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Radioactive (Die Vergessenen) (German Edition)

Radioactive (Die Vergessenen) (German Edition)

Titel: Radioactive (Die Vergessenen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Shepherd
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schüttelt sie den Kopf, so als hätte ich ihr eine Frage gestellt.
    „ Wie ist dein Name?“, frage ich sie, um sie so zum Sprechen zu bringen. Wenn sie wirklich die Frau ist, für die ich sie halte, muss ihr die Bedeutung eines Namens bewusst sein. Sie legt ihren Kopf von der einen auf die andere Seite, so als würde sie meinen Worten wirklich lauschen. Vielleicht kann sie auch durch das dicke Stahl der Tür gar nicht richtig hören, was ich sage.
    Ich zeige auf mich und lege danach meinen Finger auf das kalte Glas des Fensters und schreibe meinen Namen: C-L-E-O.
    Wieder schüttelt die Frau nur verständnislos mit dem Kopf.
    Vielleicht versteht sie mich besser, wenn ich mich mehr der Umgebung anpasse. Deshalb schreibe ich nun: A518.
    Das scheint sie besser zu verstehen, doch ihre Reaktion darauf ist nicht so, wie ich es mir erhofft hatte, denn sie spuckt angewidert auf den Boden vor ihren Füßen und wirft mir einen hasserfüllten Blick zu. So verrückt sie auch sein mag, scheint sie immer noch zu wissen, dass die Legionsführer dafür verantwortlich sind, dass sie in dieser Zelle festsitzt.
    „ Wer bist du?“, frage ich sie, obwohl die Bezeichnung an ihrer Tür steht, aber ich will es von ihr selbst hören.
    Ein eigenartiges Grinsen macht sich plötzlich in ihrem Gesicht breit und sie tritt beiseite, sodass ich sie nicht länger sehen kann, dafür kann ich nun auf die Wand hinter ihr blicken. Die ganze Fläche ist in rot beschrieben. Immer und immer wieder hat sie ‚Z318’ geschrieben. Mal in winziger Größe und dann wieder ganz groß. Die ganze Wand ist voll davon.
    Plötzlich schlägt sie ihre Hände gegen das Glas, sodass ich erneut zurückschrecke. Ihre Fingerkuppen sind blutig und hinterlassen kleine rote Punkte auf dem durchsichtigen Glas der Scheibe. Es ist ihr Blut.
    Langsam bekomme ich wirklich Angst vor der fremden Frau und frage mich, ob ich mich nicht vielleicht in etwas verrannt habe. Aber ich habe sie ja nicht einmal gefragt, weswegen ich überhaupt gekommen bin. Obwohl ich am liebsten sofort umkehren würde, zwinge ich mich zu bleiben.
    Mit meinem Finger schreibe ich auf die Scheibe: M-A-G-G-I-E. Anders als bei ihr, hinterlassen meine Fingerspitzen keine blutige Spur. Z318 beginnt zu lachen, so als hätte ich einen Scherz gemacht. Sie scheint gar nicht mehr aufhören zu können und hält sich vor lauter Lachen schon den Bauch. Doch durch die Tür kann ich sie nicht hören, sondern nur sehen. Tränen quellen aus ihren Augen hervor und für einen Moment bin ich mir nicht mehr sicher, ob sie wirklich noch lacht oder jetzt weint.
    Aber plötzlich hebt sie den Kopf und ihre Miene ist erneut wie versteinert, so als wäre nichts gewesen. Sie mustert mich erneut mit schief gelegtem Kopf wie ein Vogel. Fast erwarte ich, dass sie im nächsten Moment mit dem Kopf gegen die Scheibe picken wird. Doch sie rührt sich nicht von der Stelle, sondern starrt mich an, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken.
    Ich wünschte, ich könnte mit ihr sprechen, aber leider bleibt uns nur die Zeichensprache. Wenn ihr eigener Name nichts bei ihr auslöst, dann vielleicht wenigstens die ihrer Kinder. Erneut lege ich meinen Zeigefinger auf die Scheibe und schreibe: Z-O-E.
    Es folgt keine Reaktion von Z318. Sie ist wie erstarrt. Nicht einmal ihre Augen bewegen sich.
    Vorsichtig klopfe ich gegen das Glas der Scheibe, doch nichts passiert. Vielleicht vertraut sie mir auch einfach nicht, immerhin bin ich eine Legionsführerin. Ich könnte testen, ob sie sich noch erinnert. Es könnte eine Falle sein.
    Unsicher blicke ich mich um. Bis zu der großen Doppeltür sind es nur drei Schritte. Der Raum ist ein Durchgang, ohne eigene Lichtquelle. Das einzige Licht kommt von dem rot leuchtenden Zahlenfeld und durch das Fenster zu der Zelle von Z318. Trotzdem reicht das spärliche Licht, um zu erkennen, dass der Raum vollkommen leer ist. Es gibt weder ein Regal noch Haken an der Wand.
    Ich lege die Spitze meines Zeigefingers gegen meine vorderen Zähne und beiße zu, doch ich schaffe es einfach nicht, feste genug zu beißen, um meine Fingerspitze zum Bluten zu bringen. Verzweifelt lasse ich meine Finger den Rand der Tür abtasten, bis ich finde, worauf ich gehofft habe: Eine spitze Stelle. Nur wenige Zentimeter oberhalb des Bodens befindet sich eine scharfe Kante. Solange man nur leicht über sie tastet, ist sie ungefährlich, aber wenn man mit Druck an sie gerät, könnte sie scharf genug sein, um die Haut aufzureißen. Ich beiße meine

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