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Radio Miracoli und andere italienische Wunder

Radio Miracoli und andere italienische Wunder

Titel: Radio Miracoli und andere italienische Wunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabio Bartolomei
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Haus betrachtet hat?«, frage ich.
    »Ja, aber du argumentierst, als ob er einer von uns wäre. Typen wie er würden für eine Partie Videopoker das ganze Anwesen verhökern. Und uns gleich mit«, antwortet Fausto.
    Sergio nickt. »Er hat recht. Die sind nicht so wie wir.«
    »Sicher, wenn man ihm trauen könnte, wäre die Situation mit den Gefangenen viel besser zu handhaben. Drei sind auf die Dauer definitiv zu viel«, sage ich.
    »Das stimmt auch wieder. Wir können ihm ja so etwas wie beaufsichtigten Freigang gewähren. Tagsüber darf er zum Arbeiten für ein paar Stunden mit uns raus. Aber zum Schlafen muss er wieder zurück in den Keller«, meint Sergio.
    Claudio hört nachdenklich zu.
    »Wenn einer von uns den ganzen Tag über auf ihn aufpassen muss, retten wir vielleicht den Weinberg, aber alle anderen Arbeiten verzögern sich. Ich schlage deshalb vor, Vito auf die Probe zu stellen«, sagt er.

36
    Der Plan, den wir ausarbeiten, ist simpel. Wir werden Vito zum Arbeiten in den Weinberg bringen. Sobald er dort ist, wird Sergio, unser Sicherheitsbeauftragter, ihn allein lassen, da Claudio ihn unter dem Vorwand rufen wird, er bräuchte dringend seine Hilfe im Haus, weil ein Baugerüst eingestürzt ist. Fausto und ich verstecken uns derweil im hohen Gras, auf dem Sprung, Vitos Flucht zu vereiteln. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass er uns entkommen könnte, wird als letztes Aufgebot Abu bereitstehen und ihn abfangen, bevor er die Straße erreichen kann.
    Aufgeregt beziehen Fausto und ich unsere Stellung. Sergio geht in den Keller, um Vito zu holen. Kaum sind die beiden draußen, verwickelt Claudio ihn in ein Gespräch und lässt dabei durchblicken, dass der Rest unserer Gruppe mit ihm zusammen im zweiten Stock arbeitet.
    Im Gras versteckt, beobachten wir, wie die beiden in den Hof treten – Vito mit dem großen Strohhut auf dem Kopf, der sein Gesicht verdeckt, Sergio mit den Arbeitsutensilien in der Hand.
    Aufmerksam untersucht Vito die Pflanzen, bevor er sich ans Werk macht. Bald ist er gänzlich in seine Arbeit vertieft. Er zeigt Sergio die befallenen Blätter und redet auf ihn ein, was wir von unserem Versteck aus jedoch nicht hören können. Sergio tut so, als würde ihn das alles brennend interessieren. Plötzlich ertönt aus dem Innern des Hauses ein dumpfer Schlag, gefolgt von Claudios lauten Rufen.
    »Mist, elendiger! Das Gerüst ist eingestürzt! Sergio, komm und hilf mir!«
    Der Satz klingt ein wenig nach Lehrbuch, aber der Alte scheint nichts zu bemerken.
    »Ich schau mal nach, was diese Idioten jetzt wieder angestellt haben«, sagt Sergio.
    »Ja, ja, geh nur«, erwidert Vito.
    Seine Antwort gefällt mir nicht, und ich gebe Fausto ein Zeichen, dass er sich bereitmachen soll, ihn am Kragen zu packen. Vito beobachtet Sergios Abgang und späht ins Innere des Hauses. Gerade als Sergio ins Haus tritt und wir jeden Moment mit Vitos Flucht rechnen, spitzt sich die Situation zu. Auf der Straße taucht ein Auto auf.
    »Bleib unten, bleib unten!«, flüstere ich.
    »Jetzt sind wir am Arsch, verdammte Kacke!«
    »Wir müssen Vito den Weg abschneiden!«
    Aber als wir uns zu ihm umdrehen wollen, stellen wir fest, dass er verschwunden ist.
    »Wir haben einen Riesenmist gebaut!«, flüstere ich.
    Das Auto kommt näher, und ich rechne fest damit, dass Vito jeden Moment aus dem Gebüsch springen wird.
    »Wir müssen weg hier, sonst geschieht ein Unglück!«, ruft Fausto.
    »Spinnst du? Sollen wir vielleicht Sergio und Claudio im Stich lassen?«
    Als er das Auto kommen hört, stürzt Sergio an die Tür. Sein besorgter Blick geht sofort zum Weinberg und dann in unsere Richtung, aber wir müssen liegen bleiben, damit wir nicht gesehen werden.
    Der bloße Anblick des alten schwarzen Golfs jagt uns Gänsehaut über den Rücken. Der Wagen bleibt vor Sergio stehen, der sich zu dem kleinen Fenster hinunterbeugt. Voller Panik bemühe ich mich, Fausto zu ignorieren, der noch aufgelöster ist als ich, und schaue zu Abu hinüber. Der Afrikaner beobachtet mich verstohlen aus der Ferne, ohne das Tomatenpflücken zu unterbrechen. Gestikulierend versuche ich, ihn nach Vito zu befragen, aber er zuckt nur die Schultern.
    Daraufhin setzt sich der Wagen im Rückwärtsgang wieder in Bewegung und fährt auf die Schotterstraße zurück. Erst jetzt bin ich geistesgegenwärtig genug, mir das Auto und die Insassen näher anzuschauen, und stelle fest, dass darin zwei junge Frauen sitzen, die eine mit einer Straßenkarte in der Hand.
    »Haben

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