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Radegunde von Thueringen

Radegunde von Thueringen

Titel: Radegunde von Thueringen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Knodel
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würde ihr glauben. Ihn in den Plan einzuweihen, war ihnen zu riskant erschienen.
    Besa sah kurz unter Gisos Decke, nickte ihm zu und steckte den Kopf aus dem Zelt. In dieser Nacht hatte der gutmütige ältere Franke Wache geschoben, der immer schon mal ein Auge zugedrückt hatte.
    „Hey, Soldat! Komm her, wir haben einen Kranken im Zelt.“ Nur ein leichtes Zittern in der Stimme verriet ihre Angst.
    Der Wächter brummte unwirsch und winkte ab. Er war müde und wartete auf seine Ablösung, sollte die sich doch darum kümmern. Darauf hatte Besa spekuliert. Sie kroch hinaus und redete halblaut auf den Mann ein.
    Radegunde, die nervös lauschte, konnte nichts verstehen, hörte aber, dass der Mann einige Fragen stellte. Dann schlurften zögerliche Schritte heran. Jetzt kam es darauf an, keine Schwäche zu zeigen. Als der Wächter eintrat, verstellte sie ihm den Weg und redete aufgeregt auf ihn ein.
    „Er hat diese dunklen Flecken, seht nur! Am Hals und an den Armen. Und sein Kopf schmerzt ihm, dass es einen Stein erweichen könnte. Hört, wie er jammert!“ Sie sprach leise, Bertafrid sollte weiterhin denken, Giso habe einen schweren Kopf nach einer durchzechten Nacht. Gisos Wehklagen zu dieser frühen Stunde musste inzwischen die Hälfte des Lagers aufwecken.
    Der Soldat warf einen flüchtigen Blick auf den Kranken und verließ eilig das Zelt. Draußen traf gerade die Ablösung ein, ein kleiner blonder Mann mit einer Warze auf der Nase.
    „Na, Werbert, wie war die Nacht? Kalt und nass, oder?“ Er lachte und rückte seinen Schwertgürtel zurecht. Die zweischneidige Waffe reichte ihm fast bis auf den Fuß.
    „Ja. Und bis eben auch recht langweilig. Doch ich glaube, wir haben ein Problem. Mir scheint, der Servus von dem Prinzen hat uns den Schwarzen Tod ins Lager geholt.“
    Der Blonde riss die Augen auf. „Bist du sicher?“
    „Er hat überall diese Flecken, ich habe sie bei meiner Muhme gesehen, kurz bevor sie starb. Ich würde sie immer wieder erkennen. Große dunkle Beulen, die bald aufplatzen und eine nach Tod und Verderben stinkende Brühe ausspeien.“
    „Schreit er deshalb so?“ Der kleine Soldat blickte mitleidig zum Zelteingang, hielt aber gebührenden Abstand.
    „Er hat Schmerzen im Kopf, das gehört auch dazu. Sie sterben innerhalb eines oder zweier Tage, gehen jämmerlich zugrunde.“ Der alte Wächter kratzte sich am Kopf. „Doch das ist nicht das Schlimmste.“
    „Du meinst …?“ Der Blonde trat einen Schritt zurück.
    „Es ist ansteckend, es genügt schon, die gleiche Luft zu atmen wie der Kranke, und du hast es auch am Hals.“
    „Hast du? Ich meine, warst du …?“
    Der Alte nickte. „Nur kurz. Aber was tun wir jetzt?“
    „Wir müssen es melden, was sonst?“
    Hinter ihnen im Zelt war es still geworden. Besa trat heraus. Tränen liefen über ihre Wangen. „Er ist tot!“, flüsterte sie. Zufrieden registrierte sie die entsetzten Gesichter der beiden Männer.
    „Ihr müsst ihn sofort wegbringen, bevor er andere Menschen ansteckt. Der Schwarze Tod kann euer ganzes Heer vernichten.“
    Der Blonde trat noch einen Schritt zurück und stolperte dabei fast über sein Schwert. „Ich fasse ihn nicht an, nicht für tausend Solidi!“
    „Wozu haben wir die Sklaven?“, knurrte der Alte. „Sollen die ihn begraben!“
    „Aber wenn die sich anstecken, habt ihr die Seuche doch im Heer!“ Besa sprach noch immer leise, aber eindringlich.
    „Sie hat Recht!“ Der Blonde musterte Besa furchtsam. „Woher weißt du all diese Dinge?“
    „Wer weiß?“ Besa fühlte ein Lachen in ihrer Kehle aufsteigen und zwang sich zur Disziplin.
    „Dann weißt du auch, was zu tun ist?“
    „Nun, ich habe eine Idee, wie der Schaden möglichst gering zu halten ist: Die Prinzessin und ich, wir hatten sowieso Kontakt mit dem Kranken, wir werden ihn aus dem Lager tragen. Er ist nicht besonders schwer, wir können das schaffen.“
    Der alte Werbert protestierte. „Das würde euch passen! Ihr könntet fliehen!“
    Besa lächelte schlau. „Ihr behaltet den Prinzen als Pfand. Ihr wisst, dass die Prinzessin ihren Bruder nie allein zurücklassen würde.“ Fragend beobachtete sie das Gesicht des Alten. Dies war die schwächste Stelle in ihrem Plan. Wenn er jetzt nicht zustimmte, dann waren sie verloren.
    Der Blonde sah erleichtert aus. Er schien überzeugt, doch der andere rieb sich das Kinn. „Wir nehmen doch lieber Sklaven! Wenn der König erfährt, dass wir die Prinzessin als Leichengräberin benutzt haben, dann

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