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Radieschen von unten

Radieschen von unten

Titel: Radieschen von unten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frida Mey
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Wort.
    »Nun, sei doch mal still, Ludwig!«, meinte sie schließlich verärgert. »Ich will dich etwas Wichtiges fragen. Gleich treffe ich mich mit Alex, der netten Kommissarin – du weißt schon. Meinst du, ich soll ihr von dem Kerzenleuchter im Cellokasten berichten? Eigentlich habe ich mich dazu ja schon entschlossen, aber ich würde doch gern deine Meinung hören. Also, wie siehst du das?«
    Das Grablicht flackerte unaufhörlich.
    »Ludwig, nun mal langsam! Ich verstehe dich überhaupt nicht«, sagte Elfie nach einer Weile verstört.
    Das Grablicht flackerte eher noch schneller. Jedenfalls schien es Elfie so. Sie verlor die Geduld, holte eines der herkömmlichen Grablichter aus ihrer Tasche, zündete es an und ersetzte das LED-Licht. Sie knipste den Schalter aus, erleichtert, dass das Geflacker aufhörte.
    »Ludwig, zum letzten Mal! Soll ich der Kommissarin meinen Fund melden? Du weißt, wie wichtig mir deine Zustimmung ist.«
    Das Grablicht brannte ruhig vor sich hin.
    »Das heißt ja wohl: Kein Kommentar. Du bist mir ja eine große Unterstützung«, empörte sich Elfie.
    Wütend packte sie ihre Sachen zusammen.
    »Vom Picknick bekommst du heute nichts ab. Den Sekt trinke ich auf jeden Fall mit Alex allein. Wahrscheinlich wäre er dir ohnehin zu trocken!«
    Ohne einen Blick zurückzuwerfen, machte sie sich auf den Weg zum Grab von Alex’ Eltern.
    Alex kam ihr schon entgegen. Sie hatte ihre Einkäufe auf eine der Friedhofsschubkarren geladen und japste ordentlich beim Schieben der schweren Karre.
    »Sie wollten mir doch etwas erzählen«, erinnerte sie Elfie, nachdem sie einen Moment verschnauft hatte.
    »Ach, das hat Zeit. Lieber später, wenn wir mit der Arbeit fertig sind.«
    Elfie drückte Alex die neuen karierten Gartenhandschuhe in die Hand. Sie selbst schlüpfte in die alten giftgrünen, die ihr in den vergangenen Jahren wertvolle Dienste geleistet hatten. Dann machten sie sich an die Arbeit.
    »Warum haben Sie Amadeus nicht mitgebracht?«, fragte Elfie.
    »Glücklicherweise konnte ich ihn bei der Nachbarin lassen. Denn ich möchte nicht wissen, was er für einen Aufstandgemacht hätte, wenn wir beide hier in der Erde buddeln und er hätte nicht mitmachen dürfen.«
    »Da haben Sie natürlich recht.« Elfie lachte.
    Geschickt setzte sie die Pflanzen, die Alex ihr zureichte, in die Erde, und nach einer knappen Stunde waren sie fertig.
    »Sehr schön sieht es jetzt aus«, meinte Alex dankbar.
    »Die Astern gefallen mir besonders gut«, betonte Elfie. »Dieses Rot ist meine Lieblingsfarbe. – Jetzt wird noch gewässert, und dann stärken wir uns.«
    Sie füllten zwei Gießkannen, die am Brunnen standen, und gossen die Pflanzen gut an.
    Nach einem letzten zufriedenen Blick auf das Grab ließen sie sich auf einer Bank nieder. Mit einem Erfrischungstuch reinigten sie ihre Hände, und dann packte Elfie den Picknickkorb aus. Radieschen, Eier, Schwarzbrot mit Käse und Leberwurst. Kaffee in der Thermoskanne.
    »So, jetzt erzählen Sie mal, was Sie zu erzählen haben! Ich bin schon ganz neugierig.« Alex griff nach einem Radieschen.
    »Hm, na ja.« Elfie trank einen Schluck Kaffee und machte sich daran, ein hartgekochtes Ei abzuschälen. »Ich glaube, ich weiß, wer Josef Wilfert umgebracht hat.«
    Alex sprang auf und verschluckte sich beinahe an ihrem Radieschen.
    »Was?« Sie schnappte nach Luft. »Was haben Sie gerade gesagt?«
    »Ich glaube, ich weiß, wer Josef Wilfert umgebracht hat«, wiederholte Elfie etwas kleinlaut.
    »Und das sagen Sie in aller Gemütsruhe!«, rief Alex so laut, dass eine Amsel schimpfend aus dem Busch hinter ihnen aufflatterte.
    Elfie starrte auf ihre Finger. So weit her war es mit ihrerRuhe nicht bestellt. Sie hatte das Ei zerquetscht und kämpfte mit dem Matsch an ihren Händen.
    Alex reichte ihr wortlos ein paar Servietten aus dem Picknickkorb, atmete tief durch und setzte sich wieder. »So, jetzt bitte von Anfang an. Wieso wissen oder glauben Sie zu wissen, wer Josef Wilfert getötet hat?«
    »Tja, ich arbeite doch bei Pietas und stelle dort die Unterlagen für die bevorstehende Steuerprüfung zusammen.«
    Alex nickte.
    Elfie tat sich schwer, zum Wesentlichen zu kommen.
    »Da herrschte ein unbeschreibliches Chaos bei allen Akten und Papieren, das ich zum Glück inzwischen eingedämmt habe«, erklärte Elfie stolz.
    Bei Alex spürte sie allerdings eine gewisse Ungeduld.
    »Die Angestellten sind alle sehr nett und hilfsbereit, auch der Juniorchef, aber Juliane Knörringer ist der

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