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Radio Miracoli und andere italienische Wunder

Radio Miracoli und andere italienische Wunder

Titel: Radio Miracoli und andere italienische Wunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabio Bartolomei
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Während der DJ mit sich überschlagender Stimme versucht, so etwas wie eine Struktur in die Sendung zu bringen, meldet sich Sergios Handy.
    »Eine SMS von Abu … ›Sie haben geschossen, schaut die Nachrichten an‹«, liest er laut vor.
    »Sie haben geschossen? Auf wen?«, fragt Fausto.
    »Mehr hat er nicht geschrieben.«
    Wir hasten sofort in den Wohnraum hinunter und schalten den Fernseher ein. Erst beim Anblick zweier Titten voller Seifenschaum, Körbchengröße Doppel-D, fällt uns wieder ein, dass wir erst die Sender neu programmieren müssen.
    »Fausto! Die Betriebsanleitung!«, rufe ich.
    »Das Radio, verdammt! Wir müssen eine Nachrichtensendung finden!«, brüllt Sergio.
    Einem Schwarm Idioten gleich, stürmen wir erneut in das Dachzimmer hinauf, wo Claudio anfängt, wie wild an dem Knopf für die Senderwahl zu drehen. In der Gegend hier ist die Auswahl nicht groß, und so bekommen wir nichts als Rauschen und Musikfetzen zu hören.
    »Wann haben sie geschossen?«, fragt Fausto.
    »Woher soll ich das wissen. Das steht nicht in der SMS !«, blafft Sergio.
    »Dann ruf ihn an!«
    »Ich habe kein Guthaben mehr. Sonst hätte ich ihn schon längst angerufen!«
    Fausto verliert die Geduld. »Gib mir seine Nummer, dann ruf ich ihn an …«
    Er tippt die Nummer ein, drückt auf »Senden«, wartet und stößt einen für ihn eher harmlosen Fluch aus.
    »Nacht … viterno … zweiundzwanzig Schüsse … Camo…«, ertönt plötzlich, unterbrochen von Rascheln und Knistern, die Stimme eines Sprechers aus dem Radio. Ich drücke mein Ohr an den Radioapparat und bringe die anderen mit einer Handbewegung zum Schweigen. »Der Hinterhalt von Priviterno steht wahrscheinlich in Verbindung mit einer Abrechnung zwischen rivalisierenden Clans«, sagt der Nachrichtensprecher.
    »Priviterno liegt gleich hier in der Nähe«, bemerke ich.
    »Das klingt ernst. Wer weiß, vielleicht haben sogar diese Arschgesichter vom letzten Mal was damit zu tun«, sagt Fausto.
    »Schöner Mist. Natürlich hängen die mit drin, und vor allem die Typen, die bei uns im Keller sitzen«, fügt Claudio hinzu.
    »Genau das hatte Vito doch gesagt. Wenn du ein Clan-Boss wärst und drei deiner Männer würden einfach so verschwinden, was würdest du dann vermuten? Dass man sie auf einem Ferienbauernhof gefangen hält, oder dass sie von einem rivalisierenden Clan um die Ecke gebracht wurden?«, gebe ich zu bedenken.
    »Dann haben wir ein Problem«, sagt Claudio.
    »Nein«, mischt Fausto sich ein. »Sie haben ein Problem. Diese Nachricht bedeutet, dass unser Plan voll aufgegangen ist. Sie haben nicht den geringsten Verdacht und schießen sich gegenseitig ab … Und das kann uns doch am Arm vorbeigehen, oder?«
    »Solange kein Unschuldiger betroffen ist«, wendet Claudio ein.
    »Du und dein ewiger Pessimismus!«, brüllt Fausto.
    Claudio bleibt stur. »Aber so ist es doch. Letzten Endes trifft es immer die, die nichts damit zu tun haben.«
    »Hör mal, im Moment haben sie diesen Camorrista nur verwundet. Ich wiederhole: verwundet … So toll sind die auch wieder nicht. Also, entspannen wir uns«, sagt Fausto.

35
    Die Nachmittagsausgabe der Nachrichten hören wir uns zusammen mit Vito an. Um den Küchentisch versammelt, lauschen wir gebannt dem Bericht über den Hinterhalt und lassen den Alten dabei nicht eine Sekunde aus den Augen.
    »Ich habe es doch gewusst«, sagt er schließlich.
    »Seid ihr der Grund für dieses Durcheinander?«, frage ich.
    »Die scheren sich einen Dreck um uns, um so einen Alten wie mich und diese beiden Doofköpfe. Typen wie die kriegen sie hier im Dutzend nachgeworfen … Das ist ein Angriff gegen den Clan. Die denken, dass jemand versucht, ihnen geschäftlich in die Suppe zu spucken, und sie herausfordert«, fährt Vito fort.
    »Aber was uns angeht, haben sie keinen Verdacht …«, meint Fausto zögernd.
    »Wie ich schon sagte, hier in der Gegend gibt es miesere Typen als euch. Ich glaube, dass ihr noch eine Weile eure Ruhe haben werdet.«
    Ich stehe auf und laufe nachdenklich hin und her.
    »Was hast du denn da auf deinem Schuh?«, fragt Vito.
    Ich schaue nach unten und sehe auf der Kappe meines rechten Schuhs zwei weiße, flaumige Flecken.
    »Das da? Keine Ahnung. Das Zeug ist unten an den Reben. Ich muss wohl mit dem Fuß daran gekommen sein, und das da ist hängen geblieben.«
    »Stehen da so kleine Pilze am Stamm?«
    »Ja, an fast allen Rebstöcken. Wahrscheinlich ist das normal.«
    »Von wegen normal. Das ist der

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