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Rachsucht

Titel: Rachsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gardiner
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war, er wollte es mir nicht sagen.

    »Jesse, Yago hat angedeutet, du könntest deswegen ins Gefängnis kommen.«
    »Aber ich hab nichts getan, für das ich ins Gefängnis kommen könnte. Verdammt noch mal, Evan, glaubst du mir denn nicht?«
    Ich bemühte mich, ruhig zu bleiben. »Natürlich tu ich das. Aber Mickey Yago hat mir heute furchtbaren Ärger gemacht.«
    Ich erzählte ihm von der Begegnung am Flughafen und davon, dass Yago ihn einsetzen wollte, um Gelder für I-Heist zu waschen, und ihm dafür ein neues Ultimatum gestellt hatte. Als ich die Worte »eine Million Dollar« aussprach, sah ich, wie Jesse das Blut in den Hals stieg. Er schien in sich zusammenzusinken.
    »Er hat gesagt, wenn du dich weigerst, wirst du dafür bezahlen, mit mir und mit deinen Freunden. Heute war nur ein Vorgeschmack.«
    »Das ist einfach schrecklich.«
    »Also hör auf, um den heißen Brei herumzureden, und erklär mir, was du mir um keinen Preis verraten willst.«
    »Ich …« Er schluckte und schüttelte den Kopf.
    »Ich wiederhole es noch mal: Yago wird sich an deinen Freunden schadlos halten.«
    Ich blickte betont deutlich zum Fenster. Adam saß zurückgelehnt am Gartentisch und fuhr mit dem Zeigefinger den Rand seines Glases nach.
    Für einen Augenblick verschlug es Jesse die Sprache. »Oh Gott, ich muss es ihm sagen«, stammelte er dann.
    Ich legte ihm die Hand auf die Schulter. »Du machst mich nervös, und allmählich werd ich echt sauer. Was ist mit dir los?«

    Wortlos wandte er sich ab und verschwand nach draußen.
    »Adam«, sagte er.
     
    »Nein! Das kann doch nicht wahr sein.«
    Adam beugte sich über den Tisch. Er hatte die Fingerspitzen gegen die Schläfen gepresst, eine Aura aus tödlicher Stille schien ihn zu umgeben. Jesses Hand ruhte auf seinem Rücken.
    »Warum sollte Brand dir den Tod wünschen?«, fragte Adam.
    »Das weiß ich nicht.«
    Adam starrte ihn an, als wäre er ein Fremder. »Du musst es wissen.«
    »Nein, wirklich nicht.«
    »Du willst mir erzählen, dass Brand dich umbringen wollte, aber verfehlte, und aus Versehen Isaac erwischt hat. Und du hast keine Ahnung, wieso?«
    »Im Augenblick nicht, aber …«
    »Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.«
    Er sprang auf und schüttelte Jesses Hand ab.
    Dann blickte er mich an. »Dieser Yago hat dir nicht gesagt, warum? Und du hast nicht nachgehakt?«
    »Aus dem war nichts rauszubekommen.«
    Adam presste die Handballen gegen den Kopf.
    Eine furchterregende Veränderung ging mit ihm vor. Seine emotionale Polarität schien sich umzukehren. Drei Jahre des Mitgefühls wichen einer neugeborenen Wut. Der Widerstreit der Empfindungen ließ sein Gesicht vor unseren Augen altern.
    Voller Verzweiflung schaute er Jesse an. Seine Lippen
suchten vergeblich nach Worten, aber seine Augen sagten alles. Deine Schuld.
    »Ich schwöre zu Gott …«, begann Jesse.
    Adam hob die Hände. »Im Augenblick kann ich nicht reden. Bitte geh.«
    Die Sonne spiegelte sich in Jesses Augen. In seinem Blick lag verletzte Hilflosigkeit.
    »Wie du willst«, sagte er dann.
    Schwerfällig erhob er sich und ging ins Haus. Ich sah Adam an. Warum sagte er nichts? Aber er starrte wie gebannt auf den Ozean hinaus.
    »Diese I-Heist-Leute wollen Jesse fertigmachen. Dazu benutzen sie dich und mich.«
    Keine Antwort. Jetzt wurde ich selbst wütend. Ich konnte verstehen, dass Adam verwirrt und traurig war, aber das konnte er doch nicht an Jesse auslassen.
    Er blinzelte in die Sonne. »Weißt du, was Entropie ist?«
    Das war bestimmt nicht nur so dahingesagt. Adams Gedanken hatten immer System.
    »Der zweite Hauptsatz der Thermodynamik«, erwiderte ich.
    »Das Maß der Unordnung in einem geschlossenen System. Es bedeutet, dass das Chaos ständig zunimmt.« Er legte die Hand über die Augen. »Geh jetzt bitte.«
    Auf halbem Weg zum Mietwagen hörte ich den Gartentisch umstürzen. Teller und Weinflasche zerschellten auf dem Boden.
     
    Vorsichtig öffnete ich die Glastür an meinem Haus und stellte erleichtert fest, dass das Wohnzimmer unversehrt war. Alles sah noch so aus, wie ich es hinterlassen hatte. Also war
ich nicht unter Drogen gesetzt worden, damit diese Leute in der Zwischenzeit bei mir zu Hause einbrechen konnten. Ich schnappte mir ein paar saubere Kleidungsstücke und fuhr zu Jesse. Er sollte jetzt nicht allein sein.
    Als ich bei ihm ankam, lief der Fernseher. »Du bist in den Nachrichten. In L.A. wurde der Terminal evakuiert, nachdem ein Passagier eine Frau mit einem Messer

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