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Radio Miracoli und andere italienische Wunder

Radio Miracoli und andere italienische Wunder

Titel: Radio Miracoli und andere italienische Wunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabio Bartolomei
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wir vielleicht Schwein«, sage ich zu Fausto.
    »Was ist los?«
    »Das waren bloß zwei Weiber, die sich verfahren haben.«
    »Was …?«, erwidert Fausto verwirrt.
    Als das Auto verschwunden ist, erheben wir uns aus dem Gras und eilen zu Sergio, der immer noch vornübergebeugt dasteht und sich mit den Händen auf den Knien abstützt.
    »Vito?«, fragt er.
    »Verschwunden«, antworte ich.
    »Scheiße … Wir müssen Abu Bescheid geben, dass er geflohen ist, und uns darauf vorbereiten, von hier zu verschwinden«, sagt er.
    Ich habe nie eine Hitliste der schlimmsten Augenblicke meines Lebens erstellt, aber ich bin sicher, dass dieser Marsch durch den Weinberg den vordersten Platz einnimmt.
    Als wir gerade aus der letzten Reihe treten wollen, richtet ein Haufen welkes Laub das Wort an uns.
    »Sind sie weg?«
    Wir sind alle tief in Gedanken versunken, und der Mannhafteste unter uns fährt einen halben Meter in die Höhe. Aus dem Blätterhaufen blickt uns Vitos Gesicht entgegen, geschwärzt wie Rambos Antlitz im Wald des bösen Sheriffs.
    »Also, sind sie jetzt weg oder nicht? Hier ist alles voller Ameisen!«
    »Die waren nur auf der Durchreise. Komm raus da«, sagt Sergio.
    Vito steht auf, und wir klopfen die Erde und die Blätter ab, die an seiner Kleidung haften. Aus den Säuberungsmaßnahmen werden nach und nach liebevolle Klapse und schließlich gerührte Umarmungen.
    »Was soll das? Muss ich jetzt Angst haben? Ihr gehört doch wohl nicht zu diesen arschfickenden warmen Brüdern …«

37
    Um zu vermeiden, dass die beiden Burschen Verdacht schöpfen und auf die Idee kommen, wir könnten uns verbrüdert haben, beschließen wir, dass Vito weiterhin im Keller schlafen soll. Morgens werden wir ihn aus dem Bett zerren wie einen zur Zwangsarbeit Verurteilten, und abends werden wir ihn dort wieder abliefern – einsam, verbittert und erschöpft von der Arbeit. Vitos körperliche Unversehrtheit und unsere Sicherheit hängen davon ab, dass die beiden Jung-Camorristi keinerlei Verdacht schöpfen. Ein Maulwurf im Keller wird uns vor eventuellen Fluchtversuchen rechtzeitig warnen.
    Der Alte zeigt auch in dieser Hinsicht seine Bereitschaft zur Zusammenarbeit und gibt probeweise einige Varianten seiner abendlichen Rückkehr in den Keller zum Besten, darunter auch eine besonders ergreifende Interpretation samt unechten Tränen, was zwar sehr theatralisch, aber letztlich überzeugend wirkt. Außerdem schlägt er vor, Sergios Biografie so auszuschmücken, dass die beiden Burschen von sich aus nicht auf dumme Gedanken kommen.
    »Seid mir nicht böse«, sagt er zu Fausto und mir, »aber Sergio kommt nun mal am glaubwürdigsten rüber.«
    Also wird Vito seinen Mitgefangenen flüstern, dass er Sergios Namen im Zusammenhang mit einigen der schlimmsten Blutbäder der Sechzigerjahre kenne. Mit diesem Typ sei nicht zu spaßen. Wenn die beiden Nachwuchs-Mafiosi sich nicht die Mühe machen, genau nachzurechnen, könnte sein Plan aufgehen.
    »Vor so etwas haben die Jungen Respekt«, erklärt er. »Typen wie sie kann man nur mit Angst gefügig machen.«
    Vito sieht auch sofort ein, dass wir seine Freigänge außerhalb des Hofes auf das Notwendige beschränken müssen, denn es besteht das Risiko, dass uns jemand ausspionieren könnte. Im Haus selbst kann er sich natürlich frei bewegen, aber für den Fall, dass Gäste kommen sollten, wird es besser sein, wenn er ihnen aus dem Weg geht. Die Gefahr, dass jemand aus dem Dorf neugierige Fragen stellt, ist nicht zu unterschätzen, und wenn es sich herumsprechen sollte, dass ein alter Mann bei uns im Haus lebt, könnte der eine oder andere Verdacht schöpfen.
    Voller Begeisterung zählt Vito auf, wo er sich überall nützlich machen könnte. Er könnte sich des Weinbergs annehmen, kleinere Tischlerarbeiten erledigen und uns vor allem in der Küche zur Hand gehen.
    »Ich entstamme einer Familie von Köchen«, sagt er stolz.
    »Aber waren das nicht Bauern?«, frage ich ihn.
    »Und Musiker?«, fügt Fausto hinzu.
    »Zwei meiner Onkel waren Köche auf einem Kreuzfahrtschiff. Einer hat sogar auf der Jacht von Agnelli gekocht!«
    Wir schauen ein wenig dumm.
    »Entschuldigt, bei allem Respekt, ihr strengt euch wirklich an, aber das Zeug, das ihr produziert, ist nicht zu fressen. Versuchen könnte ich es doch mal, oder?«
    Vitos Engagement überrascht mich sehr. Noch vor wenigen Wochen lautete sein einziger Kommentare zu allem: »Ist mir doch scheißegal.« Er schien von seinem früheren Leben und dessen

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