Sie die Sache recht locker nehmen.«
    »Nein, danach ging es mir sehr schlecht. Gott sei Dank lernte ich Tim kennen, sonst hätte ich mich vielleicht aufgehängt.« Sie nahm mir den Schal von den Schultern. »Sie haben Potenzial. Wunderbarer Knochenbau und schlanke Figur. Ich sollte mit Ihnen nach Mailand fliegen.«

    Sie berührte mein Haar. Ich stieß ihre Hand beiseite.
    »Und wie sollen Ihre Memoiren heißen?«, fragte ich. »Hart auf hart bei Versace?«
    Sie zog eine Augenbraue hoch. »Klingt gut.«
    Sie wanderte weiter zu den Paschminaschals, deren satte Blau-, Gold- und Lilatöne ihr braunes Gesicht leuchten ließen.
    »Moment mal.« Ich hatte bohrende Kopfschmerzen. »Was haben Sie getan? Ihn erschossen?«
    »Ich habe ihm einen mit Heroin versetzten Joint gegeben. Als er eingeschlafen war, habe ich ihm eine neun Millimeter in die Schläfe gejagt. Er hat nichts gespürt. Keinen Schmerz, keine Reue.«
    Meine Kehle war wie zugeschnürt. »Wer war der Mann?«
    »Das wollen Sie gar nicht wissen.« Sie blickte über meine Schulter. »Und hier kommt Tim.«
    »Hast du es ihr erzählt?«, fragte er, als er uns erreicht hatte.
    »Teilweise.«
    Er musterte mein Gesicht. »Sie wirken so unzufrieden.« »Könnte man sagen.«
    Er deutete mit dem Kopf zur Rolltreppe. Wir fuhren nach oben, während Jax bei den Paschminaschals blieb. Er beobachtete sie mit undurchdringlicher Miene.
    »Ich muss Ihnen was erklären«, sagte er.
    »Sie müssen mir vieles erklären.«
    »Notwehr kann die verschiedensten Formen annehmen.«
    »Das mag schon stimmen. Aber zum Tatbestand der Notwehr gehört, dass man sich in unmittelbarer Gefahr befindet. Jemanden unter Drogen zu setzen und einen Bewusstlosen zu erschießen, ist was anderes.«

    »Stört Sie, dass sie ihn getötet oder dass sie mit ihm geschlafen hat?«
    »Wie bitte?«
    Wir verließen die Rolltreppe in der Damenabteilung.
    »Sie wollen Beweise?«, fragte er, pflückte ein abscheuliches Paillettensakko von einem Ständer und deutete auf das andere Ende des Ladens. »Da drüben ist ein Spiegel.«
    »In dem Ding sehe ich aus wie ein Papagei.«
    »Tun Sie mir den Gefallen.«
    Seine Züge wirkten entspannt, aber sein Blick war wachsam. Ich schluckte eine schnippische Bemerkung herunter, marschierte zu dem Spiegel und hielt mir das Sakko vor die Brust. Vom Glanz der Pailletten wurde ich fast blind. Im Spiegel beobachtete ich Tim, der zur Herrentoilette marschierte.
    Einen Augenblick später verließ eine junge, drahtige Frau die Rolltreppe. Sie trug große goldene Kreolen und hatte sich ein rotes Bandana wie ein Kopftuch umgebunden. Offenbar verfolgte sie Tim North. Direkt hinter ihr erschien Jax, die die Arme voller Accessoires hatte.
    Dann ging alles sehr schnell. North verschwand in der Herrentoilette. Die junge Frau blieb draußen stehen. Jax tauchte hinter ihr auf, stieß sie hinein und schloss die Tür.
    Ich warf das Sakko beiseite und eilte hinüber. Die Toilettentür war abgesperrt. Ich hämmerte dagegen und zischte: »Aufmachen!« Das Schloss klickte, Jax steckte den Arm aus der Tür und zog mich nach drinnen. Dann knallte sie die Tür wieder zu und schloss erneut ab. Ich öffnete den Mund, aber sie hob den Finger, um mir Schweigen zu signalisieren.
    Die Toilette war ein Erlebnis. Auf dem Waschtisch standen Blumen, und aus den Lautsprechern drang Chopin. Auf dem
glänzenden Fußboden lag an allen vieren gefesselt und mit dem Gesicht nach unten die junge Frau.
    Jax deutete auf den Schal, mit dem sie geknebelt war, und die Gürtel um ihre Hand- und Fußgelenke.
    »Hermès. Gucci. Geht doch nichts über Markenware.«
    North hatte einen Fuß zwischen die Schulterblätter seiner Gefangenen gesetzt und stöberte ihre Brieftasche durch. Sie wand sich und

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