Radioactive (Die Vergessenen) (German Edition)
D577.“
Niemals. Egal welche Bezeichnung sie ihm auch geben, für mich wird er immer Finn bleiben. Und ich werde dafür sorgen, dass er sich selbst auch wieder daran erinnert.
Ein anderer Legionsführer, der sich bisher selten an Diskussionen beteiligt hat, mischt sich nun ein. „Somit wäre geklärt, was mit dem Angreifer geschieht, aber nicht, wie wir uns in Zukunft vor Angriffen dieser Art wappnen sollen.“
„ Wir haben die Patrouillen auf das Doppelte erhöht“, erklärt der oberste Kämpfer, doch das reicht dem Legionsführer nicht. Ich erinnere mich wieder an seine Bezeichnung: A333. Er war einer derjenigen, die bei dem Angriff bei mir in der Sicherheitszone geblieben sind.
„ Ich wette, die östliche Legion hat ihre Patrouillen ebenfalls erhöht, und trotzdem hat es sie nicht vor einem Angriff geschützt. Meiner Meinung nach sollten wir deshalb die Rebellion unterbinden, solange es noch möglich ist.“
„ Was soll das heißen?“, entfährt es mir alarmiert, wofür ich augenblicklich böse Blicke von allen Seiten ernte.
„ Die Verstoßenen müssen zum Schweigen gebracht werden. Wir haben damit bereits viel zu lange gewartet“, stimmt A489 seinem Vorredner zu.
„ Das kann nicht euer Ernst sein. Er war alleine und hat mit Steinen geworfen. Es war eine Verzweiflungstat und nie wirklich eine Gefahr“, rufe ich aufgebracht aus. „Die anderen Verstoßenen hatten damit nichts zu tun. Ihr könnt sie nicht für seinen Wahnsinn bestrafen.“
„ Er war alleine, aber vielleicht war er auch nur der Erste von vielen, die seinem Beispiel folgen werden. Wir müssen ein Zeichen setzen.“
„ Warum sollte ihm jemand folgen wollen? Was hat es ihm denn schon gebracht? Die Verstoßenen werden ihn für tot halten.“
„ Und gerade das könnte sie dazu animieren, einen Racheakt zu planen. Womöglich verbünden sie sich mit den Verstoßenen aus dem Norden und Osten.“
Ich schüttele hartnäckig den Kopf. „Ich könnte mit ihnen reden. Sie kennen mich und vertrauen mir. Es würde sie beruhigen zu wissen, dass Finn noch am Leben ist. Sie würden mich nicht belügen.“
Empörung kommt sofort über meinen Vorschlag auf. „Es sind nicht wir, die um Vergebung bitten müssen, sondern sie. Wir haben ihnen die Möglichkeit eines unbeschwerten Lebens geboten, doch sie werfen mit Steinen nach uns. Damit muss Schluss sein. Sie gefährden das Leben der Menschen in der Sicherheitszone.“
Verzweifelt suche ich nach Worten, obwohl ich weiß, dass sie ihr Urteil bereits gefällt haben und nichts, was ich sage, sie umstimmen wird.
„ Sie haben nur ein falsches Bild von der Legion, so wie ihr ein falsches Bild von ihnen habt. Ich könnte verhandeln und die Missverständnisse aufklären.“
„ Die Zeit für Verhandlungen ist bereits lange vorbei. Jetzt folgen Taten.“
Die anderen nicken bei A489s Worten zustimmend, während ich ungläubig den Kopf schüttele. „Stimmen wir nicht einmal ab?“, bringe ich schwach hervor, obwohl es sinnlos ist.
A489 grinst mich triumphierend an. „In Ordnung, stimmen wir ab. Wer ist für eine Auslöschung der Verstoßenen?“
Neunzehn Hände heben sich. Alle, außer meiner und der von A566. Wieder ist er der Einzige, der zu mir steht. Selbst A350 hat sich gegen mich verschworen. Ich halte es nicht eine Sekunde länger in diesem Saal aus. Aufgebracht springe ich auf und stürze aus dem Zimmer, schnappe nach Luft wie ein Fisch an Land. Das darf nicht wahr sein. Ich muss es verhindern, egal wie.
09. Freunde in der Not
Ich kann weder essen noch schlafen. Es ist, als hätte man mich unter Strom gesetzt. Es muss einen Weg geben, die Rebellen vor dem Angriff zu warnen. Leider weiß ich nicht einmal, wann genau er stattfinden soll, da ich mich nicht länger beherrschen konnte und die Konferenz vor deren Ende verlassen habe. Jetzt ärgere ich mich darüber. Aber das Datum werde ich schon noch herausfinden. Viel wichtiger ist, was ich dann tun soll. Natürlich könnte ich A566 bitten, mit mir zu den Höhlen zu fahren. Ich würde mich wahrscheinlich sogar noch an den Weg erinnern, aber ich kann unmöglich das Leben der Rebellen in die Hände eines Fremden legen. Auch wenn A566 nicht für ihren Tod gestimmt hat, so ist mir das Risiko dennoch zu hoch. Zudem würde ich ihn durch meine Bitte zu einem Mittäter machen. Er würde genauso des Verrats angeklagt werden wie ich. Es wäre nicht fair, ihm so eine Last aufzubürden.
Ich würde mir wünschen, dass ich gemeinsam mit Finn, Zoe und
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