Radieschen von unten
verheiratet aus. Kurzentschlossen zog sie den Ring ab und legte ihn vor Huberts Foto auf ihrem Nachtschränkchen.
Dann machte sie sich sorgfältig für den Abend zurecht, brachte so etwas wie eine Frisur zustande, was mit ihren widerspenstigen Locken nicht ganz einfach war. Schließlich stand sie vor dem Spiegel, drapierte den pinkfarbenen Schal um den Hals und gefiel sich.
Als sie das Schlafzimmer verließ, hatte sie das Gefühl,dass Hubert ihr von seinem Foto aus nachsah. An diesem Abend würde sie nicht an Hubert denken. Überhaupt nicht!
Vor dem Königshof wechselte sie schnell die Schuhe – mit diesen Highheels hätte sie keinen Meter fahren können –, übergab einem Angestellten ihren Autoschlüssel, damit er den Wagen in die Tiefgarage fuhr und betrat den Königshof. Der Restaurantmanager geleitete sie an die Bar, wo Dr. Prinz schon auf sie wartete. Er begrüßte sie mit einem angedeuteten Handkuss.
»Sie sehen zauberhaft aus«, sagte er, und seine Bewunderung schien ernst gemeint.
Na, er war aber auch eine elegante Erscheinung. Der dunkelblaue Anzug passte perfekt zu ihrem Kleid, und die in verschiedenen Blautönen schimmernde Seidenkrawatte unterstrich seine unglaublich blauen Augen.
Als Aperitif tranken sie einen Ruinart brut Rosé. Es war eine kleine Ewigkeit her, dass Alex ein Champagnerglas in der Hand gehalten hatte.
Als der Kellner sie zu ihrem Platz führte, reichte der Staatsanwalt ihr den Arm, was Alex insofern sehr angenehm war, als sie auf diesen Lydiageschenken kaum gehen konnte. Sie war froh, unter dem Tisch ihre Füße ein wenig strecken zu können, obwohl die silbernen Riemchen dazu nicht allzu viel Freiheit ließen.
Während Alex zunächst versuchte, ihr Gesicht mehr oder weniger in der Speisekarte zu vergraben, klärte der Staatsanwalt sie über die Spezialitäten des Hauses auf. Offenbar ging er hier ein und aus, während Alex zum ersten Mal im Königshof war. Im Gegensatz zu Hubert.
Sie entschieden sich für das fünfgängige Degustationsmenü.
»Die korrespondierenden Weine sind ganz hervorragend. Leider sind wir beide mit dem Auto da. Aber beim nächsten Mal lösen wir das anders«, sagte Prinz.
Nachdem sie bestellt hatten, war die Unterhaltung zunächst etwas schleppend, doch nach und nach nahm sie Fahrt auf.
»Ich erinnere mich noch sehr gut an unseren ersten gemeinsamen Fall, den Fall …«
»Eberdin«, ergänzte Alex und fuhr fort: »Die Sache mit dem getöteten Tankstellenpächter.«
»Und diesen sauberen argentinischen Zwillingsbrüdern.«
»Genau. Der eine Bruder hat die Tankstelle überfallen, der andere zur gleichen Zeit sein Auto auf einer weit entfernten Polizeidienststelle als gestohlen gemeldet. Eine ziemlich verwirrende Angelegenheit, weil wir natürlich dachten, es sei jeweils ein und dieselbe Person.«
»Bis Sie die Idee hatten, dass es sich um eineiige Zwillinge handelte, und so war es dann ja auch«, konstatierte der Staatsanwalt. »Eine tolle Idee!«
Alex stieg es heiß ins Gesicht bei diesem Kompliment. Sie widmete sich ausgiebig dem lauwarmen Lachs mit grünem Spargel.
»Die rosaroten Wangen stehen Ihnen gut«, kommentierte Dr. Prinz ihre Röte.
Na, super, dachte Alex, jetzt sehe ich aus wie mein Schal. Sie löste den Knoten und gab den Blick auf ihr Dekolleté frei, was Dr. Prinz einigermaßen zu irritieren schien.
»Und dann gab es noch diese wilde Verfolgungsjagd auf dem Flughafen«, lenkte Alex das Gespräch wieder in berufliche Bahnen.
»Ja …«, murmelte der Staatsanwalt, offensichtlich bemüht,nicht allzu intensiv auf den mattsilbernen Halbmond zu starren.
Jetzt hätte Alex ganz gern den einen oder anderen Knopf zugemacht, aber da war kein Knopf. Und den Schal wollte sie nicht unbedingt wieder umlegen.
»Der eine Zwillingsbruder … Aber was erzähl ich da? Das stand ja alles detailliert in meinem Bericht.«
Jetzt lief der Staatsanwalt rot an. »Vermutlich«, gab er zu und löste seinen Blick von Alex’ Brosche. »Aber da wir nie herausbekommen haben, welcher von den beiden Brüdern derjenige war, der den Tankstellenpächter getötet hat – Fingerabdrücke gab es keine –, haben wir die beiden schnellstmöglich nach Argentinien abgeschoben. Dementsprechend habe ich dann auch Ihren Bericht nicht so intensiv gelesen.«
»Da haben wir uns mehrere Beine ausgerissen, um die Täter dingfest zu machen, und dann war alles umsonst«, empörte sich Alex.
Die Rotbarbe mit Hummerravioli, die auf der Zunge zerging, stimmte sie
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