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Rachsucht

Titel: Rachsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gardiner
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ich aufs Schlimmste gefasst. Ich stieg die Treppe hinauf und betrat den Terminal. Dort saß Win Utley und verschlang einen Schokoriegel, während er die hereinkommenden Passagiere beobachtete.
    Wenn er kaute, wackelte sein Doppelkinn, und der rotblonde Kinnbart tanzte auf und ab. Ich starrte ungerührt geradeaus und spazierte mit den anderen Passagieren an ihm vorbei.
    Plötzlich sprang er auf. Seine Lippen bewegten sich: Er trug einen Ohrhörer und telefonierte. Ich ging bewusst langsam und vermied es, in seine Richtung zu blicken.
    Diese Leute hatten es auf mich abgesehen. Sie wollten mich verhaften lassen, um Druck auf Jesse auszuüben.
    Utley zupfte am Bund seiner Jeans und schaute sich um – vermutlich nach mir. Mit aufgeregter Miene watschelte er zum Schalter. Ich hielt auf den Ausgang zu.
    Zwei Wachmänner trabten an mir vorbei in Richtung Gate. Ich beschleunigte das Tempo, wobei ich den Kopf leicht gesenkt ließ, damit mich die Sicherheitskameras an der Decke nicht erfassen konnten. Frau mit klebrigem Haar, ordinärem T-Shirt und gehetztem Blick … Wenn ich Pech hatte, schaute jemand in der Sicherheitszentrale doch ein drittes Mal hin.
    Dann schrillte der Alarm. Wachmänner rannten durch den Terminal. Ich legte einen Zahn zu. Für sie bedeutete ein Alarm eine Bedrohung der Sicherheit. Vielleicht zeigte Win Utley gerade mit seinem Schokoriegel auf mich.
    Wenn ich aufgehalten wurde, würde man meinen Weg zu den Damentoiletten zurückverfolgen, in denen ich Kokain und ein Messer deponiert hatte. Ich musste hier weg, sonst war ich erledigt. Am Ausgang stand ein Polizeibeamter,
der in ein Funkgerät sprach und mit den Blicken die Menge absuchte. Er sah in meine Richtung. Mir sank der Mut.
    Dann winkte er mich mit den anderen nach draußen. Ich stürzte an den Straßenrand und winkte ein Taxi heran.

24. Kapitel
    Als ich in dem Mustang vorfuhr, den ich am Flughafen in L.A. gemietet hatte, wartete schon Jesses Auto vor Adams Haus. Ich fühlte mich ausgetrocknet, schmutzig und erschöpft. Für einen Augenblick drohte ich die Nerven zu verlieren. Wie sollte ich meine Nachricht loswerden, ohne Adam erneut das Herz zu brechen? Als Adam auf mein Klopfen öffnete, war ihm seine Verwirrung deutlich anzumerken.
    »Was ist denn mit dir passiert?«, fragte er. »Haben sie dich bei der Brautparty so verunstaltet?«
    »Nein, das war ich selbst. Kann ich reinkommen, bevor sich die Fliegen in meinem Haar sammeln?«
    Er winkte mich ins Haus. »Fühlst du dich so, wie du aussiehst?«
    »Schlimmer. Ich muss mit Jesse reden.«
    »Er ist hinten im Garten.«
    Jesse saß auf der Terrasse in der Sonne. Auf dem Tisch standen Salsa, gegrillter Fisch und eine Flasche Wein. Am Fuß des Hanges rollte der blaue Ozean heran, und die Sonne tauchte den Horizont in ein goldenes Licht.
    Jesse schaute auf. »Ich glaub, mich laust der Affe.«
    »Ich werde dir alles in chronologischer Reihenfolge erklären, bis auf die Teile, wo ich meinen drogeninduzierten Blackout hatte. Aber zuerst muss ich mit dir unter vier Augen sprechen.«

    Er griff nach den Krücken, zog sich hoch und folgte mir ins Wohnzimmer. Ich stellte mich dicht vor ihn und legte ihm die Hand auf die Brust.
    »Brand ging es überhaupt nicht um Isaac. Er war hinter dir her.«
    Er hielt meinen Blick fest. Ihm war klar, dass ich die Beweise geprüft haben musste, weil ich sonst nichts gesagt hätte. Seine Brust hob und senkte sich sichtbar, und auf seinem Gesicht malte sich ein Schmerz, der geradezu körperlich war.
    Er stützte sich schwer auf seine Arme. »Warum?«
    »Ich weiß es nicht. Mickey Yago hat mich abgefangen, um mir mitzuteilen, dass der Unfall nichts mit Isaac zu tun hatte. Nada.«
    Die Botschaft war angekommen, aber sie ergab keinen Sinn. »Ich kenne Franklin Brand doch gar nicht.«
    »Denk nach. Es muss etwas sein, das du weißt, gesehen oder getan hast. Irgendeine Verbindung zu Brand oder Mako. Irgendwas, das mit der Firma zu tun hat, selbst wenn es nur ganz am Rande ist.«
    Seine blauen Augen verdüsterten sich. Das Atmen schien ihm plötzlich große Mühe zu bereiten.
    »Was ist es?« Ich strich ihm über das Gesicht.
    »Nichts, gar nichts.«
    »Erzähl es mir. Versuch dich zu erinnern. Gab es vor dem Unfall irgendwelche wichtigen Ereignisse in deinem Leben? Irgendwas, das mit Isaac oder mit der Arbeit zu tun hatte …«
    »Nein.«
    Seine Schultern waren angespannt, und sein Blick richtete sich auf die Wand, die Möbel, nur nicht auf mich. Was auch immer ihm eingefallen

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