Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Rachsucht

Titel: Rachsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gardiner
Vom Netzwerk:
beobachtet hatte. Keine Fotos, aber I-Heist wird schon dafür sorgen, dass das FBI von dir erfährt. Außer sie wollen gar nicht, dass du gefunden wirst.«
    Ich starrte auf den Monitor. »Ganz schön kostspielig, die Aktion.«
    »Kosten kümmern diese Leute nicht. Sie wollen uns ihre Macht demonstrieren.«
    Die Sonne fiel auf sein völlig verzweifeltes Gesicht. Ich nahm ihn in die Arme.
    »Es tut mir so leid«, sagte ich.
    Er klammerte sich an mir fest. Ich strich ihm übers Haar. Goldenes Licht erhellte den Raum, aber für einen sommerlichen Sonnenuntergang wirkte es merkwürdig steril.
    Schließlich richtete er sich auf. »Du wirkst, als wärst du völlig fertig.«
    Das war leicht untertrieben. Außerdem stank ich wie die Pest.
    Ich ließ ihn los. »Wir reden, wenn ich geduscht habe.«
    »In Ordnung. Ich rufe Lieutenant Rome an und liefere ihm die neueste Version frei Haus. Die wird ihm sicher gefallen.«
    Zehn Minuten unter dem heißen Wasserstrahl wuschen Schokolade, Schweiß, Jalapeño-Popper-Fett und Drogen-Stoffwechselprodukte von meiner Haut, aber meine Angst
blieb. Ich zog mich an und ging zurück ins Wohnzimmer. Jesse saß am Küchentisch und starrte aufs Meer hinaus. Die See war ruhig und glänzte wie Zinn.
    »Ich habe deine Nachricht mit den Kontodaten von Segue abgehört.« Er rieb sich das Bein, als hätte er Schmerzen. »Das muss ich unbedingt Lavonne sagen. Wenn Yago verlangt, dass ich Gelder über das Treuhandkonto von Sanchez Marks schleuse, ist das eine Bedrohung der Kanzlei. Vielleicht kann sie deswegen ja mit dem FBI sprechen …«
    Das FBI. Mein Gehirn kam endlich auf Touren. Auf einmal erinnerte ich mich daran, was Cousine Taylor bei der Brautparty gesagt hatte.
    »Dale Van Heusen ist von der Abteilung zur Bekämpfung der Geldwäsche.«
    »Verdammt noch mal.« Jesse sah mich an. »Dann hat er sich die ganze Zeit für I-Heist interessiert. Er hat den Verdacht, dass über Mako Geld gewaschen wurde.«
    »Und er denkt, du und Isaac, ihr wärt von Anfang an dabei gewesen. Deswegen droht er auch damit, deine Vermögenswerte zu beschlagnahmen.«
    Und dann fiel mir Van Heusens scheinbar sinnlose Bemerkung wieder ein.
    »Smurfing«, murmelte ich.
    »Was ist damit?«
    Sein Computer stand aufgeklappt auf dem Tisch. Ich setzte mich und rief Google auf.
    »Van Heusen hat diesen Begriff verwendet«, erklärte ich. »Offenbar dachte er, er könnte uns damit aufscheuchen.«
    »Aber das ist eine Denial-of-Service-Attacke.«
    »Und Smurfs sind Schlümpfe. Vielleicht hat der Begriff ja noch eine andere Bedeutung.«

    Ich tippte die Suchanfrage »Smurfing + Geldwäsche« ein. Vielleicht stieß ich so auf eine Verbindung, die mir bisher entgangen war. Sollte doch die Suchmaschine die Arbeit für mich erledigen.
    In weniger als einer Sekunde hatte ich meine Ergebnisliste. Jesse stöhnte auf. Volltreffer!
    Von der Königlichen Berittenen Polizei Kanadas: Smurfing ist möglicherweise die am weitesten verbreitete Methode der Geldwäsche. Dabei nehmen zahlreiche Einzelpersonen Bareinzahlungen vor oder kaufen Bankschecks, deren Betrag jeweils unter zehntausend Dollar bleibt.
    Vom US-Justizministerium: Die Schatzamtsabteilung zur Bekämpfung der Geldwäsche definiert Smurfing als eine Geldwäschetechnik, bei der ein hoher Geldbetrag in eine Vielzahl kleinerer Geldbeträge aufgeteilt wird. Damit soll die CTR-Meldepflicht umgangen werden.
    »CTR?«
    »Currency Transaction Reports. Das sind Meldungen, die von den Banken zu erstatten sind, wenn ein Kunden zehntausend Dollar oder mehr in bar einzahlt.«
    Er klickte auf ein weiteres Suchergebnis.
    Für Kriminelle, die jährlich nur wenige Millionen Dollar bewegen wollen, kann Smurfing die einfachste Methode der Geldwäsche sein. Sie veranlassen mehrere Einzelpersonen, auf unterschiedlichen Konten Beträge in beliebiger Höhe, aber unter zehntausend Dollar einzuzahlen. Wenn eine Meldung verdächtiger Kontobewegungen auf jeden Fall vermieden werden soll, können diese Beträge auch unter fünftausend Dollar bleiben. Dem Wortbild nach wird beim Smurfing durch viele Schlümpfe (Smurfs) in etlichen Einzelbeträgen ein großer Betrag akkumuliert.

    Ich musterte Jesse. »Was hat das zu bedeuten? Hält Van Heusen dich für einen Schlumpf?«
    »Kann schon sein.«
    Ich wusste nicht, ob er vor Entsetzen wie gelähmt war oder ob er sich wirklich keine Sorgen machte. Auf jeden Fall zeigte er keine Regung.
    »Kann schon sein?«, fragte ich. »Das FBI denkt also möglicherweise, du würdest

Weitere Kostenlose Bücher