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Radioactive (Die Vergessenen) (German Edition)

Radioactive (Die Vergessenen) (German Edition)

Titel: Radioactive (Die Vergessenen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Shepherd
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begannen, ihr Leben außerhalb der Legion zu leben, und vergaßen ihr eigentliches Ziel. Sie verloren den Anschluss an die Legion und wollten selbst immer stärker werden. Bei jedem Treffen forderten sie mehr Leute, sodass die Legion zustimmte, ihnen die Verweigerer und Querulanten zu schicken, die eigentlichen Verstoßenen. Ein fataler Fehler.“
    Dazu muss dann also Paul gehört haben. So wie Florance und die Zwillinge im Norden. Denn sie kamen erst später zu den Rebellen und waren nicht von Anfang an Teil der Gruppe. A350 schüttelt den Kopf und blickt von den Monitoren über die Wüstenlandschaft.
    „ Schließlich brach Streit in den Höhlen aus, weil sich die Menschen uneinig über ihre Ziele waren. Ein Teil von ihnen wollte weiterhin mit der Legion zusammenarbeiten, um so eine Zukunft für alle Menschen der Sicherheitszone schaffen zu können, aber andere wollten sich komplett von der Legion lösen. Die Legion bat sie mehrmals zum Gespräch, doch nur einer von ihnen nahm das Angebot an. Als er von der Lage in den Höhlen berichtete, waren die Legionsführer geschockt. Es war weit schlimmer, als sie gedacht hatten. Deshalb sahen sie sich gezwungen, einzugreifen.“
    Vor meinem Auge kann ich die vielen Toten förmlich sehen, trotzdem frage ich: „Wie griffen sie ein?“
    „ Der letzte Legionsführer des Experiments schloss einen Handel mit ihnen ab. Er wollte Freiheit für sich und seine Angehörigen, ein Leben ohne die Legion. Der Rest war ihm egal. So vereinbarten sie einen Tag für einen Angriff. An diesem Tag verließ der Legionsführer mit seinen Angehörigen bewusst die Höhlen. Als sie zurückkamen, waren die anderen verschwunden.“
    Der Legionsführer hatte die anderen verraten, um sich selbst zu schützen. Ohne dass ich fragen muss, weiß ich, dass dieser Legionsführer Gustav gewesen sein muss. Er hat seine Familie, zu der mittlerweile alle Rebellen zählen, schon immer über alle anderen gestellt.
    „ Das Experiment war somit zwar gescheitert, aber die Verstoßenen verhielten sich ruhig, sodass wir jahrelang in Frieden nebeneinander leben konnten. Bis vor einem Jahr die ersten Angriffe kamen.“
    „ Was hat sich geändert? Warum griffen sie plötzlich an?“
    „ Die Kinder von damals sind erwachsen geworden. Sie wissen nichts von der Legion und sehen in uns nur den Feind. Für alles, was in ihrem Leben schiefläuft, geben sie uns die Schuld. Und die Älteren erinnern sich zwar an die Legion, aber sehen sich schon lange nicht mehr als ein Teil davon. Sie wollen unabhängig sein.“
    Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich denken, dass sie von Finn spricht. Jede Aussage trifft perfekt auf ihn zu.
    „ Aber wie soll es weitergehen? Die Menschen können doch nicht für immer in der Sicherheitszone leben“, werfe ich schnell ein. Alleine die Aussicht darauf ist grausam.
    „ Sie können aber auch nicht ausgesetzt werden wie Tiere. Den Fehler hat die Legion bereits einmal gemacht.“
    „ Aber sie könnten vorsichtig und langsam an ein Leben über der Erde herangeführt werden. In kleinen Schritten.“
    A350 lächelt mir entgegen. Es ist dasselbe Lächeln, mit dem sie über die Legion spricht. Sie scheint stolz auf mich zu sein. „Das sehe ich genauso. Sprich bei der Konferenz über deinen Vorschlag zur Nahrungsvergabe und ich werde dich darin unterstützen.“
    Sie legt mir beide Hände auf die Schultern und blickt mir aufmunternd in die Augen. Obwohl sie genauso lichtblau sind wie die eines jeden anderen hier, glaube ich, darin etwas wiederzuerkennen. Ich kann nicht sagen, was es ist, aber ich fühle mich ihr plötzlich sehr nah. Ihre Unterstützung bedeutet mir viel, denn vielleicht kann ich es so endlich schaffen, wirklich etwas für die Menschen der Sicherheitszone zu verändern. Das ist, was ich immer wollte. Vielleicht muss kein Blut vergossen werden, um die Welt zum Bessern zu wandeln. Vielleicht können Worte zum ersten Mal mehr erreichen als Fäuste.

06. Kompromisse
     
    Als ich am Abend in dem weichen, aber viel zu großen Bett liege und das Licht der abertausend Sterne in mein Zimmer leuchtet, schaffe ich es nicht, die Augen zu schließen. Zu viele Gedanken rasen durch meinen Kopf. Auf der einen Seite möchte ich mich voll und ganz der Legion und vor allem den Menschen in der Sicherheitszone widmen, aber auf der anderen Seite fühlt es sich wie Verrat an. Was würde Finn nur dazu sagen? Ich kann den enttäuschten und verletzen Blick in seinen Augen förmlich vor mir sehen.

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